AfD-Islambuch

Hetzschrift im Mantel der Sachlichkeit

Die AfD Thüringen hat ein Buch zum Islam herausgegeben. Der Islamwissenschaftler Elhakam Sukhni hat es für IslamiQ gelesen. Fazit: Kein Pamphlet. Scheinbare Sachlichkeit. Unterschwellige Hetze.

26
06
2016
Das AfD-Islambuch: hetzerisch oder sachlich?. © http://afd-thl.de/buch-der-islam-fakten-und-argumente/

Voller Stolz verkündet die AfD für „alle, die mehr über den Islam wissen und sich selbst ein Urteil bilden wollen“, die Veröffentlichung eines Islambuchs mit dem Titel: „Der Islam. Fakten und Argumente.“ Dass es sich bei den „Argumenten“ wohl kaum um solche für den Islam, sondern eher gegen selbigen handelt, dürfte angesichts der offen islamfeindlichen Haltung der AfD sicherlich niemanden verwundern. Insbesondere das Vorwort des Vorsitzenden der Fraktion der AfD im Thüringer Landtag, Björn Höcke, welches auf nur zwei Seiten die gängigsten islamophoben Positionen bedient, lässt keinen Zweifel an der Absicht dieser Publikation. Wer allerdings eine populistisch reißerische Hetzschrift gegen den Islam erwartet, wird schwer enttäuscht sein.

Reduktion auf militärische Konflikte

Tatsächlich bemüht sich der Autor Dr. Michael Henkel darum, den Eindruck zu vermitteln, sachlich und mit vielen Quellenverweisen einem akademischen Standard gerecht zu werden. Der Politikwissenschaftler macht jedoch bereits in seiner Einleitung deutlich, dass er den Islam als ein politisch soziologisches Konstrukt betrachtet und nicht einfach als Religion. Das Wirken des Propheten Muhammad reduziert Henkel in nur wenigen Zeilen schlicht auf militärische Konflikte und vermeintliche Expansionsbestrebungen, ohne auch nur mit einem Satz auf theologische Aspekte oder die ethische und spirituelle Botschaft des Propheten einzugehen. Stattdessen beschäftigt ihn vielmehr der Beginn der islamischen Zeitrechnung mit der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina, denn dies sei „insofern markant, als es nicht Mohammeds Geburt, sondern sein Eintritt in die große Politik ist, mit dem der Islam beginnt“ (S. 11).

Sunniten – Schiiten

Nahtlos geht der Autor dann stark verkürzt zu den politischen Ereignissen über, die zur (politischen) Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten führten. Henkel bemüht sich zwar die inhaltlichen Hauptunterschiede zwischen Sunniten und Schiiten sachlich darzustellen, begeht jedoch (wahrscheinlich aufgrund fehlender Expertise) den Fehler, der Schia vorzuwerfen, dass diese glaubten, der Koran sei von Sunniten verfälscht worden (S. 17). Kein anerkannter schiitischer Gelehrter vertritt heute diese Ansicht, auch wenn es ähnliche Debatten gegeben haben mag. Diese Behauptung bedeutet schließlich, dass Schiiten entweder nicht an den Koran glauben, oder eine eigene Version besitzen. Beides trifft nicht zu.

Fehlende Fachexpertise, fragliche Quellen

Nachdem der Autor dann auf Seite 23 kurz auf die fünf Säulen des Islams eingeht und im Folgenden erwähnt, dass der Koran die verfälschten heiligen Bücher der Juden und Christen ablöst, begibt er sich mit den großen Themen „Scharia“ und „Dschihad“ wieder auf politische Ebenen. Dabei wird deutlich, dass der Politikwissenschaftler Henkel einen mangelnden Überblick über innerislamische Debatten hat und in seiner Recherche nur auf Sekundärliteratur angewiesen war, da er als Fachfremder offensichtlich keinen direkten Zugang zu islamwissenschaftlichen Quellen hat. Bei genauerem Nachlesen stellt man dann fest, dass die vielen Fußnoten weniger auf Quellen verweisen, sondern auf eigene Kommentare, wobei unter der verwendeten Sekundärliteratur auch kaum renommierte wissenschaftliche Fachliteratur vorzufinden ist. Stattdessen wird auf populistische und umstrittene Personen wie etwa Bassam Tibi oder sogar Sabatina James und Hamed Abdel-Samad verwiesen, deren Arbeit keinerlei wissenschaftlichen Standards gerecht wird und auf akademischer Ebene niemals ernst genommen wurde.

Henkel geht hier sogar soweit, selbst Karl Marx zu zitieren, von dem er selbst schreibt, dass dieser eigentlich „kein ausgewiesener Islamkenner“ sei, um den Dschihad im Islam zu erklären (S. 34). Dass Henkel „Dschihad“ durchgehend als „Heiliger Krieg“ übersetzt verdeutlicht nur mehr, dass er sich niemals wissenschaftlich mit dem Islam beschäftigt hat. Da er aufgrund fehlender Sprachkennnisse keine eigene wissenschaftliche Recherche betreiben kann und nicht einmal die Standardwerke der Islamwissenschaft zu kennen scheint, dürfte Björn Höckes einleitende Behauptung, die vorliegende Publikation verstehe sich „als ein auf der einschlägigen Forschung basierender Beitrag zur öffentlichen Aufklärung“ nicht mehr als eine leere Phrase bleiben.

Willkürliche Legitimation von Gewalt?

Henkel beschreibt ohne Wertung und durchaus kenntnisreich die Entstehung des politischen Islams im Kontext der sozio-politischen Umstände, aber lässt sich dann zu der Erkenntnis hinreißen, „dass der Koran selbst Rechtfertigungen für religiöse Gewalt liefert, auf die sich Islamisten/Djihadisten durchaus zu Recht berufen können“ (S. 44). Der Politikwissenschaftler versucht seine Voreingenommenheit dadurch zu überspielen, indem er behauptet, der Koran sei „mit Blick auf religiös legitimierte Gewaltanwendung ambivalent.“ In Wirklichkeit blendet er jedoch die gesamte etablierte Koranexegese und all die innerislamischen Diskurse aus, indem er verschweigt, dass auch die Koranverse, die seiner Einschätzung nach Gewalt „zu Recht“ legitimieren, von islamischen Theologen eben nicht als Legitimation für religiös begründeten Extremismus anerkannt werden. An dieser Stelle ist es ziemlich bemerkenswert, dass der Politikwissenschaftler sich als Koranexperte ausgibt und völlig zusammenhangslos die Koranstelle 8:12 zitiert, um die Legitimation für Gewalt im Koran nachzuweisen.

Um mögliche Kollisionen zwischen dem Verfassungsstaat und der Scharia zu veranschaulichen, greift Henkel kulturelle Probleme auf, wie die „Zwangsehe“ (S. 70), ohne zu erwähnen, dass der Prophet Muhammad selbst die Zwangsehe verboten hat. Hier wird etwas als „islamisches“ Problem dargestellt, das kulturell begründet ist und sowohl bei ägyptischen Kopten als auch bei irakischen Jesiden vorkommen kann. Mit Verweis auf einen Artikel auf welt.de kommt er dann auch zu der reißerischen These, „dass die in Deutschland verbotene Mehrehe in muslimischen Gemeinschaften einen Umfang erreicht hat, bei dem es sich keineswegs mehr lediglich um Einzelfälle handelt“ (S. 71).

Besorgt über die Feindbildkonstruktion und „Rhetorik von Islamisten und Djihadisten“ bemängelt der Autor, dass „die komplexe Geschichte der Kreuzzüge nicht eingehender diskutiert“ wird, bei der es sich „um historisch überaus komplexe Vorgänge“ gehandelt haben soll (S. 76-77). Es ist jedoch verwunderlich, dass der Autor es nicht schafft bei Muslimen „historisch komplexe Vorgänge“ zu beachten und völlig selbstverständlich aus der politischen Beziehung des Muftis Amin al-Husseini zu Adolf Hitler einen islamischen Antisemitismus zu konstruieren versucht (S. 91-92).

Die üblichen Verdächtigen

Nachdem der Leserschaft nach fast der Hälfte des Buchs das Gefühl einer differenzierten und sachlichen Auseinandersetzung mit dem Islam vermittelt wird, folgen im zweiten Teil die üblichen populistischen Scheinargumente und Hetzthesen gegen den Islam: Kulturelle Aspekte werden konsequent mit dem Islam vermischt und länderspezifische Eigenheiten, wie das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien, als Beweis für die Benachteiligung aller Frauen „im Islam“ herangeführt (S. 94-95). Dass in den jeweiligen Ländern Ehrenmorde und religiös begründete Gewalt gegen Frauen auch bei arabischen Christen vorkommen, scheint den Autor nicht zu interessieren. Muslimen könne man außerdem grundsätzlich nicht trauen, da sie die Takiyya anwenden würden. Eine „erlaubte Täuschung“ von Nichtmuslimen, „die in Koran und islamischer Lehre gerechtfertigt werde“ (S. 101) und damit alle Muslime unter Generalverdacht stellt.

Spätestens an dieser Stelle verliert diese AfD-Hetzschrift ihren schwer erarbeiteten Schein der Sachlichkeit und gipfelt schließlich in einer Suggestivfrage, wie man sie als Fazit nicht anders erwartet hätte: „Müssen wir uns vor dem Islam fürchten?“ Nach dieser Lektüre wird man wohl glauben: „Ja, müssen wir!“

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@Charley -- Ihr P vom 24.08., 14Uhr21 So, ich unterschätze die Möglichkeiten des Denkens? Vielleicht ist es aber auch grade umgekehrt: Das Sie die Möglichkeiten des Denkens überschätzen. Natürlich hat der Zen-Buddhismus etwas mit Bewusstseinserweiterung zu tun. Aber durch das Denken erreichen Sie das nicht. Sie lösen ein Koan nicht durch logisches Denken. Insofern zeigt ein Koan durch seine Paradoxie grade die Grenzen des menschlichen Denkens auf. Was Fichtes Wissenschaftslehre betrifft: Die ist längst überholt! Die moderne Wissenschaftslehre fußt auf Karl Poppers "Kritischem Rationalismus" und seinem Prinzip der Falsifikation. Und was die Individualität betrifft, die für Sie offenbar so zentral ist: Auch da ist man inzwischen wesentlich weiter als zu Zeiten Fichtes. Die moderne Neuropsychologie zweifelt inzwischen aus guten Gründen, ob es so etwas wie ein "individuelles Selbst" / ein Selbstbewusstsein überhaupt gibt oder ob es nicht nur ein genialer Trick ist, den unser Gehirn uns vorgaukelt? Insofern wäre es tatsächlich richtig, zu sagen, nicht "Ich" denke, sondern mein Gehirn. Näheres dazu erläutert u.a. Thomas Metzinger in "Der Ego-Tunnel." Dass Religionen nicht grundgesetzkonform sein müssen, das ist inzwischen wohl bei Ihnen angekommen, wie ich einem P von Ihnen unter einem anderen Beitrag entnommen habe. lg Johannes Disch
05.09.16
2:05
Charley sagt:
@Johannes Disch: (Sorry, ich merke, es ist leider etwas länger geworden :-)) Das Christentum unterscheidet sich von den vorchristlichen Religionen dadurch, dass es tatsächlich das Göttlich im Menschen (an)erkennt. Der Buddhismus kennt so etwas (die innere "Buddhanatur" jedes Menschen); der Hinduismus mit der Atma-Natur auch, es wäre jeweils besonders zu betrachten). Das Christentum legt erkennt dieses "Göttliche im Menschen" sogar in(!) seiner "Person" ("hinein-verzaubert") an. Der Islam zeigt - soweit ich das verstehe - die rätselhafte Figur, dass er als nachchristliche Religion die radikalste vorchristliche Religion ist ("Allah hat keinen Sohn"). Soweit mir die Aussagen des Koran bekannt sind, beruhen sie sämtlichst auf Missverständnissen des Sohnesbegriffs als auch des Christentums. Dieser Gottesbegriff im Menschen, wenn man ihn philosophisch greifen will, ist etwas ganz Ungriffiges. :-) Goethe lässt Mephisto darum auch im Faust zum "Schüler" sagen: "Folg nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange, Dir wird gewiß einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange!" (gemeint ist "Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum.") Aber als Realität hat es aus dem Christentum heraus sich langsam immer mehr an die Oberfläche gearbeitet und Kultur und (Aufklärung und idealistische Philosophie) Selbst-bewusstsein geschaffen: Er zeigt sich in der unbedingten "Würde des Menschen". Und diese Würde ist etwas, was eben nicht (persönlicher) Stolz ist. So erlebe ich praktisch an Moslem z.T. eine beeindruckende Hochherzigkeit und und dann auch wieder einen absurden "Stolz". Da Klarheit für sich zu bekommen, ist entscheidend und wesen-tlich. Denn das Christentum, als esoterischer Vorgang, schafft erst selbst-erkennend die Gotteserkenntnis. Es lässt sich ja komplett auf die 2 Moses-Zitate reduzieren, die Jesus in Matth 22, 37-40 spricht. Wer oder wo da "Gott" ist, ist noch völlig offen und eine Erkenntnisaufgabe. So entsteht die Gewissensinstanz, die letztlich Selbstverantwortung ist. Selbstverantwortung ist auch immer kreativ und nicht nur ein Befolgen von eben äußeren, normativen Vorschriften. Moralische Kreativität ist in der (vollkommenen) Liebe völlig unbedingt. (In diesem Sinne nannte ich Christus mal das Urbild (Platon!) der Liebe im Kosmos.)So entsteht Neues in der Welt aus Freiheit. Das erfordert Mut, sich selbst zu wagen. Dazu ließe sich noch viel mehr ausführen! Insofern ist das Christentum die Religion des Neuanfangs und der Freiheit (als esoterische Erfahrung gemeint!). Ohne diesen Mut falle ich immer wieder zurück in ein Unterwürfiges, werde zum Moralautomaten, der, je besser er die (leider nur interpretierten) Befehle seines "Gottes", seines "wahren" Buches ausführt, um so weniger Verantwortung hat. Das Peinlich-Absurde-Dümmliche aller Fundamentalisten jeglicher Religion ist da doch schrilles Beispiel. Auf den notwendigen Selbstorientierungsprozess am Koran verweisen Sie, Herr Disch, ja. Die Frage ist nur, ist das eine Zwiebelmeditation (Peer Gynt, Ibsen, sucht als alter Mann so seinen eigenen Kern und "erkennt": "die Zwiebel hat keinen Kern", seine Antwort gibt ihm dann Solveig ganz am Schluss), also nur Hülle um Hülle, oder gibt es einen Kern, der sich herausschälen will als Wesen. Wer sucht sich also zu orientieren, wenn ein Moslem am Koran nach der richtigen (Selbst-)Orientierung sucht? Ein Genie war Angelus Silesius, der in seinen vielen 2-zeilern im Cherubimischen Wandersmann (gibts als PDF im Netz) in x Versen um dieses Problem kreist. Z.B.: "Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren / Und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren." - Inzwischen hat sich dieses Wesen selbst erkannt (moderner Individualitätsbegriff) und ist Grundlage der modernen Zivilisation. Während vorchristliche Religionen ein Abrücken von der eigenen Person voraussetzen, um das eigene Wesen zu finden, will das Christentum tatsächlich sogar die Person aufgreifen und - diese - verwandelnd "heiligen", was allerdings sicherlich noch Jahrtausende brauchen wird. Wir sind doch noch alle "Babys" in der Fähigkeit geistiger Liebe. (Nochmal Angelus Silesius: "Fragst du, mein Christ, wo Gott gesetzt hat seinen Thron? Da, wo er dich in dir gebieret, seinen Sohn." "O hohe Würdigung! Gott springt von seinem Thron Und setzet mich darauf in seinem lieben Sohn.") Genug der "Religion". - Der Staatenzerfall im vorderen Orient hat viele Aspekte, aber er ist sicherlich kein "Zufall": Indem man die wertvolle Kultur des Islam zerschlägt, drängt man ihn zugleich in eine Simplifizierung, d.h. eben auch Radikalisierung. Das ist auch "von außen" gewollt. So rutscht der Islam in die "böse Rolle", die er nicht zwingend haben muss. Zugleich wäre es das rettende Rückgrat der moslemischen Kultur, wenn diese hohe Intelligenz ihr Selbst-bewusstsein ergriffe. Das damit der Islam als Hülle abfiele ("Allah hat keinen Sohn", s.o. Angelus Silesius), wie das Christentum als Hülle der abendländischen Zivilisation abgefallen ist, aber als innere Kraft weiter existiert, wäre allerdings zwangsläufig. Die Gretchenfrage an den Moslem ist darum: Wer bist DU, unbedingt, selbst? Ohne dieses Selbst bleibt alle Verantwortung bei "Allah, Koran, Mohammed" und der Unverantwortlichste ist der vom Gotteswahn getriebene Fanatiker (s.o. Mephisto). - Zu der verbindlichen Instanz (Papst) des Christentums: Das ist natürlich peinlich. Wobei das Dogma "Allah hat keinen Sohn" genauso ein unverdaulicher Betonklotz ist. Aber Sie, Herr Disch, merken doch, dass "mein Christentum" damit gar nichts zu tun hat. Die katholische Kirche ist als Folklore-Gewohnheitsveranstaltung eine Massen-mensch-haltung und auch nur soweit "zwingend", wie die Lebensgewohnheiten moslemischer Tradition den Einzelnen "zwingen". Die Geschichte von der "Möwe Jonathan" (Richard Bach, gibts auch als schönen Film) zeigt den Vorgang der Individualitätsentwicklung sehr gut. Oder googlen Sie "Christian Morgenstern Die zur Wahrheit wandern...".
05.09.16
12:25
Charley sagt:
@Johannes Disch: Während ich mein letztes Posting schrieb, kam Ihr neues. - Dass Denken auf das duale Bewusstseins (Objekt-Subjekt-Spaltung) beschränkt ist, steht nirgends festgeschrieben. Das Denken ist extrem entwickelbar, wenngleich dieses Entwickeln den meditativ Denkenden individualisiert, ja vereinsamt. - Ja, es geht heutzutage um die Erkenntnis der menschlichen Individualität. Ob sich dieses In-Frage-Stellen nun im modernen Darwinismus (höher entwickeltes Tier), Neurophysiologie oder "Islam" zeigt, ist insofern auswechselbar. Den "Beweis" der Individualität kann sich jeder nur selbst bringen. Darum ist Fichtes Wissenschaftslehre "gescheitert", weil man niemanden zu der Einsicht zwingen kann. Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass die Selbsterkenntnis der erste Akt wirklicher Freiheit ist. Insofern kann ich gut damit leben, dass andere das nicht so sehen. Allerdings ist sehr deutlich festzustellen: Es sind alle sozialen Systeme, die die Individualität nicht achten, perverse, brutale Schlächtersysteme geworden: Bolschewismus, Stalin, Hitler (Rassismus (Darwinismus auf die menschliche Gesellschaft projeziert), Euthanasie) usw., das gibts natürlich auch in Abstufungen. Aber alles spielt sich zwischen diesen 2 Polen ab.
05.09.16
12:38
Charley sagt:
politischer Islam: islamisches Wasser auf die Mühlen der AfD. Lieber Herr Disch, googlen Sie bitte mal "diyanet comic märtyrer" und schauen sich die comicS an, samt Übersetzung. Bin gespannt, ob diese Dinge hier auf Islamiq auch thematisiert werden! Ehrlich gesagt, ich bin schockiert! Setzt ein netter Islam eine häßliche Maske auf, oder fällt eine nette Maske? Nordrhein-Westfalen reagierte und beendet deshalb die Zusammenarbeit mit dem Ditib! (Spiegel-online).
05.09.16
13:43
Charley sagt:
Doch, es wurde hier schon thematisiert. Allerdings ganz beiläufig! Ich habe in einem Kommentar den tatsächlichen Text dieser Märtyrertod-verherrlichenden Comics dazu gestellt.
05.09.16
14:30
Johannes Disch sagt:
@Charley Dieses "Comic" ist in der Tat nicht sehr lustig. Und die Reaktion der Landesregierung von NRW richtig. Auch in der DITIB gibt es genügend schwarze Schafe, und die DITIB braucht oft sehr lange, um sich von denen zu distanzieren, und tut es oft nur halbherzig. Problematisch ist natürlich die Abhängigkeit der DITIB von der Türkei. Der Flüchtlingsdeal mit Erdogan macht mir mehr als Bauchschmerzen, da er ethisch sehr fragwürdig ist. Aber er ist im Augenblick wohl "alternativlos", wie "Angie" M. sagen würde. Erdogan ist ein Islamist und die AKP eine islamistische Partei, und nicht "islamisch-konservativ" oder eine "islamische CDU", wie viele in Deutschland irrtümlich glauben. Ich erläutere das: Der Politische Islam ("Islamismus") hat 2 Seiten. Die eine ist der djihadistische/terroristische Islamismus a la IS & Konsorten. Langfristig viel gefährlicher ist jedoch die andere Seite des Islamismus, nämlich der "Institutionelle Islamismus." Dazu gehören Erdogan und seine AKP. Der institutionelle Islamismus höhlt die Demokratie von innen aus mit scheinbar formal-demokratisch legalen Mitteln. In Deutschland dürfte uns das bekannt vorkommen. Die legale "Machtergreifung" einer gewissen Partei am Ende der Weimarer Republik funktionierte nach dem demselben Muster. Erdogan ist längst dabei, die Türkei in einen islamistischen Staat zu verwandeln. Aber die EU gibt sich immer noch Illusionen hin. Ernsthafte Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei kann es erst wieder nach Erdogan und der Abdankung der AKP als Regierungspartei geben. Und die Türken müssen sich eben irgendwann mal entscheiden: Wollen sie einen Demokraten als Präsidenten oder einen Ersatz-Sultan? Wollen sie eine demokratische Partei an der Macht oder eine islamistische? Aber das muss das türkische Volk selbst entscheiden. Darauf haben wir nur wenig Einfluss. Man sollte die DITIB aber auch nicht überbewerten. Sie steht für einen ganz geringen Prozentsatz der hier lebenden Muslime. Wir Deutsche können offenbar nur in Institutionen denken. Den meisten Muslimen hier sind die DITIB und die anderen Verbände ziemlich wurscht. Der Islam kennt eben keine institutionelle Form der Organisation vergleichbar der Katholischen Kirche. Jeder Muslim entscheidet selbst, wie er seinen Glauben versteht und lebt. lg Johannes Disch
05.09.16
14:55
grege sagt:
@ Herr Disch "Man sollte die DITIB aber auch nicht überbewerten. Sie steht für einen ganz geringen Prozentsatz der hier lebenden Muslime. Wir Deutsche können offenbar nur in Institutionen denken. Den meisten Muslimen hier sind die DITIB und die anderen Verbände ziemlich wurscht." Genau hier liegt das Problem: Wer soll die Muslime denn jetzt repräsentieren hierzulande? Wenn die hiesige Regierung die Interessen hier lebender Muslime erfüllen soll, müssen allein aus organisatorischen Gründen Ansprechpartner vorhanden sein. Ohne einen Verband oder Institution geht es nicht. Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern andere Länder genauso. Tja so lange sich hier die Muslime nicht bewegen, werden Sie natürlich auch weniger Gehör finden.
05.09.16
18:33
Johannes Disch sagt:
@TV-Tipp: - "Der Islamreport." ARD, 22 Uhr 45, (45 Min.) Normalerweise ist der Erkenntnisgewinn solcher Dokus eher bescheiden. Aber es gibt Ausnahmen. Vielleicht ist das eine? Schau mer mal... lg Johannes Disch
05.09.16
21:06
Johannes Disch sagt:
@grege -- Betrifft: DITIB und Ansprechpartner Muslime. Ich bin ganz ihrer Meinung. Wir befinden uns hier in einem Dilemma. Die DITIB ist zu sehr vom türkischen Staat bestimmt und von ihm abhängig. Aber mit wem sollten wir sonst reden?? Ich hab für dieses Dilemma auch keine Lösung. lg Johannes Disch
06.09.16
0:33
grege sagt:
Bei Ditib spielt nicht nur die Fremdbestimmung vom türkischen Staat eine Rolle, sondern auch die Vielzahl extremistischer Auswüchse auf lokaler Ebene, daher müssen solche Organisationen boykottiert werden. Ein Kontaktaufnahme mit der Frau Kaddor wäre vielleicht eine sinnvolle Alternative.
06.09.16
17:47
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