AfD-Islambuch

Hetzschrift im Mantel der Sachlichkeit

Die AfD Thüringen hat ein Buch zum Islam herausgegeben. Der Islamwissenschaftler Elhakam Sukhni hat es für IslamiQ gelesen. Fazit: Kein Pamphlet. Scheinbare Sachlichkeit. Unterschwellige Hetze.

26
06
2016
Das AfD-Islambuch: hetzerisch oder sachlich?. © http://afd-thl.de/buch-der-islam-fakten-und-argumente/

Voller Stolz verkündet die AfD für „alle, die mehr über den Islam wissen und sich selbst ein Urteil bilden wollen“, die Veröffentlichung eines Islambuchs mit dem Titel: „Der Islam. Fakten und Argumente.“ Dass es sich bei den „Argumenten“ wohl kaum um solche für den Islam, sondern eher gegen selbigen handelt, dürfte angesichts der offen islamfeindlichen Haltung der AfD sicherlich niemanden verwundern. Insbesondere das Vorwort des Vorsitzenden der Fraktion der AfD im Thüringer Landtag, Björn Höcke, welches auf nur zwei Seiten die gängigsten islamophoben Positionen bedient, lässt keinen Zweifel an der Absicht dieser Publikation. Wer allerdings eine populistisch reißerische Hetzschrift gegen den Islam erwartet, wird schwer enttäuscht sein.

Reduktion auf militärische Konflikte

Tatsächlich bemüht sich der Autor Dr. Michael Henkel darum, den Eindruck zu vermitteln, sachlich und mit vielen Quellenverweisen einem akademischen Standard gerecht zu werden. Der Politikwissenschaftler macht jedoch bereits in seiner Einleitung deutlich, dass er den Islam als ein politisch soziologisches Konstrukt betrachtet und nicht einfach als Religion. Das Wirken des Propheten Muhammad reduziert Henkel in nur wenigen Zeilen schlicht auf militärische Konflikte und vermeintliche Expansionsbestrebungen, ohne auch nur mit einem Satz auf theologische Aspekte oder die ethische und spirituelle Botschaft des Propheten einzugehen. Stattdessen beschäftigt ihn vielmehr der Beginn der islamischen Zeitrechnung mit der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina, denn dies sei „insofern markant, als es nicht Mohammeds Geburt, sondern sein Eintritt in die große Politik ist, mit dem der Islam beginnt“ (S. 11).

Sunniten – Schiiten

Nahtlos geht der Autor dann stark verkürzt zu den politischen Ereignissen über, die zur (politischen) Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten führten. Henkel bemüht sich zwar die inhaltlichen Hauptunterschiede zwischen Sunniten und Schiiten sachlich darzustellen, begeht jedoch (wahrscheinlich aufgrund fehlender Expertise) den Fehler, der Schia vorzuwerfen, dass diese glaubten, der Koran sei von Sunniten verfälscht worden (S. 17). Kein anerkannter schiitischer Gelehrter vertritt heute diese Ansicht, auch wenn es ähnliche Debatten gegeben haben mag. Diese Behauptung bedeutet schließlich, dass Schiiten entweder nicht an den Koran glauben, oder eine eigene Version besitzen. Beides trifft nicht zu.

Fehlende Fachexpertise, fragliche Quellen

Nachdem der Autor dann auf Seite 23 kurz auf die fünf Säulen des Islams eingeht und im Folgenden erwähnt, dass der Koran die verfälschten heiligen Bücher der Juden und Christen ablöst, begibt er sich mit den großen Themen „Scharia“ und „Dschihad“ wieder auf politische Ebenen. Dabei wird deutlich, dass der Politikwissenschaftler Henkel einen mangelnden Überblick über innerislamische Debatten hat und in seiner Recherche nur auf Sekundärliteratur angewiesen war, da er als Fachfremder offensichtlich keinen direkten Zugang zu islamwissenschaftlichen Quellen hat. Bei genauerem Nachlesen stellt man dann fest, dass die vielen Fußnoten weniger auf Quellen verweisen, sondern auf eigene Kommentare, wobei unter der verwendeten Sekundärliteratur auch kaum renommierte wissenschaftliche Fachliteratur vorzufinden ist. Stattdessen wird auf populistische und umstrittene Personen wie etwa Bassam Tibi oder sogar Sabatina James und Hamed Abdel-Samad verwiesen, deren Arbeit keinerlei wissenschaftlichen Standards gerecht wird und auf akademischer Ebene niemals ernst genommen wurde.

Henkel geht hier sogar soweit, selbst Karl Marx zu zitieren, von dem er selbst schreibt, dass dieser eigentlich „kein ausgewiesener Islamkenner“ sei, um den Dschihad im Islam zu erklären (S. 34). Dass Henkel „Dschihad“ durchgehend als „Heiliger Krieg“ übersetzt verdeutlicht nur mehr, dass er sich niemals wissenschaftlich mit dem Islam beschäftigt hat. Da er aufgrund fehlender Sprachkennnisse keine eigene wissenschaftliche Recherche betreiben kann und nicht einmal die Standardwerke der Islamwissenschaft zu kennen scheint, dürfte Björn Höckes einleitende Behauptung, die vorliegende Publikation verstehe sich „als ein auf der einschlägigen Forschung basierender Beitrag zur öffentlichen Aufklärung“ nicht mehr als eine leere Phrase bleiben.

Willkürliche Legitimation von Gewalt?

Henkel beschreibt ohne Wertung und durchaus kenntnisreich die Entstehung des politischen Islams im Kontext der sozio-politischen Umstände, aber lässt sich dann zu der Erkenntnis hinreißen, „dass der Koran selbst Rechtfertigungen für religiöse Gewalt liefert, auf die sich Islamisten/Djihadisten durchaus zu Recht berufen können“ (S. 44). Der Politikwissenschaftler versucht seine Voreingenommenheit dadurch zu überspielen, indem er behauptet, der Koran sei „mit Blick auf religiös legitimierte Gewaltanwendung ambivalent.“ In Wirklichkeit blendet er jedoch die gesamte etablierte Koranexegese und all die innerislamischen Diskurse aus, indem er verschweigt, dass auch die Koranverse, die seiner Einschätzung nach Gewalt „zu Recht“ legitimieren, von islamischen Theologen eben nicht als Legitimation für religiös begründeten Extremismus anerkannt werden. An dieser Stelle ist es ziemlich bemerkenswert, dass der Politikwissenschaftler sich als Koranexperte ausgibt und völlig zusammenhangslos die Koranstelle 8:12 zitiert, um die Legitimation für Gewalt im Koran nachzuweisen.

Um mögliche Kollisionen zwischen dem Verfassungsstaat und der Scharia zu veranschaulichen, greift Henkel kulturelle Probleme auf, wie die „Zwangsehe“ (S. 70), ohne zu erwähnen, dass der Prophet Muhammad selbst die Zwangsehe verboten hat. Hier wird etwas als „islamisches“ Problem dargestellt, das kulturell begründet ist und sowohl bei ägyptischen Kopten als auch bei irakischen Jesiden vorkommen kann. Mit Verweis auf einen Artikel auf welt.de kommt er dann auch zu der reißerischen These, „dass die in Deutschland verbotene Mehrehe in muslimischen Gemeinschaften einen Umfang erreicht hat, bei dem es sich keineswegs mehr lediglich um Einzelfälle handelt“ (S. 71).

Besorgt über die Feindbildkonstruktion und „Rhetorik von Islamisten und Djihadisten“ bemängelt der Autor, dass „die komplexe Geschichte der Kreuzzüge nicht eingehender diskutiert“ wird, bei der es sich „um historisch überaus komplexe Vorgänge“ gehandelt haben soll (S. 76-77). Es ist jedoch verwunderlich, dass der Autor es nicht schafft bei Muslimen „historisch komplexe Vorgänge“ zu beachten und völlig selbstverständlich aus der politischen Beziehung des Muftis Amin al-Husseini zu Adolf Hitler einen islamischen Antisemitismus zu konstruieren versucht (S. 91-92).

Die üblichen Verdächtigen

Nachdem der Leserschaft nach fast der Hälfte des Buchs das Gefühl einer differenzierten und sachlichen Auseinandersetzung mit dem Islam vermittelt wird, folgen im zweiten Teil die üblichen populistischen Scheinargumente und Hetzthesen gegen den Islam: Kulturelle Aspekte werden konsequent mit dem Islam vermischt und länderspezifische Eigenheiten, wie das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien, als Beweis für die Benachteiligung aller Frauen „im Islam“ herangeführt (S. 94-95). Dass in den jeweiligen Ländern Ehrenmorde und religiös begründete Gewalt gegen Frauen auch bei arabischen Christen vorkommen, scheint den Autor nicht zu interessieren. Muslimen könne man außerdem grundsätzlich nicht trauen, da sie die Takiyya anwenden würden. Eine „erlaubte Täuschung“ von Nichtmuslimen, „die in Koran und islamischer Lehre gerechtfertigt werde“ (S. 101) und damit alle Muslime unter Generalverdacht stellt.

Spätestens an dieser Stelle verliert diese AfD-Hetzschrift ihren schwer erarbeiteten Schein der Sachlichkeit und gipfelt schließlich in einer Suggestivfrage, wie man sie als Fazit nicht anders erwartet hätte: „Müssen wir uns vor dem Islam fürchten?“ Nach dieser Lektüre wird man wohl glauben: „Ja, müssen wir!“

Leserkommentare

grege sagt:
geradezu unsachlich, polemisch und vordergründig ist das Buch von Daniel Bax mit dem Titel "Angst um das Abendland". Jeder, der es wagt dem Islam zu kritisieren, wird in die Nähe eines Faschisten gerückt. Mit dem Herumfuchteln der Faschiskeule wird jedoch jede Art von Religionskritik tabuisiert, was ich für den Redakteur einer linksorientierten Zeitung sehr verwunderlich finde. Entsprechend negativ fallen die Rezensionen aus. Dagegen hat Herr Samad geradezu hervorragend abgeschnitten. Auch wenn einem Herrn Disch das Gähnen überkommen mag, ist es eine Schande für dieses Land, dass Herr Samad hier Personenschutz erhalten muss!
12.07.16
22:47
grege sagt:
herr ourghi hat sich nicht nur in den Tagesthemen zu dem Buch von HAS geäußert, sondern auch in einem Artikel der Zeit. Im Gegensatz zu der Schmähung von Daniel Bax äußerst sachlich und differnziert. Dass manche Daniel Bax hofieren und HAS ins nirvana abqualifizieren, kann ich trotz unserschiedlicher Weltanschaung nur schwer nachvollziehen.
12.07.16
22:52
Johannes Disch sagt:
@grege Nein, nicht jeder, der "Den Islam" kritisiert, wird in die Nähe von Faschisten gerückt. Es kommt auf die Art der Kritik an. Ist sie rational oder pauschal? Die Kritik eines Abdel Samad ist pauschal. Und sie ist inhaltlich so voller Fehler ("Islamischer Faschismus"), dass darüber kaum ein Wort lohnt. Anders verhält es sich mit Herrn Ourghi. Der hat in einem Artikel das Buch "Mohamed" von Samad gelobt, womit ich überhaupt nicht einverstanden bin. Allerdings gibt es Artikel von Ourghi, die meine Zustimmung finden. So zum Beispiel "Sich dem unangenehmen Thema stellen" ´beim "Herder Verlag." Hier macht Ourghi auf das Problem zwischen gewissen Koransuren und dem islamistischen Terror aufmerksam. Dasselbe gilt für seinen Artikel "Das Erbe von Medina" in der "SZ." Alles richtige Anmerkungen. Nur: Das alles ist nicht neu. Wir werden das Problem nicht über Korandiskussionen lösen. Wir haben es mit einer komplexen Gemengelage in Nahost zu tun. Und das ist nur politisch zu lösen. Wie?? Da ist guter Rat teuer. Für uns in Deutschland gilt: Richtschnur ist das GG. Und daran halten sich die meisten Muslime. Und mit einer Dauerdiskussion über "Den Islam" geben wir Ihnen nur das Gefühl: Ihr seid ein Problem. Der Anwalt und Muslime und deutscher Staatsbürger Mehmet Daimagüler hat das neulich prima auf den Punkt gebracht: "Mir hängen die Diskussionen über das angebliche Integrationsproblem von Muslimen zum Hals raus! Und ich bin nic´ht mehr bereit, sie zu führen! "Der Islam" soll sich reformieren? Was bildet ihr deutschen Angsthasen euch überhaupt ein?? Welchen Islam meint ihr? Den der 4 grossen sunnitischen Rechtsschulen? 4 Rechtsschulen, deren Grundlagen ihr deutschen Angsthasen noch nicht einmal kennt? Ich und die meisten meiner 5 Millionen Glaubensbrüdern-und Schwestern leben seit Jahren friedlich in diesem Land, und wir haben es satt, uns rechtfertigen zu müssen wegen einigen Spinnern, die unseren Glauben missbrauchen! Und den Herren und Damen "Islamkritiker" sage ich: "Ich gönne euch das Geld, das ihr mit dem Geschäftsfeld "Islamkritik" macht, aber ihr berührt keinen einzigen gläubigen Muslim mit eurem Blödsinn!" Daimagüler spricht einen wichtigen Punkt an. "Islamkritik" ist inzwischen zu einem Business geworden. Würde ich morgen ein Buch veröffentlichen mit dem Titel: "Endlich enthüllt: Der Islam ist schuld am Ozonloch!", es würde garantiert ein Bestseller. lg Johannes Disch
14.07.16
0:28
Charley sagt:
"Endlich enthüllt: Der Islam ist schuld am Ozonloch!" rofl!!!!! @Johannes Disch: Also, ich verstehe Sie, dass die Nah-Ost-Probleme vor allem nicht-religiöse Gründe haben. Ok, das ist sicherlich (auch) richtig! - Gibt es denn Probleme mit hier lebenden Muslimen, die auch tatsächlich mit ihrem Muslim-Sein zu tun haben (und nicht auch mit sekundären Themen zu tun haben?)? Solcherlei Phänomene würde ich gliedern in 2 Bereiche: 1.) Muslimische Lebensart, die eben deren ist, die mich aber nichts angeht, weil es deren Privatsache und Freiheit ist! 2.) Muslimische Lebensart, die Ansprüche an Nicht-Muslime stellt oder auch gesetzmäßig kritisch wären (Händedruck, Kopftuch, Zwangsheirat,....). 3.) Es kann auch ein ideeller Konflikt bestehen, wenn nämlich grundsätzlich religiös begründet Grundsatzeinstellungen festgelegt werden sollten. - Sodann wäre zu fragen, wie wichtig sind diese Probleme zweiter Art, bzw. welche Folgen Ideen dritter Art haben könnten! - Das Argument, dass alles immer und immer nur "Einzelfälle" sind, lasse ich nicht gelten, oder es wäre wirklich zu beweisen!
14.07.16
20:36
grege sagt:
Herr Disch, in dem Buch von Daniel Bax werden alle Islamkritiker in hetzerischer und polemischer Manier in die Nähe der Fremdenfeindlichkeit gerückt. Eine ähnliche Strategie verfolgen die Islamverbände hier in Deutschland, die gerade schon reflexartig jede gegen sie gerichtete Kritik mit dem Vorwurf der Islamfeindlichkeit kontern. Die Beiträge von Mayek, der auf Kritik geradezu infantil reagiert, sprechen Bände. Das Verhalten vieler repräsentativer Muslime, die Islamkritik geradezu kriminialisieren, ist das beste Verkaufsargument für ihren Bestseller. Wer Kritik unterdrückt, heizt sie noch mehr auf, quasi ein physikalisches Gesetz Herr Ourghi ist promovierter Islamwissenschaftler, der zudem in seinem Metier Religionspädagogen ausbildet. Von daher würde ich ihm schon die Kompetenz zuschreiben, Veröfftentlichungen zum Thema Islam angemessen zu bewerten. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie HAS kommt übrigens auch Tilman Nagel, der als Islamwissenschaftler an hiesigen Universitäten lehrt. Von daher überkommen dir doch gewisse Zweifel, ob HAS wirklich so isoliert in der Fachwelt dasteht wie gerne behauptet wird. Islamkritik ist zudem ein lebensgefährliches Business, was den Mut vieler Menschen abverlangt. Die Mordanschläge in Dänemark, Schweden, Frankreich, Niederlande und Deutschlan sprechen Bände. Wie Ihnen bereits mehrfach mitgeteilt, kann eine Minderheit insbesondere dann großen Schaden anricht, wenn die angeblich friedliche Mehrheit schweigend danebensteht. Im Rahmen der Missbrauchsskandale stand Christenbashing auch in den Medien an der Tagesordnung. Dennoch ist kein Kritiker am Christentum mit dem Leben bedroht worden. Aber anstatt über Islamkritik zu jammern, sollten die Islamverbände endlich einmal Selbstkritik und Selbstreflexion auch nach außen hin wagen, oder wie sagte Herr Zaimoglu doch so schön: "Wir Muslime müssen endlich unseren eigenen Stall ausmisten". Da in islamisch geprägten Regionen Politik und Religion eng miteinander verwoben sind, können die dortigen Probleme auch nur auf beiden Ebenen gleichzeitig behoben werden. Von daher ist Ihr Ansatz und der vieler Muslime falsch, von vornherein die Religion kategorisch auszublenden. Zudem stellt sich die Frage, was Sie unter Religion verstehen? Nur den Inhalt irgendeiner heiligen Schrift? Nach der Lesart hätte sich das Christentum nach Durchschreiten seiner Dunkelsten Kapitel während des Mittelalters auch nicht reformieren brauchen. Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, die Requisition sind kein Bestandteil der Lehre und hätten demzufolge nichts mit dem Christenum zu tun. Auf die Weise kann sich jede Religion reinwaschen und den Schattenseite von Vergangenheit und Gegenwart aus dem Weg gehen! Die führenden Muslime machen es leider vo
14.07.16
22:54
Johannes Disch sagt:
@grege Islamkritik ist inzwischen vor allem ein einträgliches Business. Daniel Bax rückt nicht alle Islamkritiker in die Nähe der Fremdenfeindlichkeit, sondern nur bestimmte Leute, die unter dem Deckmantel der "Islamkritik" Pauschalitäten verbreiten. Und da ist der Schaumschläger Abdel-Samad nun einmal der unangefochtene Spitzenreiter. Was Anfeindungen gegen Kritiker betrifft: Natürlich ist das nicht hinnehmbar. Aber wie soll man verhindern, dass es solche Dinge gibt? In den islamischen Ländern gibt es eine Menge sogenannter "You-Tube-Imame"-- so nenne ich sie mal--, die jeden Tag nix anderes tun, als das Netz nach angeblich islamfeindlichen Stellungnahmen abzusuchen und dann eine "Fatwa" gegen diese Personen zu erlassen. Was ich unmöglich fand, das war die Reaktion der deutschen Medienlandschaft zu den dänischen Mohammed-Karikaturen: Bis auf die "Financial Times Deutschland" hat keine Zeitung die Karikaturen gedruckt, angeblich aus Rücksichtnahme und um nicht noch mehr Öl ins Feuer ins Feuer zu gießen. In Wahrheit war das Feigheit und ein Kotau vor islamistischer Aggression. Bei aller berechtigten Kritik an gewissen Auswüchsen des fundamentalistischen Islam: Das ganze sollte nicht zum Selbstzweck werden. Nicht jede "Islamkritik" ist rational. Vieles dient einfach dazu, Stimmung gegen den Islam und Muslime als ganzes zu machen. Das ist nicht hilfreich. -- Kurz zu Ourghi: Dass Herr Ourghi promovierter Islamwissenschaftler ist, bedeutet nicht, dass er immer richtig liegt. Es gibt genügend Islamwissenschaftler mit mindestens derselben akademischen Qualifikation wie Herr Ourghi, die die Dinge völlig anders beurteilen. lg Johannes Disch
15.07.16
14:00
grege sagt:
@Disch "Für uns in Deutschland gilt: Richtschnur ist das GG. Und daran halten sich die meisten Muslime." Was wollen Sie damit sagen? Die Mehrheit der AFD hält sich auch an das GG. Ihrer Logik nach müssten Ihre eigenen Ängste und Sorgen vor der AFD somit völlig unbegründet sein! Für mich ist die AFD eine chauvinistische und gegeüber andersdenkenden feindlich gesinnte Partei. Daher ist sie für mich mit der AKP vergleichbar. Dier Muslime in Deutschland besitzen überwiegend die türkische Nationalität, von denen die wahlberechtigte Mehrheit für die AKP gestimmt hat. Vor dem Hintergrund sehe ich schon einen Großteil der hier lebenden Muslime von Extremismus betroffen.
15.07.16
14:14
Johannes Disch sagt:
@Charley Das ganze ist eine komplexe Gemengelage aus politischen, religiösen und kulturellen Faktoren. Kürzlich war eine interessante Doku auf "Arte" zu sehen: "100 Jahre Krieg in Nahost." Die ist wohl noch in der Mediathek zu finden. Falls nicht: Kommenden Montag wird sie um 23Uhr45 in der ARD wiederholt. Die Doku ist empfehlenswert, und sie zeigt, dass die Fehler der westlichen Politik bois heute ein Grund sind für den Groll, den viele Muslime hegen. Das heißt nicht, dass der Westen an allem schuld ist. Aber er hat einen nicht unerheblichen Anteil an den Dingen. Die Reform einer Religion kann man nicht verordnen. Die Heerscharen von "Islamkritikern", die mit dem Ruf kommen: "Reformiert euch! Aber mal ein bisschen plötzlich!", erzeugen mit ihre herablassenden Überheblichkeit nur eines: Abwehr. Zumal die Diskussion über eine moderne Les-und Lebensart des Koran schon längst in Gange ist. Nur bekommt man das bei uns in Deutschland kaum mit. Über diese Dinge wird ebenso selten berichtet wie über Stellungnahmen von Muslimen gegen den islamistischen Terror. Aber wehe, ein Imam verweigert einer Lehrerin den Handschlag-- dann bebt das Feuilleton und sieht die Islamisierung des Abendlandes heraufziehen! Es ist also auch eine Frage der Berichterstattung, die das Bild prägen. Und sie prägen es meist zu Ungunsten der Muslime und ihrer Religion. Andererseits erfinden wir solch absurde Zirkel wie "Islamkonferenzen." Von diesen gab es inzwischen bereits sieben, wenn ich richtig informiert bin?? Was sollen sieben "Islamkonferenzen?" Spätestens nach der Zweiten sollte alles geklärt sein. Durch "Islamkonferenzen" werden nur 2 Dinge erreicht: Man bekommt den Eindruck, Muslime bekommen eine Extrawurst gebraten (Wieso denn keine "Hinduismuskonferenzen??) und Muslime bekommen den Eindruck, sie wären eine Problemklientel. Im Grunde sind die Dinge doch ganz einfach: Grundlage unseres Zusammenlebens ist unsere Verfassung. Religionsfreiheit hat sich im Rahmen unserer Gesetze zu bewegen. Streitfälle entscheiden die Gerichte (bsp. "Kopftuch am Arbeitsplatz"). Entscheidend für die Integration ist nicht so sehr die Religion, sondern Sprache und Arbeit, wie eine Studie jüngst herausfand. Die Menschen, die zu uns kommen, sollten schnell unsere Sprache lernen und durch Arbeit in die Gesellschaft integriert werden. Das ist der beste Schutz gegen fundamentalistische Infiltration. lg Johannes Disch
15.07.16
14:16
grege sagt:
Danie Bax bezichtigt jedem der Fremdenfeindlichkeit, der nicht sein Hallelulja auf eine mulitkulturelle Gesellschaft singt. Diese Einstellung kann man wunderbar in seinem zuletzt veröffentlichtem Buch nachlesen und ist Ergebnis diverser Rezensionen. Selbst die katholische und evangelische Kirche wirft er Islamfeindlichkeit vor, nur weil sie in den Gottesdiensten den Opfern christlicher Minderheiten in islamischen Staaten gedenken. Wirklich Lachhaft. HAS hat in seinen Büchern sehr dezidiert und akribisch mit divesen Fakten die frühislamische Geschichte beleuchtet und erklärt. Herr Bax hat in seinem Buch nur vordergründig und verkürzt Argumente geliefert, aus denen er abtruse Erklärungen abgeleitet hat. Wenn jemand unabhängig von seiner politisch-religiösen Gesinnung Wert auf wissenschaftliche Qualität legt, müsste er dieses Buch in Grund und Boden verdammen. Die hier von Herrn Bax gescholtenen Islamkritiker bringen genau dieselbe Art von Religionskritik hervor wie Gegner der christlichen Kirchen. Diese Kritik wird von der TAZ hoch gewürdigt und natürlich als Bestandteil der freien Meinungsäußerung verteidigt, auch zu Recht. Warum wird Kritik gegenüber dem Islam also verdammt und gegenüber dem Christentum, und sei sie noch so pauschal, beleidigend und sachlich falsch, hofiert? Diese Art von Kritik sollte in Deutschland frei geäußert werden dürfen sowohl ohne rechtliche Einschränkugen und erst Recht ohne Gefahr für Leib und Leben. In einem Ihrer früheren Beiträge haben Sie die akademische Qualifikation von Herrn Bax hervorgehoben, die Sie bei HAS vermissen. Genau aus diesem Grund habe ich immer wieder die akademische Qualität von Herrn Ourghi betont, der sogar promoviert ist. In seinem Beitrag in der Zeit hat Herr Ourghi übrigens weniger das Buch von HAS gelobt, als vielmehr die dilettantische Kritik seiner Widersachern abgekanzelt, deren Feld wieder einmal Daniel Bax mit seiner Inkompetenz angeführt hat. Da es im Bereich der islamischen Lehre keine zentralen Autoritäten gibt, herrscht hier auch eine entsprechende Meinungsvielfalt vor. Und trotz dieser steht HAMS nicht isoliert da, da auch Herr Professor Nagel seine Sichtweise bestätigt, was man deutlich in dem Buch "Angst vor Allah" nachlesen kann. Unabhängig von seiner Qualtität kann man HAS keine Hetze vorwerfen, da er versucht in einem ruhigen und sachlichen Stil seine Ansichten zu begründen. Wenn er Mohammed für einen Verbrecher hält, mag das ein gläubiger Muslim für starken Tobak halten, ist aber durch das Recht der Religionsfreiheit abgedeckt. Ähnliche Äußerungen gegenüber Jesus und der christlichen Religion hat es aus dem atheistischen und linksintellektuellem Milieu immer wieder gegeben, ohne, dass jemals der Vorwurf der Religionsfeindlichkeit geäußert wurde. So pauschal auch diese Kritik sein mag, Muslime, Christen oder Juden müssen diese aushalten können! Der Islam darf hier keine Extrawurst bekommen, was aber teilweise leider der innerhalb vieler Medien der Fall ist. Gegenüber Christen, Juden und anderen Religionen kann hier überall in Europa jederzeit gefahrlos seine Meinung äußern und sei sie noch so pauschal. Nur der Islam sticht als Ausnahme hervor, was eindeutig das Extremimusproblem unter den Muslimen aufzeigt. Der Hinweis, dass die meisten friedlich sind, mag zwar stimmen, führ aber zu keinem Fortschritt. Ihre Frage "Aber wie soll man verhindern, dass es solche Dinge gibt?" bestätigt geradezu den grassierende Terrorvirus im Islam. Anstatt sich immer selber zu bemitleiden und Fremden und hier besonders pauschaul dem Westen (wer auch immer das sein mag) die Schuld zu geben, sollten die Muslime wesentlich mehr Zivilcourage gegenüber den Extremisten in ihren Reihen auch nach außen hin zeigen. Auf den Websites der hiesigen Islamverbände ist nur die Jammerei gegenüber der bös diskriminierenden Mehrheitsgesellschaft zu vernehmen,Abgrenzungen gegenüber Pierre Vogel, Abbu Nagie, der Al Nour Moschee, dem Muslimmarkt ? Fehlanzeige. Stattdessen sind radikale Organisationen im ZMD sogar noch vertreten, was für sich schon ein Skandal darstellt. Ebenso sollten die Islamverbände auch mal ein offenes Ohr andersdenkenen Muslimen wie z.B. Herrn Korchide schenken, anstatt diese Leute nur zu bekämpfen. Auch hier wird geister Nährboden für terroristische Gewalttaten geschaffen. die nächsten wochen bin ich urlaubsbedingt nicht erreichbar. Gruß Grege
15.07.16
22:15
grege sagt:
der islamische Extremismus betrifft nicht nur den Nahen osten, sondern nahezu alle Regionen, in denen Muslime leben. Wenn ein islamischer Terrorist mit einem LKW fast 100 Menschen, darunter Schüler aus Berlin, tötet, dann ist das die Schuld dieses Mannes und nicht die Schuld des Westens. Der "Westen" ist kein homogenes Gebilde, sondern setzt sich aus unterschiedlichen Staaten verschiedener Ethnien, Kulturen und Historien zusammen. Anstatt immer nur nach Schuldigen anderswo zu suchen, sollten die Muslime lieber die Fehler bei sich selber suchen. Wie sagt man so schön: Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Dass die extremistischen Muslims den Westen hassen, ist nicht die Schuld des Westen, sondern Neid und Hass dieser Muslims, deren Religion auf der Landkarte jeglichen Forsschritts einen weißen Fleck darstellt.
15.07.16
22:25
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