Migranten und muslimische Flüchtlinge begehen laut Kriminologen nicht mehr Straftaten als andere. Gewarnt wird vor Falschinformationen, wodurch sich die Stimmung gegen Flüchtlinge richte.
Migranten und muslimische Flüchtlinge begehen nach Erkenntnissen von Kriminologen nicht mehr Straftaten als die gesamte Bevölkerung. Trotz starker Zuwanderung sei die Zahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner in den meisten klassischen Kriminalitätsfeldern und besonders der Gewaltkriminalität kaum angestiegen und teils sogar wieder rückläufig, sagte der Münsteraner Kriminologe Christian Walburg am Mittwoch vor Journalisten in Köln.
Einen Zuwachs gebe es aber bei Wohnungseinbrüchen, KFZ-, Laden- und Taschendiebstählen, räumte der Wissenschaftler ein. Einbrüche und Autodiebstähle würden aber zum großen Teil von Banden aus dem EU-Ausland begangen. Taschendiebstähle hätten tatsächlich mit Zuwanderung zu tun, was aber häufig mit einer fehlenden Bleibeperspektive zusammenhänge. Entscheidend sei, dass Zuwanderer in der Aufnahmegesellschaft Fuß fassen.
Walburg sagte bei einer Pressekonferenz des „Mediendienstes Integration“, dass der Ausländeranteil an allen registrierten Tatverdächtigen sich seit 2008 von 18,9 auf 27,6 Prozent im Jahr 2015 erhöht habe. Dieser Zuwachs liege aber nicht über der gleichzeitigen Zunahme von Ausländern in der Bevölkerung. Ausländische Tatverdächtige begingen meist Diebstahldelikte. Die Zahl der Ausländer, die wegen Gewalt- und Sexualstraftaten registriert worden seien, habe seit 2008 weniger zugenommen als die Zahl der Ausländer überhaupt. Ausländische Jugendliche würden sogar wesentlich weniger bei Gewaltdelikten registriert als noch vor acht Jahren.
Die kanadische Kriminologin Sandra Bucerius betonte mit Verweis auf internationale Studien, dass es keinen positiven Zusammenhang zwischen Einwanderung und Kriminalitätsanstieg gebe. Die erste Einwanderungsgeneration senke sogar die Kriminalitätsrate. Probleme
gebe es erst bei der zweiten Generation, wenn diese nicht im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt integriert werde. Dies sei hinsichtlich der Kriminalität ein großer Risikofaktor. Bucerius verwies auf ihre fünfjährige Feldforschung, bei der sie muslimische Jugendliche interviewt hat. Deren Teilhabe am Drogenhandel sei eine Reaktion auf den Ausschluss vom sozialen Leben gewesen.
Der Leiter der Kriminalpolizei Braunschweig, Ulf Küch, sagte, in Braunschweig habe es 2015 rund 42.000 Flüchtlinge gegeben. Die Zahl der Delikte sei um 350 gestiegen, was „keine Kriminalitätswelle“ sei.
Unter den Flüchtlingen seien nur drei Sexualstraftäter registriert worden. Er warnte vor Falschinformationen, wodurch sich die Stimmung in der Bevölkerung gegen Flüchtlinge richte. (KNA, iQ)