Der katholische Militärbischof Overbeck betont das große Friedenspotenzial von allen Religionen, erwähnt aber auch das Missbrauchsrisiko für gewaltsame Aktionen, nicht nur des Islams.
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat die Religionsgemeinschaften zu einem nachhaltigen Engagement für den Frieden aufgerufen. In den religiös motivierten Konflikten der Gegenwart sei dies „heutzutage mehr als erforderlich“, sagte Overbeck am Mittwoch in Berlin. Er sprach in der Katholischen Hochschule für Sozialwesen zum Thema „Religion: Brandstifter oder Friedensförderer?“
„Wenn wir uns auf das Friedenspotenzial aller Religionen konzentrieren, ist sogar ein kooperatives interreligiöses Vorgehen gegen Gewalt in Krisensituationen eine reale Möglichkeit“, betonte Overbeck. Dabei verwies er auf das gemeinsame Gebet aller Religionen um den Frieden, das Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi begann. Es sei „ein gemeinsamer Versuch aller friedlichen Gläubigen, die Verzweckung von Religion für Gewalt zu überwinden“, so der Bischof des Bistums Essen.
Der Terror der Miliz „Islamischer Staat“ (IS) zeige die Notwendigkeit, grundlegend über das Verhältnis von Religion und Gewalt nachzudenken, erklärte Overbeck. Zugleich wandte er sich gegen die Behauptung, „dass nur von radikalen Islamisten ein Gewaltpotenzial ausgeht“. Überall dort, wo religiöse Motive mit universalen Geltungsansprüchen, imperialistischen Tendenzen sowie weiteren politischen oder wirtschaftlichen Zielen einhergehe, sei ein gefährliches Gewaltpotenzial latent.
Der Militärbischof forderte, zwischen fundamentalistischen, radikalen oder politisierenden Strömungen, die Religion verzwecken, und der Religion selbst deutlich zu unterscheiden. Die gewaltsame Durchsetzung einer Religion oder ein gewaltsames Vorgehen im Name dieser Religion richte sich gegen deren eigene Grundlagen. „Im Islam wie im Christentum gibt es keinen Gott, der die Menschen aufruft, Gewalt auszuüben“, unterstrich Overbeck. (KNA/iQ)