Volkszählung

Muslimische Mehrheit in Bosnien-Herzegowina

Der aktuelle Zensus zeigt eine muslimische Mehrheit in der Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina. Andere ethnische Gruppen im Land lehnen die Daten der Volkszählung ab.

09
07
2016
Sarajevo sunset © (flickr/ Michał Huniewicz/CC 2.0)

Im Juni hat das bosnische Statistikamt die Volkszählung 2013 für Bosnien-Herzegowina nach drei Jahren endlich veröffentlicht. Knapp fünfzig Prozent der Bosnier und Herzegowiner bezeichnen sich als Bosniaken und damit als muslimisch, 15,43 Prozent als Kroaten und 30,78 Prozent als Serben. Das Ergebnis bleibt jedoch umstritten. Der Landesteil Republika Srpska (RS) will die Daten der Volkszählung nicht anerkennen. Kritisiert wird vor allem, dass auch Bosnier aus dem Ausland befragt wurden. Dennoch ist die Bevölkerungszahl deutlich gesunken seitdem letzten Zensus 1991 von 4,4 Millionen, auf nur noch 3,5 Millionen Einwohner.

Die RS kritisiert, dass zu viele Auslandsbosnier hinzugezählt worden seien. Die Bevölkerung ist jedenfalls geschrumpft – registriert wurden 3,5 Millionen Einwohner, beim letzten Zensus 1991 waren es noch 4,4 Millionen.

1991 bezeichneten sich lediglich 44% der Einwohner als Muslime. 17 Prozent als kroatische Katholiken und 31,5 Prozent als Serbisch-Orthodoxe. In der RS bezeichnen sich 81,5 Prozent als Serben, 2,4 Prozent als Kroaten und knapp 14 Prozent als Bosniaken.

Die Daten des aktuellen Zensus manifestieren, wie sehr sich die ethnischen und religiösen Identitäten nach dem Krieg stabilisiert haben.

Leserkommentare

Manuel sagt:
Man sollte hier sehr vorsichtig mit Zahlen sein, den mit Zahlen Politik in diesem von ethnischen Spaanungen geplagten Land zu machen, ist sehr gefährlich.
10.07.16
12:28
Malte sagt:
Was nützt mir das Wissen, dass in Bosnien-Herzegowina die Bevölkerungsmehrheit angeblich muslimisch sein soll? Immerhin war genug Zeit, das Ergebnis so zurechtzubiegen, wie es gewünscht ist. Dass es umstritten ist, ist also verständlich. Aber mir ist nicht klar, was der Vorteil sein soll, wenn die Mehrheit Muslime sind.
11.07.16
11:36
Manuel sagt:
@Malte: Man sehe sich die Länder an, in denen der Islam die Staatsreligion ist.
12.07.16
18:34
Enail sagt:
Begünstigt wird diese Entwicklung durch millionenschwere Investitionen einiger Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die vor allem eine streng konservative bzw. fundamentalistische Islamauslegung fördern, die den traditionell eher toleranten bosnischen Islam zunehmend verdrängt.[6] Zahlreiche muslimische Frauen befolgen inzwischen – besonders in den Städten – die islamische Kleiderordnung, die vor dem Krieg zumeist keine Beachtung fand. Andererseits genießt die Religion die größte Unterstützung aus den ländlichen Gebieten Bosnien und Herzegowinas, und geringeren Zuspruch in urbanen Zentren wie der Hauptstadt Sarajevo oder Banja Luka. Ich weiß nicht, ob das so vorteilhaft für die Menschen ist, wenn man liest, durch wen diese Entwicklung begünstigt wird. Vielleicht bekommen sie dann auch bald die Zustände wie in Saudi Arabien. Dafür möchte ich besonders den Frauen schon heute mein Beileid ausdrücken.
14.07.16
0:13