Die Vertreter der islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland verurteilen den Putschversuch in der Türkei aufs Schärfste. Unter ihnen auch ein Vertreter der Hizmet-Bewegung.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) hat den Militärputsch in der Türkei verurteilt. „Heute Nacht wurde seitens einer kleinen Juntagruppe ein Aufstand eines Militärputsches in der Türkei unternommen“, „Wir verurteilen den Versuch dieses Aufstandes auf das Schärfste.“
Die Putschisten hätten versucht, die Demokratie und den Volkswillen in der Türkei außer Kraft zu setzen. „Wir hoffen, dass dieser illegitime Aufstandsversuch in kürzester Zeit beendet wird und erklären der Öffentlichkeit, dass wir die Demokratie unterstützen.“
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ist der größte islamische Verband in der Bundesrepublik. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehr als 900 formell selbstständige Mitgliedsvereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordinieren will.
„Alle demokratischen Kräfte sind heute ohne Wenn und Aber aufgefordert, sich mit der Türkei und dem türkischen Volk zu solidarisieren“, erklärt der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Kemal Ergün, anlässlich des Putschversuchs in der Türkei.
„Putsche sind in Demokratien Schandflecke, egal von wem sie verübt werden und gegen wen sie sich richten. Die Putschisten haben vergangene Nacht nicht einmal davor zurückgeschreckt, mit Waffen des türkischen Militärs auf das türkische Volk zu schießen.“ so Ergün weiter. Die Nacht zum 16. Juli werde immer in Erinnerung bleiben, „als Sieg der Demokraten gegen skrupellose Putschisten.“
Ergün weist auch auf die hohe Zahl der vielen Todesopfer hin, die laut Medienberichten bei 250 liegen sollen: „Es bleibe zu hoffen, dass dieser Angriff auf die Demokratie ein schnelles Ende findet und die Haltung des türkischen Volkes ein Exempel statuiert für alle Zeiten. Möge Gott den Menschen beistehen. Hunderte haben bei den Auseinandersetzungen ihr Leben verloren. Unsere Gedanken sind bei ihnen, ihren Hinterbliebenen und dem gesamten türkischen Volk.“
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat den Putschversuch in der Türkei als Anschlag auf die Werte der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit verurteilt. Die türkische Regierung sei aufgefordert, Anführer und Unterstützer mit rechtsstaatlichen Mitteln zur Verantwortung zu ziehen, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. Gefragt sei „jetzt nicht Vergeltung und der erhobene Zeigefinger, sondern der Versöhner“, der Demokratie und Menschenrechte anerkenne und sich einer Spaltung im Lande entgegenstelle. Deutschland und Europa seien verpflichtet, der Türkei in „diesen schwierigen Zeiten“ beizustehen.
Der Zentralrat sprach den türkischen Bürgern, „die Zivilcourage bewiesen haben und sich den gewaltsamen Usurpatoren auf friedliche Weise entgegengestellt haben“ Respekt aus. Sie seien der Beweis dafür, dass die Mehrheit der Türken die gewaltlose, demokratische Austragung politischer Auseinandersetzungen bevorzuge und diese auch für vereinbar mit dem Islam ansehe.
Noch in der Nacht des Putsches hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan behauptet, der Putsch sei aus Pennsylvania von Fethullah Gülen angeordnet worden. Gülen selbst hat diesen Vorwurf zurückgewiesen. Die ihm nahestehende Hizmet-Bewegung und die in ihr organisierte Stiftung Dialog und Bildung hat am Samstagmittag nach der ereignisreichen Nacht den Putschversuch in der Türkei ebenfalls in einer Pressemitteilung abgelehnt. Auf der Webseite der Stiftung Dialog und Bildung erklärte der Geschäftsführer, dass „die schlechteste Demokratie“ besser sei „als jeder Putsch“.