Aydan Özoğuz

AfD hilft Salafisten bei Anwerbung Jugendlicher

Laut der Integrationsbeauftragten Aydan Özoğuz helfen die Anti-Islam-Parolen der Rechtspopulisten den Salafisten, neue Leute anzuwerben.

18
07
2016
Aydan Özoğuz
Stellvertretende SPD-Vorsitzende Aydan Özoğuz © Akif Şahin

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, hat der AfD vorgeworfen, sie liefere mit ihren rechtspopulistischen Parolen Rekrutierungsargumente für Salafisten. „Der Rechtspopulismus, wie ihn die AfD verkörpert, macht es für Salafisten leichter, ein Feindbild zu konstruieren, nach dem Motto: Wir müssen uns wehren“, sagte Özoğuz der Deutschen Presse Agentur. Die Radikalen würden sich bei ihren Anwerbeversuchen sicherlich schwerer tun, wenn es weniger Angriffe auf Moscheen und Flüchtlingsheime gäbe, so die SPD-Politikerin.

Gerade in einer Welt, in der vieles auf Ausgleich bemüht sei, gehe von Radikalität ein gewisser Reiz für junge Menschen aus. Das sei früher bei jungen Neonazis nicht anders gewesen als heute bei den Salafisten. „Mehr Provokation gegenüber den Eltern, aber auch gegenüber dem Staat, als Salafist zu werden, geht ja fast gar nicht“, sagte die Integrationsbeauftragte.

Sie räumte ein, dass die AfD mit ihrem Anti-Asyl-Kurs bei ihrer eigenen Partei einen wunden Punkt getroffen habe. „Wenn man realistisch ist, weiß man spätestens seit der Debatte um Thilo Sarrazin, dass wir auch bei unseren Wählern ein Potenzial haben, das beim Thema Einwanderung eher rechts der Mitte steht.“ Bei einer Volkspartei sei das nicht verwunderlich.

Richtig sei, dass es „ein Unbehagen und Unsicherheiten über gesellschaftliche Entwicklungen gibt, die sich natürlich auch in den Wahlergebnissen niederschlagen“. Die SPD müsse deshalb deutlich machen, dass sie im Gegensatz zur AfD für eine Politik des sozialen Zusammenhalts stehe.

AfD mobilisiert gegen Muslime

„Der AfD ist nichts an einem solidarischen Miteinander gelegen, sie spaltet nur“, sagte Özoğuz. Deshalb habe die AfD, als viele Flüchtlinge kamen, Bedrohungsszenarien konstruiert. Jetzt, wo weniger Menschen kämen, mobilisiere sie gegen Muslime. Özoğuz hofft nach eigner Aussage, dass die SPD einige AfD-Wähler zurückgewinnen kann, „weil sie spätestens jetzt sehen, dass von dieser Partei keine Lösungen zu erwarten sind“. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Das Thema Einwanderung (zu welchem ich positiv stehe, ich halte Deuschland und Österreich für Einwanderungländer und bin für geregelte Zuwanderung) und der Umgang mit orthodoxen, faschistioden religiösen Strömungen wie den Salafisten muss völlig getrennt betrachtet werden. Zumal die beiden Gallionsfiguren der deutschen Salafisten, Sven Lau und Pierre Vogel gar keinen migrantischen Hintergrund haben. Die AfD liefert Rekrutierungsargumente für die Salafisten, die Salafisten aber auch genauso Rekrutierungsargumente für die AfD. Ich verstehe nicht, warum Frau Özoğuz die salafistischen Ideologie nicht genauso attackiert, wie die AfD. Salifismus wird von Frau Özoğuz offenbar eher als pubertäres Protestverhalten verharmlosen eingeschätzt, wobei sie die tatsächlich dieGefährlichkeit der Bewegung verkennen dürfte. Politiker wie sie, die auf einem Augen blind sind, helfen der AfD am meisten. Warum tritt die SPD eigentlich nicht für ein Verbot des Muezzinrufs ein. Die Beschallung ganzer Stadtviertel mit Textpassagen wie "Zweifellos weiß ich und verkünde, dass Muhammed Gottes Gesandter ist" zeugen auch nicht von Respekt vor religiöser Vielfalt.
18.07.16
14:31
Manuel sagt:
Verstehe, vielleicht ist auch jeder der die AKP-Islamisten kritisiert auch noch ein böser Anwerber von Salafisten oder?
19.07.16
12:04
Bernd sagt:
Es mag sein, dass die Islamkritik der AfD junge Muslime dazu veranlasst, Deutschland zu hassen. Allerdings kann es wohl kaum sein, dass wir in Deutschland negative Auswüchse des Islam nicht kritisieren dürfen, weil sonst junge Muslime zu Terroristen werden. Da scheint dann doch wohl eher mit dem Islam etwas nicht zu stimmen. Eine Religion, die nicht kritikfähig ist, hat in Deutschland nicht wirklich etwas zu suchen. Zumindest, wenn Kritik zu Terrorismus führt. Im übrigen ist der beste Anwerber für die Salafisten noch Zentralrat der Muslime in Deutschland und andere muslimische Organisationen und Medien, die ständig ein sehr düsteres Bild der Lage der Muslime in Deutschland zeichnen, das mit der Realität wenig bis gar nichts zu tun hat.
20.07.16
11:22
Enail sagt:
Dann frage ich mich aber schon, wer denn die Menschen angeworben hat, bevor es die AfD gab. Der Islamische Staat wurde nämlich schon 2014 gegründet. Wer sprach da nochmals von der AfD. Selbst vor einem Jahr noch hatte diese Partei gerade mal 3%, kaum jemand interessierte sich dafür. Den starken Zulauf bekamen die erst, nachdem Frau Merkel alle Tore geöffnet hat. Und schon bei Entstehen des IS sind viele Menschen aus Deutschland zum IS ausgereist. Man braucht zumindest einen Mitschuldigen. Denn Salafisten sind ja auch Muslime, die können es nie und nimmer alleine gewesen sein. Und immer wieder kommt bei mir der Gedanke auf, warum nur Muslime sich radikalisieren lassen. Wie sagte schon Bosbach? Einen kath. Messdiener werden sie beim IS nicht finden.
31.07.16
23:46