„Die Kunst ist frei“. Frei von Debatten und Grenzen. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen diese Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute die Designerin Meriem Lebdiri.
1. Kannst Du Dich vorstellen?
Ich heiße Meriem Lebdiri, bin 29 Jahre alt und Designerin von Beruf. Ich führe ein kleines Modelabel mit dem Fokus auf Modest Fashion. Das heißt ich entwerfe Kleidung für die Frau von heute, die ihren Körper auf schöne Art bedecken möchte.
2. Was möchtest Du mit deiner Arbeit bewirken?
In erster Linie möchte ich, dass diese ganzen Debatten endlich aufhören. Es wird viel zu viel diskutiert in unserer Gesellschaft. Und es gibt zu viele Vorurteile – auf allen Seiten. Ich will mit meiner Mode Brücken bauen und zeigen, dass wir gar nicht so unterschiedlich sind. Frauen sollen sich stark fühlen wenn sie meine Mode tragen und all ihre Identitätsfragen und Ängste ablegen können. Es ist eine Form von Mode, bei der du dich gar nicht genau festlegen musst, was du genau bist. Es reicht zu wissen, wer du bist.
3. Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Ich lebe seit meinem sechsten Lebensjahr in Deutschland, habe hier einige Monate den Kindergarten besucht bevor ich eingeschult wurde. Bin auf deutsche Schulen gegangen, habe einen deutschen Bildungsabschluss und lebe mit meinen Kindern hier. In Deutschland. Ich bin muslimischen Glaubens erzogen und aufgewachsen. Einmal im Jahr besuche ich die Großfamilie in Algerien. Ich würde sagen das alles zusammen ist mein persönlicher Hintergrund. Jeder sollte seinen Background kennen und schätzen. Aber das ist nicht unbedingt das wichtigste. Wichtig ist, was man daraus macht.
4. Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?
Wenn wir von meiner Definition von Background ausgehen: Sehr! Ich habe mich als junge muslimische Deutsche, die sich bedecken möchte, einfach nicht wohl gefühlt in der Kleidung, die es gab. Und so habe ich angefangen meine Kleider zu entwerfen. Heute mache ich das auf professioneller Ebene. Ich hoffe sehr, damit ein Zeichen setzen zu können und andere Frauen zu ermutigen, ihren Weg zu gehen. Ganz egal welchen Background sie haben.
5. Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?
Ich finde es geht um die Haltung, die man hat. Wenn man sich selbst in die Opferrolle begibt und alles Negative, das einem widerfährt, als Diskriminierung empfindet, gibt man dem Ganzen viel zu viel Raum. Durch das Feedback zu meiner Arbeit merke ich, dass ich einige Vorurteile abbauen kann. Nur so wirken wir der negativen Stimmung entgegen.
6. Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?
Das ist wieder eine der ganzen Debatten, wir könnten uns jahrzehnte lang nur im Kreis drehen. In Deutschland leben Christen, Muslime, Juden, Atheisten, Buddhisten usw. Und ja, wir gehören alle zu Deutschland. Weil wir Deutschland mitgestalten.