Hinz und Kunst

„Ich will mit Mode Brücken bauen“

„Die Kunst ist frei“. Frei von Debatten und Grenzen. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen diese Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute die Designerin Meriem Lebdiri.

24
07
2016
Die Designerin Meriem Lebdiri. © Selms Creative Production

1. Kannst Du Dich vorstellen?

Ich heiße Meriem Lebdiri, bin 29 Jahre alt und Designerin von Beruf. Ich führe ein kleines Modelabel mit dem Fokus auf Modest Fashion. Das heißt ich entwerfe Kleidung für die Frau von heute, die ihren Körper auf schöne Art bedecken möchte.

2. Was möchtest Du mit deiner Arbeit bewirken?

In erster Linie möchte ich, dass diese ganzen Debatten endlich aufhören. Es wird viel zu viel diskutiert in unserer Gesellschaft. Und es gibt zu viele Vorurteile – auf allen Seiten. Ich will mit meiner Mode Brücken bauen und zeigen, dass wir gar nicht so unterschiedlich sind. Frauen sollen sich stark fühlen wenn sie meine Mode tragen und all ihre Identitätsfragen und Ängste ablegen können. Es ist eine Form von Mode, bei der du dich gar nicht genau festlegen musst, was du genau bist. Es reicht zu wissen, wer du bist.

3. Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?

Ich lebe seit meinem sechsten Lebensjahr in Deutschland, habe hier einige Monate den Kindergarten besucht bevor ich eingeschult wurde. Bin auf deutsche Schulen gegangen, habe einen deutschen Bildungsabschluss und lebe mit meinen Kindern hier. In Deutschland. Ich bin muslimischen Glaubens erzogen und aufgewachsen. Einmal im Jahr besuche ich die Großfamilie in Algerien. Ich würde sagen das alles zusammen ist mein persönlicher Hintergrund. Jeder sollte seinen Background kennen und schätzen. Aber das ist nicht unbedingt das wichtigste. Wichtig ist, was man daraus macht.

4. Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?

Wenn wir von meiner Definition von Background ausgehen: Sehr! Ich habe mich als junge muslimische Deutsche, die sich bedecken möchte, einfach nicht wohl gefühlt in der Kleidung, die es gab. Und so habe ich angefangen meine Kleider zu entwerfen. Heute mache ich das auf professioneller Ebene. Ich hoffe sehr, damit ein Zeichen setzen zu können und andere Frauen zu ermutigen, ihren Weg zu gehen. Ganz egal welchen Background sie haben.

Meriems Mode kann man sich auf ihrer Website Mizaan anschauen.

5. Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?

Ich finde es geht um die Haltung, die man hat. Wenn man sich selbst in die Opferrolle begibt und alles Negative, das einem widerfährt, als Diskriminierung empfindet, gibt man dem Ganzen viel zu viel Raum. Durch das Feedback zu meiner Arbeit merke ich, dass ich einige Vorurteile abbauen kann. Nur so wirken wir der negativen Stimmung entgegen.

6. Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?

Das ist wieder eine der ganzen Debatten, wir könnten uns jahrzehnte lang nur im Kreis drehen. In Deutschland leben Christen, Muslime,  Juden, Atheisten, Buddhisten usw. Und ja, wir gehören alle zu Deutschland. Weil wir Deutschland mitgestalten.

Leserkommentare

Enail sagt:
Ich habe mir mal die Seite angeschaut. Man muss wirklich Muslime sein, um an dieser Kleidung gefallen zu finden. Teilweise unpraktisch und unförmig. Wäre es anders, könnten Männer auf dumme Gedanken kommen. Das sind schon recht sexistische Gedanken, die diese Kleidervorschriften fordern. Schon seltsam, dass außer Muslimen niemand Gefallen an solcher Verkleidung findet. Andersherum gibt es viele Muslime, ich kenne auch welche, die den westlichen Kleidungsstil bevorzugen, weil einfach schöner und attraktiver, individueller und nicht zuletzt praktischer.
02.08.16
23:25
Kritika sagt:
L.S. Schade, dass Meriem Lebdiri ihre Zeit damit verbringt, die Trennung von MoslimFrauen zu den normal gekleideten Menschen in Deutschland zu artikulieren und zu fördern. Ihr Foto zeigt einen Frau, die äusserlich nicht zu Deutschland gehört und das wohl auch nicht will. Schade auch, dass die Bereitwilligkeit der Deutschen Bevölkerung, den verfolgten Moslims aufzunehmen dahingehend missbraucht wird, das Anderssein zu dokumentieren und zu zelibrieren. Integration ist etwas völlig anderes. Schade, dass es den Islam gibt. Gruss, Kritika
07.03.17
2:06
Birte sagt:
Die einzigen, die hier muslimische Frauen unterdrücken sind Leute, die meinen, sie hätten das Recht für sie zu sprechen. Diese junge Frau hat eine eigene Stimme und und kann frei über ihr Aussehen und ihre Arbeit entscheiden. Diese junge Frau signalisiert ausschließlich, dass sie eine Muslima ist und nicht mehr als das. Spart euch eure undifferenzierten Hasskommentare für eure Stammtische, denn leider müsst ihr sie in Deutschland so akzeptieren, wie sie ist. Traurig, dass ihr jahrzehntelang mit Muslimen zusammen lebt und so wenig über diese Religion wisst. Liebe Meriem, du machst einen tollen Job und ich habe großen Respekt davor, dass du dich so selbstbewusst kleidest, trotz der vielen Hasskommentare, denen muslimische Frauen völlig zu unrecht ausgesetzt sind. Bleib so wie du bist!
19.03.18
16:45
Michael sagt:
Starke Worte Recht hast du Meriem Lebdiri, besser hätte man es nicht ausdrücken können.
19.03.18
18:44
Aski sagt:
Ich bin offen für neue Mode, egal ob kürzer oder lang. Ob es dann muslimische, christliche oder jüdische Mode genannt wird, ist mir ebenfalls egal. Hauptsache sie gefällt mir. Ich trage ja auch Mode von schwulen hochbegabten Designern (sehrwahrscheinlich wissen das die wenigsten, die sie tragen, hahahaha!) Da schert sich auch niemand drüber! Und das ist gut so. Viel Glück liebe Meriem Lebdiri. Du machst einen guten Job. PS: im Sommer hab ich eine junge Frau mit kurzen Hosen im Zug gesehen und da quoll mehr Popo aus der Hose als sonstwas. . . . naja...dann beglücke ich mein Auge lieber mit einem langen Rock. :-)
13.11.18
22:26
1 2