Cem Özdemir greift die Religionsgemeinschaft DITIB verbal an. Er vergleicht ihr Wirken mit der Pegida und plädiert gegen die Unterzeichnung eines Staatsvertrages.
Grünen-Chef Cem Özdemir sieht das Wirken mancher türkischer Organisationen in Deutschland kritisch. „Es gibt leider auch eine Art türkischer Pegida“, sagte Özdemir der “Bild am Sonntag“. Konkret verwies der Politiker auf “türkisch-nationalistische Vereine“.
Es handele sich um politische Organisation sagte Özdemir am Sonntag im Deutschlandfunk (DLF). Die türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) sei „direkt Ankara unterstellt“ und werde zentralistisch geleitet.
Grünen-Chef Cem Özdemir warnt davor, mit staatlichen türkischen Institutionen wie DITIB Verträge über islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen zu schließen.
Der Parteivorsitzende plädierte dafür, die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei auf Eis zu legen anstatt abzubrechen. Es gehe darum, nicht die Türkei und die dortige Bevölkerung zu bestrafen. „Aber für den Fall, dass in der Türkei eines Tages die Demokraten wieder die Mehrheit bekommen sollten, sollten wir auch deutlich machen, dass der Weg der Türkei Richtung Europa unsererseits nicht verschlossen ist“, fügte Özdemir hinzu. Tatsache ist aber, dass der jetzige Staatspräsident aus demokratischen Wahlen hervorgegangen ist. Daher beklagen viele Türkischstämmige die einseitige Berichterstattung über die Türkei und Erdogan in Deutschland.
Darüber hinaus äußerte sich der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck kritisch zur Freitagspredigt nach dem versuchten Militärputsch. Die Predigt sei ein „nationalistisches politisches Machwerk“ und „eine einzige Instrumentalisierung der Religion für politische Zwecke“. Sie beabsichtige den politischen Konflikt aus der Türkei in die muslimischen Gemeinden nach Deutschland zu tragen, was den inneren Frieden störe.
Noch am Abend rief die DITIB, mit einer Pressemeldung, alle Akteure zur Mäßigung auf. „Politische Auseinandersetzungen müssen sachlich und vernünftig geführt werden“. Hetzerische Diffamierungen und Gewaltbereitschaft seien keine legitimen Mittel, um in einer demokratischen Gesellschaft Konflikte und Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Friedfertige Kundgebungen um der Solidarität mit der Türkei Ausdruck zu verleihen, sei ein demokratisches Recht. Die DITIB verurteile jeden Aufruf zu Hass und Gewalt.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ist der größte islamische Verband in der Bundesrepublik. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehr als 900 formell selbstständige Mitgliedsvereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordinieren will. (KNA, iQ)