Kirchenanschlag

Hollande trifft sich mit Religionsgemeinschaften

Der französische Präsident Hollande lud Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften zu einem Gespräch in den Élyséepalast ein. Muslime verurteilten dabei den Kirchenanschlag in Nordfrankreich.

27
07
2016
FRANÇOIS HOLLANDE auf flickr.com (CC 2.0 by Saly Bechsin ), bearbeitet IslamiQ

Nach dem Anschlag auf eine katholische Kirche in Nordfrankreich ist der französische Präsident François Hollande mit Vertretern der Glaubensgemeinschaften zusammengekommen. Er lud Katholiken, Orthodoxe, Protestanten sowie Muslime, Juden und Buddhisten am Mittwoch in den Élyséepalast in Paris. Anschließend will das Sicherheitskabinett beraten. Am Abend hatte Hollande bereits den Erzbischof von Rouen empfangen und mit Papst Franziskus telefoniert.

Die Vertreter der Religionsgemeinschaften in Frankreich haben mehr Schutz für ihre Kultstätten gefordert. Der Anschlag auf eine Kirche im nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray habe gezeigt, dass auch der bescheidenste Treffpunkt von Gläubigen Ziel von Aggressionen werden könne, sagte der Rektor der Großen Pariser Moschee, Dalil Boubakeur. Boubakeur betonte die tiefe Trauer der Muslime über den Terrorakt vom Dienstag. Der Mordanschlag stehe im Gegensatz zu allen Lehren des Islam.

Der Vize-Präsident der Muslime in Frankreich (CFCM), Ahmet Ogras, rief zu mehr Dialog auf. „Wir müssen noch mehr Fortschritte bei Begegnung und Dialog machen“, sagte er. Für ihn gebe es keinen Zweifel, dass die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ihren Kampf verlieren werde.

Der Erzbischof von Paris, Andre Vingt-Trois, sagte, die Gläubigen in Frankreich dürften sich nicht in das politische Spiel des IS verwickeln lassen. Die Terroristen versuchten, Kinder der gleichen Familie gegeneinander auszuspielen, so Vingt-Trois. Umso wichtiger sei es, in diesen Momenten zusammenzustehen.

Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia forderte von der Regierung mehr Anstrengungen gegen den Terrorismus. Angesichts der steigenden Zahl von Anschlägen müssten die Sicherheitsmaßnahmen angepasst werden, betonte er.

Zwei Angreifer hatten am Dienstag in einer Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen während der Morgenmesse fünf Geiseln genommen und den Priester ermordet. Nach Angaben Hollandes beriefen die Täter sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat. (dpa/KNA/iQ)

Leserkommentare

Norma sagt:
Sollte der Islamische Staat seinen Kampf tatsächlich verlieren, ist dies nicht den Muslimen zu verdanken. Außer warmer Worte kommt von denen nämlich nichts. Und immer wieder die Behauptung, der Islamismus hätte mit dem Islam nichts zu tun. Als würden die Islamisten nicht aus dem Koran zitieren und Mohammed als den letzten Gesandten Gottes anerkennen. Zudem schreien sie bei ihren Taten immer wieder "Allahu Akbar". Wenn das alles keine klaren Bekenntnisse zum Islam sind!? Natürlich kann niemand den Muslimen befehlen, ihre Religion neu zu denken. Aber umgekehrt muss dann auch niemand die leeren Worthülsen der Muslime hinnehmen. Viel zu viele Menschen sterben durch die Hand fanatischer Muslime des Islamischen Staates und anderer muslimischer Terrororganisationen.
27.07.16
16:16
Ute Fabel sagt:
Ich verstehe nicht, warum sich Poliker immer nur exklusiv mit Vertretern der Religionsgemeinschaften treffen. Es gibt so viele säkuläre Einrichtungen wie z.B. Amnesty International, die viel mehr Nützliches für die Menschheit als die Religionsgemeinschaften machen und im Unterschied zu den Religionen keinen Keil zwischen die Menschen treiben. Warum sind bei solchen Treffen keine Vertreter humanistischer Organisationen dabei?
28.07.16
11:02
Mareike sagt:
Warum ruft denn der Vize-Präsident der Muslime in Frankreich (CFCM), Ahmet Ogras, zu mehr Dialog auf, statt einfach den Dialog zu suchen? Auch Boubakeur ist ein Heuchler, waren es doch zwei Muslime, die im Namen ihrer Religion dem Pfarrer die Kehle durchgeschnitten haben. Dabei berufen sie sich nicht nur auf den Koran, sondern auch auf die Sunna und die Rechtsschulen. So ganz im Gegensatz zu "allen" Lehren des Islam können die also wohl doch nicht stehen. Ein Kurswechsel bei den muslimischen Oberen wären wünschenswert.
28.07.16
13:34
Maria sagt:
@Ute Fabel: Ich fände viel interessanter, weswegen Vertreter der Muslime, also der Religion der Täter, anwesend waren. Dass Hollande sich mit den Vertretern der Kirche des Opfers trifft, ist für mich nachvollziehbar. Aber stimmt schon. In Europa werden Religionen gegenüber anderen Weltanschauungen viel zu sehr privilegiert, was letztlich eine Diskriminierung anderer Weltanschauungen bedeutet.
28.07.16
15:58