Die DITIB hat Vorwürfe zurückgewiesen, von der türkischen Regierung gesteuert zu werden. Zuvor hagelte es vor allem von Grünen-Chef Cem Özdemir Kritik, auch für die geplante Großdemonstration in Köln. Die Lage ist angespannt.
Die Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) hat Vorwürfe zurückgewiesen, aus Ankara gesteuert zu werden. „Unsere Gemeinden sind Vereine nach deutschem Recht“, erklärte der Koordinator der Landesverbände der Ditib, Murat Kayman, im Interview der „Frankfurter Rundschau“ (Freitag). Die Vereinsvorstände lebten in Deutschland und seien hier geboren. „Sie stehen in keinerlei Verbindung zu türkischen Ämtern oder Behörden“, betonte er.
Auch die Landesverbände arbeiteten selbstständig und eigenverantwortlich, so Kayman weiter. „Im Bundesverband sind nur zwei von sieben Vorstandsmitgliedern Beamte des türkischen Religionspräsidiums, der Vorstandsvorsitzende ist der türkische Botschaftsrat für religiöse Dienste.“ Diese Funktionen ermöglichten den Kontakt zum Religionspräsidium in der Türkei, mit dem die DITIB bei der Vermittlung von Imamen an die Gemeinden zusammenarbeite. Die Beamten aus der Türkei hätten im Vorstand „das gleiche Stimmrecht“ wie die anderen Mitglieder auch.
Weiter wies Kayman Vorwürfe zurück, die Freitagspredigt nach dem Putschversuch in der Türkei sei politisch gewesen. In der Predigt habe man die Sorgen und Ängste der Türken in Deutschland aufnehmen und „unser Verständnis und unsere Anteilnahme mit ihnen zum Ausdruck bringen“ wollen. DITIB hat nach Einschätzung Kaymans damit „zur Deeskalation und zur Entspannung der Situation beigetragen“.
Insbesondere der Grünen-Chef Cem Özdemir hatte in den vergangenen Tagen den Einfluss des türkischen Staats auf die DITIB heftig kritisiert. Sie sei der deutsche Ableger der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Wer mit der DITIB Verträge über islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen schließe, hole sich die Ideologie des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan in deutsche Schulen.
Auch im Vorfeld der geplanten Großdemonstration gegen den versuchten Militärputsch in der Türkei in Köln am Sonntag den 31. Juli, hagelte es viel Kritik. Özdemir kritisierte „massive Einschüchterungsversuche“ gegenüber Erdoğan-Kritikern in Deutschland. „Erdoğan-Anhänger, die andere einschüchtern wollen, müssen mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.“ Demonstrationen wie die am Sonntag in Köln müssten auf dem Boden der Rechtsordnung stattfinden. „Es darf dabei kein Klima der Angst entstehen.“ Entgegen vieler Meinungen seitens der Politiker ist in der Türkei jedoch eine politische Einigung zwischen der Regierung und der Opposition zu beobachten. Dementsprechend werden zu der Demo nicht nur Erdoğan-Anhänger erwartet.
Nach neuesten Informationen rechnet die Kölner Polizei mit bis zu 30.000 Teilnehmer. Zwar gebe es bisher keine Hinweise darauf, dass aus der türkischen Versammlung heraus Störungen der öffentlichen Ordnung geplant seien. Man werde aber gerüstet sein, sagte am Freitag Polizeipräsident Jürgen Mathies. „Wir sind auf besondere Gewaltformen vorbereitet.“ 2300 Polizisten würden in Köln zusammengezogen und acht Wasserwerfer vorgehalten. Insgesamt sind vier Gegendemonstrationen angemeldet, darunter unter anderem von der rechtsextremen Partei Pro NRW und den Autonomen. (KNA, dpa, iQ)