Solidaritätsbekundung

Muslime besuchen katholische Gottesdienste

Nachdem Mord an einem Priester besuchen Muslime katholische Gottesdienste in Italien und Frankreich. Zu dem verweigert die islamische Gemeinde in Frankreich die Teilnahme an der Beisetzung der Attentäter.

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08
2016
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Symbolbild Muslime besuchen Kirche © IGMG Berlin, bearbeitet IslamiQ

Als Solidaritätsbekundung nach dem Anschlag auf einen 85-jährigen Priester in Frankreich haben in Italien am Sonntag Tausende Muslime katholische Kirchen besucht. Der Vorsitzende der „Gemeinde der Arabischen Welt in Italien“, Fuad Audi, sprach laut italienischen Medienberichten vom Montag von mehr als 23.000 Muslimen, die landesweit zu Gottesdiensten erschienen seien. Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, äußerte sich in einer Stellungnahme „sehr froh und sehr dankbar“ über die Geste.

Den Berichten zufolge nahmen Muslime an Messen unter anderem im Mailand, Rom, Turin, Florenz und Palermo teil. Nach einer entsprechenden französischen Initiative hatten auch die großen Islamverbände in Italien zu persönlichen Beileidsbezeugungen zum Tod Jacques Hamels aufgerufen.

Kardinal Bagnasco betonte in einer Erklärung zu den Kirchenbesuchen von Muslimen am Wochenende, eine solche Verurteilung der Gewalt «ohne Wenn und Aber» sei in Italien bislang nicht immer so einhellig zu vernehmen gewesen. Wenn sich dieser Weg fortsetze, sehe er darin eine Chance zur „Isolierung dieser fanatischen Mörder“. Der Sprecher der Großen Moschee in Rom hatte sich laut Radio Vatikan (Montag) zurückhaltend zu der Aktion geäußert. Er fürchte einen „spektakulären Ton“.

Frankreich zeigt ebenfalls Solidarität

Auch in Frankreich haben Muslime aus Solidarität katholische Sonntagsmessen besucht. „Ich glaube, das ist eine mutige Geste“, sagte der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, vor Journalisten. Dort kamen nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP mindestens etwa 100 Muslime in die Kathedrale. Der muslimische Dachverband CFCM hatte aufgerufen, als Ausdruck des Mitgefühls in Kirchen zu gehen.

„Ich bin stolz, das zu tun“, sagte eine Frau dem Sender France Info beim Besuch der Basilika des Pariser Vororts Saint-Denis. „Ich möchte meinen Schmerz und meine Solidarität mit den Katholiken Frankreichs und einem ganzen Volk zeigen“. Am Vorabend hatten Muslime auch einer katholischen Gebetsandacht in Saint-Étienne-du-Rouvray beigewohnt.

Der Geistliche war vergangenen Dienstag beim Überfall zweier Islamisten auf eine Kirche im nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray während eines Gottesdienstes brutal mit einem Messer ermordet worden.

Muslime verweigern Beisetzung

Die islamische Gemeinde von Saint-Étienne-du-Rouvray hatte den Anschlag auf schärfste verurteilt und unterstreicht dies zusätzlich durch eine neue Ankündigung. Sie will den Attentäter Adel Kermiche nicht in ihrem Ort beerdigen. „Wir werden den Islam nicht mit dieser Person beschmutzen“, sagte der Verantwortliche der örtlichen Moschee, Mohammed Karabila. „Wir werden uns weder an der Totenwäsche noch an der Beisetzung beteiligen“, zitierte AFP ihn am Freitag. Über eine mögliche Beerdigung müsste dem Bericht zufolge letztlich das Rathaus entscheiden. Der 19-jährige Kermiche hatte anders als sein Komplize in Saint-Étienne-du-Rouvray gelebt. (dpa, KNA, iQ)