Berlins Bürgermeister Michael Müller fordert eine intensivere Debatte über die Rolle von Religionen in der Gesellschaft. Religionsgemeinschaften hätten eine stabilisierende Funktion, die gefördert werden sollte, meint der Politiker.
Der Regierende Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat eine offensivere Diskussion über den Stellenwert von Religion in Deutschland gefordert. „Wir sind ein säkularer Staat, aber Religion hat eine wichtige, ja auch eine stabilisierende Funktion§, sagte Müller der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch). Die Forderung nach einer stärkeren öffentlichen Debatte gelte „für den Islam, aber genauso für Christentum oder das Judentum“.
Weiter betonte Müller, vielleicht sei der Eindruck entstanden, dass die Kirchen nicht mehr zu den Säulen der Gesellschaft gehörten: „Das ist schade und politisch ganz sicher nicht gewollt.“ Die Religionsgemeinschaften würden als Partner für Dialog und Verständigung gebraucht.
Der Berliner Regierungschef sagte, unterschiedliche Kulturen und Religionen hätten die deutsche Gesellschaft positiv geprägt. Gefordert sei gegenseitiger Respekt. Dazu gehöre auch, sich in Kitas und Schulen beispielsweise darauf einzustellen, „dass muslimische Kinder nicht alles essen“, so der SPD-Politiker. „Natürlich wird in einem Kindergarten weiter Weihnachten gefeiert!“
Die stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amts, Sawsan Chebli, sagte dem Blatt: „Ich finde, wir könnten die Kirche mal im Dorf lassen und alle ein wenig entspannter miteinander sein.“ Weiter betonte sie: „Wenn wir als Muslime wollen, dass andere unsere Religion respektieren, müssen wir Andersdenkenden auch Respekt zollen!“ Deshalb sei sie dagegen, wenn „im Kindergarten aus Rücksicht auf muslimische Kinder kein Weihnachten gefeiert“ werde.
Chebli hob hervor, anders als das Christentum gelte in Deutschland der Islam als „rückwärtsgewandt, gewaltbereit, undemokratisch, und Muslime werden als schwer integrierbar wahrgenommen“. Hierzulande würden soziale Konflikte wie Jugendgewalt und Arbeitslosigkeit zunehmend religiös aufgeladen. Die IS-Extremisten pervertierten den islamischen Glauben und nähmen „die ganze muslimische Gemeinschaft in Geiselhaft“, so die Initiatorin des Arbeitskreises Muslime in der SPD. (KNA/iQ)