Rheinland-Pfalz

Mainz lässt Gespräche mit DITIB ruhen

Die rot-gelb-grüne Landesregierung in Rheinland-Pfalz lässt die Gespräche mit der DITIB über eine Regelung des islamischen Religionsunterrichts ruhen. Die Gründe seien die innenpolitischen Unruhen in der Türkei.

05
08
2016
© DITIB

Die rot-gelb-grüne Landesregierung in Rheinland-Pfalz lässt die Gespräche mit den islamischen Religionsgemeinschaften im Land über eine Regelung des islamischen Religionsunterrichts ruhen. „Wir wollen uns ein umfassendes Bild über die neue Situation in der Türkei und die direkten Folgen für unser Zusammenleben in Rheinland-Pfalz verschaffen“ betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitag vor Journalisten in Mainz.

Sie sagte, dass innenpolitische Konflikte in der Türkei nicht hierzulande ausgetragen werden dürften. Nach Angaben von Dreyer wurde der Beschluss, vor einer Fortsetzung der Gespräche wichtige Fragen sorgfältig zu klären, gemeinsam mit dem Landesverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gefasst.

Die Ministerpräsidentin machte deutlich, dass die Landesregierung von den islamischen Religionsgemeinschaften eine klare Positionierung zur eigenen Unabhängigkeit und zu ihrem überparteilichen Charakter erwarte. Ebenso rechne die Landesregierung aufseiten der Religionsgemeinschaften mit einem konsequenten Einschreiten, sollten ihnen politische Einflussnahmen innerhalb ihres Verbandes oder in Moscheegemeinden bekanntwerden.

Dreyer hob hervor, sie habe großes Vertrauen in die Bürger mit türkischen Wurzeln. Es sei aber selbstverständlich, „dass wir zu jeder Zeit auf die Einhaltung unserer unverrückbaren Wertvorstellungen bestehen“.

Laut Dreyer müsse insbesondere Klarheit über eine Einflussnahme des türkischen Staates auf die islamischen Religionsgemeinschaften gewonnen werden, die deren Charakter als Religionsgemeinschaft gefährde. Hier gehe es vor allem um die Ausbildung und Entsendung der Imame durch die türkische Religionsbehörde. Man werde Gutachter damit beauftragen, die aktuelle Situation und die Frage der Staatsferne zu beurteilen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Sehr gut, richtige Entscheidung, dem politischen Islam in der Gestalt Erdogans und seiner AKP-Islamisten darf keine Möglichkeit eingeräumt werden hier ihre islamistische und antidemokratische Propsganda zu verbreiten. Schön, dass auch langsam Rot-Grün aufwacht.
05.08.16
22:41
Johannes Disch sagt:
@Manuel Da bin ich ganz ihrer Meinung! So ein Staatsvertrag ist ein Ding der Unmöglichkeit und zeigt die Unwissenheit der deutschen Politik über den Islam. Der Islam kennt keine Kirche. Es ist unmöglich, die vielfältigen Strömungen des Islam unter einer Vertretung zusammenzufassen. Die DITIB würde durch einen Staatsvertrag wohl zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Das wäre ein Unding! lg Johannes Disch
06.08.16
18:00
Ute Fabel sagt:
Im Sinne einer konsequenteren Trennung von Staat und Religionen sollte der konfessionelle Religionsunterricht - auch der christliche - überhaupt durch einen überkonfessionellen Ethikunterricht ersetzt werden. Ein solcher ist weit integrativer. Das Bundesland Berlin ist schon auf dem richtigen Weg - dort ist konfessioneller Religionsunterricht noch einer Volksabstimmung nur noch ein Freifach, der überkonfessionelle Religionsunterricht ein Pflichtfach. Eltern, die möchten, dass ihre Kinder religiös aufwachsen, können ihre Kinder ja in die Jugendgruppen der Religionsgemeinschaften schicken. "Staatsverträge" mit ausgewählten Religionsgemeinschaften, in welcher diesen Sonderrechte wie ein staatlich finanzierter Religionsunterricht in Schulen zuerkannt wird, verstärkt nur die religiöse Ungleichbehandlung. Nach dem Islam werden dann auch die Zeugen Jehovas, die Mormonen oder vielleicht auch Scientology solche "Staatsverträge" abschließen wollen.
08.08.16
7:51
Charley sagt:
@ Ute Fabel: Welchen Inhalt hat ein Ethikunterricht? "Seid gut!"? Oder die Erklärung der "Sozialisierung der Stachelschweine! (Schopenhauer)"? Woher will man die Grundlage der Ehtik nehmen. Die Entmenschlichung des Menschseins haben Bolschewismus und Faschismus deutlich gezeigt, wenn auf rein naturwissenschaftlicher Grundlage (Rassismus als auf die menschliche Ebene übertragener Darwinismus (Haeckel - Nietzsche - Hitler) oder auch strikte Definition des Menschen als "ökonomisches Wesen" mit rein materiellen Bedürfnissen (Kommunismus)). Jeder Ethikunterricht appelliert an kulturell-religiös tradierte Werte, auch unsere gegenwärtige Gesetzgebung. Begründe mal aus der naturwissenschaftlichen Anschauung des Menschen dessen "Würde"! Zugleich sind die tradierten Formen, in denen Religion überliefert wird - zugegeben - hohle Hülsen, deren lebendigen Inhalt kaum einer kennt und auch niemand zugibt! Da wird Hülse mit Hülse begründet! Die (durchaus berechtigte und auffällige) Krise der Religionsunterrichte bedarf einer gründlichen Neuorientierung! Da stimme ich allerdings zu. Aber "das alte System" weiter zu schreiben, ist sicherlich bequemer als die klaffenden Fragen aufzugreifen. Dass de Islam auch gern in die - traditionell durch z.B. Napoleon durchgeführte "Enteignung der Kirchen" - Unterstützung der "Kirchen" gern einträte, ist verständlich, aber eigentlich nicht begründet. Vor allem nicht, wenn die "islamischen Verbände" doch kaum die realen Moslem repräsentieren, so laut es auch immer behauptet wird.
07.01.17
14:28