Olympische Spiele 2016

Muslimische Fechterin schreibt Geschichte

Ibtihaj Muhammad hat bei den Olympischen Sommerspielen Geschichte geschrieben. Als erste US-Sportlerin trat die Muslima im traditionellen Hidschab an.

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08
2016
Fechterin Ibtihaj Muhammad © Facebook Ibtihaj Muhammad

Wenn sie ihren Helm herunterklappt und den Säbel ausstreckt, sieht Ibtihaj Muhammad wie jede andere Athletin aus. Nur vor und nach dem Gefecht funkeln ihre dunklen Augen unter dem traditionellen islamischen Kopftuch hervor, das sie unter der Fechtuniform trägt. Als sie am dritten Tag der Olympischen Sommerspiele für die USA im Säbelfechten der Frauen antrat, ging sie in die Sportannalen ein: als erste US-Amerikanerin, die bei Olympia einen Hidschab trug.

„Es bedeutet mir eine Menge, die USA zu repräsentieren, und eine Botschafterin nicht nur für den Sport, sondern für die Vielfalt unseres Landes zu sein“, sagte Muhammad dem Fernsehsender CNN im Interview. „Ich bin so stolz darauf, wie vielfältig unsere Gemeinden und die Gesellschaft insgesamt sind“. Für die Fechterin war das eine besondere Motivation für die Olympia-Qualifikation.

Vor vier Jahren in London hatte sie wegen einer Verletzung nicht antreten können. Diesmal qualifizierte sich Muhammad, die an der privaten Duke-Universität studierte, mit einer Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften in Athen.

„Ich möchte zur Veränderung in meinem Land beitragen“, sagt Muhammad, die aus einer afroamerikanischen Familie aus New Jersey stammt.

„Andere Minderheiten können sehen, dass mit harter Arbeit und Ausdauer alles möglich ist“. Ihr eigener Amerikanischer Traum begann als dreizehnjähriges Mädchen. Ihre Eltern unterstützten Muhammad dabei, einen Sport zu finden, der es ihr erlaubte, die Regeln ihres Glaubens mit der Athletik zu verbinden.

„Meine Mutter hatte das Fechten entdeckt“, erinnert sich die US-Sportlerin. Per Zufall hatte sie Kinder an einer Highschool mit einer Fechtuniform gesehen. „Sie sagte: Ich weiß nicht, was das ist, aber ich möchte, dass du es versuchst“. So nahm Muhammads Fechtkarriere, die mit dem Degen begann und bei den Olympischen Spielen mit dem Säbel ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, ihren Lauf. „Es war einer der besten Tage in meinem Leben“, twitterte Muhammad nach der Eröffnungszeremonie in Rio.

Ihren Glauben gab die junge Frau trotz der Vorurteile, mit denen sie konfrontiert wurde, nie auf. Im Gegenteil. „Mir macht es Freude, die Stereotypen und Fehlwahrnehmungen zu korrigieren, die Leute über muslimische Frauen haben“, sagte sie dem britischen Sender BBC. Sie wolle zeigen, dass im US-Team, einem der stärksten der Welt, Platz für Musliminnen sei.

„Wo sollten wir hin?“

Seit ihrer Ankunft in Rio begleiten Muhammad auf Schritt und Tritt auch Fragen zum republikanischen Präsidentschaftsanwärter Donald Trump, der die Einreise von Muslimen in die USA verbieten und muslimische Gläubige speziell registrieren lassen will. „Ich denke seine Worte sind sehr gefährlich“, so Muhammad. „So etwas hat ganz reale Konsequenzen für Menschen. Ich bin Afro-Amerikanerin. Ich habe kein anderes Zuhause als dieses. Meine Familie ist hier geboren. Ich bin hier geboren. Ich bin in Jersey groß geworden. Meine ganze Familie ist in Jersey. Wo sollten wir hin?“

Sie werde zu Trump nicht schweigen, betonte sie. „Die Bürgerrechtsbewegung liegt noch nicht so weit zurück. Die Rassentrennung ist nicht lange her. Und auch die Internierung der Japaner nicht“. Sie werde nicht tatenlos zuschauen, wenn Trump nun eine ganze Religionsgruppe verunglimpfe. Künftig will die studierte Politologin und Afrikanistin daher noch eine weitere Aufgabe übernehmen: Für das US-Außenministerium möchte sie die „Empowering Women and Girls“-Initiative unterstützen. In den kommenden Tagen hat jedoch der Sport Vorrang. Mit dem Damenteam will Muhammad auf einem der Medaillenplätze landen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Frank sagt:
Das ist ja eine tolle Leistung! Und ein wahrhaft historischer Meilenstein auf dem Weg in finstere alte Zeiten.
09.08.16
15:28
Düsselbarsch sagt:
Es ist wirklich putzig. Sobald ein Stöckchen hingehalten wird, springt sofort jemand darüber. Diesmal Frank.
09.08.16
18:26
Manuel sagt:
Jetzt werden sich die Erzkonservativen bzw. Islamisten wieder freuen, da wird bewußt mit Sport wiedermal Politik gemacht und statt Kritik wird auch noch geklatscht.
09.08.16
22:23
Enail sagt:
Ich springe auch darüber. All die Jahre wurde der Sportler als Mensch gesehen. Nach Religion wurde gar nicht gefragt, wen interessierte das schon. Hier zählte doch die Leistung. Jetzt wird hervorgehoben, dass der Sportler Muslim ist und muslimische Kleidung trägt. Das ist nur noch krank. Ich habe auch anderweitig einen Artikel darüber gelesen, zu was diese Religion wieder hochstilisiert wird. Rundweg nur negative Rückmeldung, weil der Sport nichts mit Religion zu tun hat. Habe auch die Beachvolleyball Frauen aus Ägypten gesehen und habe mich gefragt, was der Glaube mit Menschen macht, dass man sogar beim Sport auf unpraktische und unvorteilhafte Verkleidung nicht verzichten kann oder mag. Eigentlich taten die mir schon leid.
11.08.16
1:28
Manuel sagt:
Ein ägyptischer Judoka islamischen Glaubens hat gestern einem israelischen Sportler den Handschlag verweigert, warum wird darüber nicht berichtet?
13.08.16
10:13
Martin sagt:
Oh mein Gott, könnt ihr bitte aufhören so zu nerven? Es ist doch schön, dass eine Frau mit Kopftuch, die ständig in eine Schublade gedrückt wird, zeigen kann, wofür sie steht und ihren Traum leben kann. Finstere alte Zeiten gab es bei Muslimen übrigens nicht.. Die waren eher goldig. Das einzig finstere sind eure Gedanken und Kommentare. Kümmert euch doch um eure eigenen Angelegenheiten.
14.08.16
23:43
Manuel sagt:
@Martin: Genau, der Islam hat sich ganz friedlich über Nordarfrika ausgebreitet, stimmts? Es mag sein, dass der Islam früher toleranter war als das Christentum, doch wir leben hier und jetzt und da geht der Zug eindeutig in Richtung Erzkonservativismus, Aliberalität und Unterdrückung.
15.08.16
18:46
Johannes Disch sagt:
@Enail Die muslimischen Sportlerinnen haben nicht den Eindruck gemacht, als wäre ihre Kleidung (bsp. Burkini beim Beachvolleyball) unpraktisch. lg Johannes Disch
16.08.16
5:42
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Ist nur wieder ein Zeichen, dass der erzkonservative Islam auf dem Vormarsch ist und sowas finden Sie offenbar auch noch toll. Als nächstes kreuzt eine mit einer Burka auf, klatschen Sie dann auch noch?
16.08.16
18:53
Enail sagt:
Ich finde es einfach nur penetrant, wie der Islam hochgespielt wird. Schon beim Londoner Bürgermeister, war es eher unwichtig, dass er Migrant ist. Was ich persönlich gut finde, weil es mir zeigt, dass hier jeder, der es auch möchte, seine Chance bekommt. Mit Salafistenkleidung hätte er es sicher nicht so weit gebracht. Nein, es wurde betont, dass er Muslim ist. Wenn er Migrant, aber ein Christ gewesen wäre, hätte kein Hahn danach gekräht. Es ist unglaublich wie man vor dieser Lebenseinstellung, manche nennen es Religion, die in ihren Ursprungsländern nur Not und Elend fabriziert, so buckeln kann.Und wann wurde bei Sportveranstaltungen schon mal eine Religion genannt? Kann mich nicht daran erinnern. Und friedlich hat sich diese Religion mit Sicherheit nicht ausgebreitet.
27.08.16
0:59