Staatsvertrag Niedersachsen

SPD und FDP wollen Staatsvertrag abschließen

Nachdem die CDU-Fraktion ihren Ausstieg aus den Verhandlungen bekanntgab, möchten SPD und FDP weiter auf den Abschluss des Staatsvertrags hinarbeiten.

09
08
2016
Stephan Weil
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) © by SPD in Niedersachsen auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Trotz des Ausstiegs der CDU aus den Gesprächen will Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) weiter über einen Staatsvertrag reden. „Wir bleiben bei der Vereinbarung, dass man die Fraktionen anhört und schaut, wie es weitergeht“, sagte Weil am Dienstag. „Ich finde es bedauerlich, dass die CDU von dem Vorhaben abgerückt ist, das hindert uns nicht, an dem Verfahren festzuhalten, dass wir in Seelenruhe darüber reden wollen, und erst dann entscheiden„. Am Dienstagnachmittag wollten SPD, Grüne und FPD auf Fraktionssitzungen über den Fortgang der Verhandlungen beraten.

„Gegen den Vertragsentwurf gibt es keine inhaltliche Bedenken“, betonte Weil. „Jetzt nach der Sommerpause geht es plötzlich um die Verhandlungspartner, darüber wird zu reden sein“. Wie Weil weiter sagte, habe der CDU-Fraktionschef Björn Thümler vor der Sommerpause keine Probleme gehabt, sich mit der islamischen Religionsgemeinschaft DITIB zu unterhalten. Vor einer Woche dann war die CDU mit der Begründung aus den Gesprächen ausgestiegen, DITIB werde von der türkischen Regierung beeinflusst und gesteuert. Die CDU sehe die Staatsferne der Religionsgemeinschaften als Voraussetzung für ein Zustandekommen der Verträge an – DITIB könne diese Unabhängigkeit aber nicht belegen, hatte Thümler gesagt.

„Weiter auf Abschluss hinarbeiten“

Derweil meldete sich auch die FDP zu Wort. Die FDP will grundsätzlich am Abschluss eines Staatsvertrags in Niedersachsen festhalten. „Wir halten den jetzigen Stand der Verträge für geeignet, weiter auf den Abschluss hinzuarbeiten“, erklärte der stellvertretende FDP-Fraktionschef Stefan Birkner am Dienstag. Die FDP-Fraktion sehe angesichts der engen Verknüpfungen einiger islamischen Religionsgemeinschaften mit der türkischen Regierung allerdings den Bedarf, die weiteren Entwicklungen zunächst abzuwarten. „Wir müssen Gewissheit haben, dass die Entwicklungen in der Türkei nicht zu einer verstärkten Einflussnahme auf die Verbände führen und dass ihre Unabhängigkeit gewährleistet ist“.

Auch der DITIB Landesverband Niedersachsen und Bremen nahm Stellung zum Ausstieg der CDU aus den aktuellen Staatsvertragsverhandlungen. Die DITIB hat die CDU zur Wiederaufnahme der Gespräche aufgerufen. Als Demokraten könne man unterschiedlicher Meinung sein, es müsse aber miteinander gesprochen werden, sagte der Vorsitzende des DITIB-Landesverbandes Niedersachsen / Bremen, Yilmaz Kilic, am Freitag dem Sender NDR Kultur. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Andreas sagt:
Eigentlich müsste in einem Rechtsstaat der Ankläger, also Herr Thümler und die CDU, beweisen, dass die DITIB nicht staatsfern ist, anstatt einfach mit solch einer Behauptung die DITIB in die Enge treiben zu wollen. Ein Angeklagter muss nicht seine Unschuld beweisen, sondern der Ankläger dessen Schuld.
09.08.16
17:59
Manuel sagt:
Solange sich DITIB nicht eindeutig von dem Islamisten und Antidemokraten Erdogan distanziert, ist höchste Vorsicht geboten.
09.08.16
22:34
Ute Fabel sagt:
Die Trennung zwischen Religionen und Staat sollte weiterentwickelt und nicht verwässert werden. Auch das Verhältnis zwischen dem Staat und der katholischen und evangelischen Kirche, welches aus einer Zeit stammt, als nur diese beiden Religionsgemeinschaften quasi als die Staatsreligionen betrachtet wurden und die positive und negative Religionsfreiheit noch in den Kinderschuhen steckte, sollte geändert werden (d.h. Abschaffung des konfessionellen Relgionsunterrichts an öffentlichen Schulen, keine Einhebung der Kirchensteuer durch den Staat, konfessionsübergreifende Religionswissenschaften an den Unis statt staatlich finanzierte konfessionelle Religionsakademien unter dem Titel "theologische Fakultäten). Weitere "Staatsverträge" mit ausgewählten Religionsverbänden sind kontraproduktiv, damit werden nur neue privillegierte Staatsreligionen geschaffen, wodurch andere Religionen und nicht religiöse Weltanschauungen diskriminiert werden.
10.08.16
8:04
Ansgar sagt:
Mir wäre sehr daran gelegen, wenn sich die SPD zu Paragraph 10, Absatz 3 und dessen Folgen äussern könnte: §10 (3) besagt: "Das Land wird sich bei künftigen Verhandlungen über die Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge dafür einsetzen, dass islamische Religionsgemeinschaften in Aufsichtsgremien (NDR-Rundfunkrat, ZDF-Fernsehrat, DLR-Hörfunkrat und den entsprechenden Ausschüssen) vertreten sind." Das bedeutet doch, dass Erdogan via DITIB mitbestimmt, was in ARD, ZDF und den Landessendern gesendet wird...Wollen wir das wirklich? Mir fällt schon die ein oder andere Sendung auf ZDF ein, die Erdogan nicht zulassen wird.
12.08.16
13:05
Enail sagt:
Mittlerweile haben sich auch SPD und FDP dazu entschlossen, den Vertrag mit DITIB zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu unterschreiben.
12.08.16
19:15