Die Buchautorin Kristin Helberg betont, der Islam sei nicht für alles verantwortlich. Auch beim Verhalten von Muslimen müsse nach den Ursachen differenziert werden.
Der Islam wird in Deutschland nach den Worten von Buchautorin Kristin Helberg überschätzt. „Unser Problem mit dem Islam ist, dass wir ihn für alles verantwortlich machen“, sagte Helberg, die mehrere Jahre in Syrien gelebt hat, der „Welt“ am Dienstag. „Er ist an allem schuld. Dabei tut auch ein Muslim Dinge, weil er arm oder reich, gebildet oder ungebildet, vom Land oder aus der Stadt, mächtig oder unterdrückt ist und nicht einfach nur, weil er Muslim ist.“ Differenzierungen seien nur der Mehrheitsgesellschaft, aber nicht „den Muslimen“ gestattet.
Lange sei geleugnet worden, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, so Helberg. „Aktuell ist es ja nicht die schiere Zahl der Geflüchteten, sondern unser Kontrollverlust, der die Stimmung so verdirbt und Angst schürt. Wir wissen nicht, wer kommt, warum, und dann haben wir auch noch Angst vor Terrorismus.“ Dies müsse sich „durch legale Formen der Migration“ ändern.
Muslime seien zur „Projektionsfläche für Ängste und Frust geworden“. Ein „Anti-Islam-Programm“ wie bei der AfD sei ein gefährliches Signal heutzutage, so Helberg. Sie sagte, Religionen müssten nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sein. Jeder sei frei in seinem Glauben, solange Gesetze eingehalten würden. „Der Staat mischt sich nicht in die Wahrheitsfrage der Religion ein. Sonst könnte man auch gleich die katholische Kirche verbieten, weil sie Frauen diskriminiert.“ (KNA/iQ)