Differenzierung

Buchautorin: Islam ist nicht immer schuld

Die Buchautorin Kristin Helberg betont, der Islam sei nicht für alles verantwortlich. Auch beim Verhalten von Muslimen müsse nach den Ursachen differenziert werden.

23
08
2016
books, Abi
Symbolfoto: Bücher führen uns in eine andere Welt, Abi © by Chris auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Der Islam wird in Deutschland nach den Worten von Buchautorin Kristin Helberg überschätzt. „Unser Problem mit dem Islam ist, dass wir ihn für alles verantwortlich machen“, sagte Helberg, die mehrere Jahre in Syrien gelebt hat, der „Welt“ am Dienstag. „Er ist an allem schuld. Dabei tut auch ein Muslim Dinge, weil er arm oder reich, gebildet oder ungebildet, vom Land oder aus der Stadt, mächtig oder unterdrückt ist und nicht einfach nur, weil er Muslim ist.“ Differenzierungen seien nur der Mehrheitsgesellschaft, aber nicht „den Muslimen“ gestattet.

Lange sei geleugnet worden, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, so Helberg. „Aktuell ist es ja nicht die schiere Zahl der Geflüchteten, sondern unser Kontrollverlust, der die Stimmung so verdirbt und Angst schürt. Wir wissen nicht, wer kommt, warum, und dann haben wir auch noch Angst vor Terrorismus.“ Dies müsse sich „durch legale Formen der Migration“ ändern.

Muslime seien zur „Projektionsfläche für Ängste und Frust geworden“. Ein „Anti-Islam-Programm“ wie bei der AfD sei ein gefährliches Signal heutzutage, so Helberg. Sie sagte, Religionen müssten nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sein. Jeder sei frei in seinem Glauben, solange Gesetze eingehalten würden. „Der Staat mischt sich nicht in die Wahrheitsfrage der Religion ein. Sonst könnte man auch gleich die katholische Kirche verbieten, weil sie Frauen diskriminiert.“ (KNA/iQ)

Leserkommentare

Joachim Datko sagt:
Die abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam versuchen den Menschen das Selbstbestimmungsrecht zu stehlen. Der Islam ist besonders schlimm. Streng religiöse Menschen sind Opfer der Religion. Sie werden in der Regel indoktriniert. Ich habe eine große Schnittmenge mit den politischen Positionen der AfD. Wir sollten die Landesgrenzen besser bewachen. Der Islam ist Feind einer freien Gesellschaft. Ich bin gerne bereit, eine Lanze für das naturwissenschaftliche Weltbild zu brechen, beten schadet der geistigen Freiheit. Joachim Datko - Physiker, Philosoph
23.08.16
16:54
Müzeyyen sagt:
Eigentlich haben Sie es auf den Punkt gebracht. Man hat nicht nur vor dem Islam Angst, sondern vor jeder Religion.
24.08.16
0:24
Johannes Disch sagt:
Die Autorin hat recht mit ihrem Befund. Wir machen den Islam für Dinge verantwotlich, für die er nichts kann. Abhilfe zu schaffen ist nur durch Grundlagenwißen über den Islam.
24.08.16
0:52
Charley sagt:
@Joachim Datko: Das naturwissenschaftliche Weltbild kann nicht die Tatsache des Bewusstseins erklären. Der Dalai Lamé brachte es auf den Punkt: "Es ist leichter zuverklären, dass Unbewusstes aus Bewusstem entsteht, als dass Bewusstes aus unbewusstem entsteht!" - Das Problem, dass mit der Tatsache des Bewusstseins entsteht, ist das Selbstbewusstsein. Hegel: "Im Menschen erhebt sich das Selbstgefühl, mit dem das Tier auch begabt ist, zum Selbstbewusstsein." Die denkende Beobachtung des Selbstbewusstseins führt zur Erkenntnis der freien Individualität. Die kennt der Islam nicht. DazuIbrahim Al-Buleihi, ehem. Shuramitglied i Saudi-Arabien:„ … die Situation in der arabischen Welt ist traurig und beschämend. Aus dieser Erkenntnis heraus ist es notwendig, sich nicht nur Sorgen zu machen, sondern auch ein tiefes Unbehagen zu empfinden. Ich habe schon früh in meinem Leben erfahren, daß ein schrecklicher Mangel dem Leben von Arabern und Muslimen innewohnt, dessen Gründe ich aber erst einmal nicht erkannte......Die Vorzüglichkeit des Westens liegt jedoch nicht in seinen Errungenschaften in Wissenschaft, Kunst und Technologie; diese Leistungen sind lediglich das Resultat des Respekts für das menschliche Wesen, die Anerkennung seiner Individualität, die Freiheit, welche ihm gewährt wird.....Menschen sind ursprünglich Individuen, aber Kulturen wie die arabische lösen das Individuum in der Sippe, der Sekte oder dem Staat auf. Der individuelle Mensch war so nicht mehr in der Lage, seine eigene Identität zu erkennen, beziehungsweise wieder zu entdecken. Nur durch die Verbreitung philosophischer Ideen aus Griechenland ist dies möglich, wo im fünften Jahrhundert v.Chr. zum erstenmal in der Weltgeschichte die Philosophie erhebende Ideen zum menschlichen Wesen per se entwickelte. Sie erklärte den Menschen zum Individuum. Mit diesem untrennbar verbundenen ist ein ihm innewohnenden Wert. Die Entwicklung dieses Individuums wurde das letztendliche Ziel – der Mensch soll nicht nur Mittel und Zweck für die Interessen anderer sein.“ usw usf....
24.08.16
7:30
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Gut, dann frage ich mich, wieso es dann die meisten Integrationsprobleme mit Moslems gibt, während sich afrikanische Christen, Buddhisten und Hindus fast ohne Probleme in unsere Kultur einfügen.
24.08.16
11:23
Johannes Disch sagt:
Die Naturwissenschaften können das Bewusstsein inzwischen sehr wohl erklären. Jedenfalls sind die Neuro-Wissenschaften da auf einem guten Weg. Es ist noch gar nicht einmal sicher, dass es so etwas wie ein kontinuierliches "Selbst" / ein "Ich-Bewusstsein" überhaupt gibt. Die Fehleinschätzung, "Der Islam" würde keine Individualität kennen, ist offenbar nur schwer aus der Welt zu schaffen. Die islamische Philosophie zeigt, dass diese Einschätzung nicht stimmt. Im "Islamischen Rationalismus" hat die menschliche Vernunft einen hohen Stellenwert, und der Mensch ist aufgefordert, den Glauben durch individuelle rationale Reflektion zu ergänzen. Diese "vernunftgerechte Philosophie" -- Fachbegriff: "Falsafa"-- hatte in Ibn Rushd ihren herausragenden Exponenten. Ibn Rushd nennt die Philosophie die "Freundin und Stiefschwester der Religion." lg Johannes Disch
24.08.16
13:28
Charley sagt:
Diskriminierung der Frau durch die katholische Kirche: Es ist so, dass die katholische Kirche innerhalb ihrer eigenen Zusammenhänge - z.B. Priesteramt - den Frauen eine spezielle geschlechtsdefinierte Rolle zuordnet. Insofern ist es jedem freigestellt, innerhalb der kath. Kirche zu wirken oder nicht. Aber die kath. Kirche projeziert ihre Maßstäbe nicht in die Gesellschaft, wenngleich sie zu div. Themen ihre "katholische" Stimme erhebt. Das ist etwas ganz anderes, als wenn - siehe Kopftuch - religionsinterne Maßstäbe in das öffentliche Leben gedrückt werden sollen. insofern ist es nicht vergleichbar u das obige Argument greift nicht. - Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz: Das kommt sehr darauf an, wie sehr in der Religion Prinzipien festgeschrieben sind, die dem Geist des Grundgesetzes widersprechen. Das ist im Einzelfall zu prüfen. So ist z.B. Scientology begründet unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Wer die Gewaltenteilung ablehnt, Meinungsfreiheit bedroht, Rassismus im Programm hat, plant bereits gegen das Grundgesetz und dessen Organisation ist zu prüfen, ob sie bei uns existieren darf. Verbote hat es ja schon gegeben!
25.08.16
13:18