Burkini-Verbot

Polizei zwingt Frau zum Ausziehen ihrer Kleidung

An mehreren französischen Stränden gilt ein Burkini-Verbot. Nun zeigen Fotos wie die Polizei eine Frau zum Ausziehen ihrer Kleidung zwingt.

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08
2016
Symbolbild: Strand Cannes © Chris Yunker auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.

Der Streit um das Verbot von Ganzkörper-Badeanzügen für Musliminnen in Frankreich eskaliert. Bilder einer Frau, die am Strand von Nizza von vier Polizisten kontrolliert wird, lösten Empörung aus. In der Ferienmetropole am Mittelmeer gilt das Burkini-Verbot seit vergangener Woche, ebenso wie in Cannes und einigen anderen Badeorten der französischen Riviera.

Fotos, die unter anderem vom britischen „Guardian“ veröffentlicht wurden, zeigen vier Polizisten, die die mit einem türkisfarbenen Turban und einer Bluse mit langen Ärmeln bekleidete Frau am Strand von Nizza umringen. Man sieht, dass sie diese Bluse auszieht, wobei nicht deutlich wird, ob dies aus eigener Initiative oder auf Anweisung der Ordnungshüter geschieht.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve schaltete sich in die aufgeheizte Debatte ein. Burkini-Verbote dürften nicht zu Stigmatisierungen führen, sagte Cazeneuve am Mittwoch in Paris laut Nachrichtenagentur AFP. Franzosen dürften nicht gegeneinander aufgebracht werden, fügte er nach einem Gespräch mit dem Chef des islamischen Dachverbandes CFCM, Anouar Kbibech, hinzu.

„Polizei der Schande“, kommentierte Marwan Muhammad, Präsident des Kollektivs gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF), laut AFP. Die Organisation hatte bereits angekündigt, gegen die Burkini-Verbote der südfranzösischen Kommunen rechtlich vorzugehen.

Seit Wochenbeginn bekamen in Nizza etwa 15 Frauen Strafzettel. Diskutiert wird auch über eine Frau, die verhüllt am Strand von Cannes war und verwarnt wurde, da ihre Kleidung nicht die „guten Sitten und den Laizismus“ respektiere, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Sarkozy: Das ist eine Provokation

Ex-Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der 2017 wieder den Élysée-Palast zurückerobern will, fordert unterdessen ein neues Gesetz. Äußere Zeichen einer Religionszugehörigkeit sollten verboten werden, sagte der Konservative dem TV-Sender TF1 mit Blick auf Schulen, Universitäten oder Unternehmen. „Man sperrt Frauen nicht hinter Tüchern ein“. Mit Blick auf Burkinis fügte er hinzu: „Jeder sieht es, das ist eine Provokation“.

In Nizza herrscht seit dem Terrorattentat vom 14. Juli eine besonders gereizte Stimmung. An der Strandpromenade hatte ein Islamist einen Lastwagen in eine Menschenmenge gesteuert und 86 Menschen umgebracht.

Mehrere Kommunen in Südfrankreich hatten Burkinis verboten. Im Erlass von Cannes ist diese Badebekleidung mit integrierter Kopfbedeckung nicht explizit erwähnt; gefordert wird eine korrekte Strandbekleidung. Der französische Staatsrat wird am Donnerstag über das Burkini-Verbot einer Riviera-Gemeinde beraten. Die Menschenrechtsliga hatte dies beantragt. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Die Betroffene hat es offenbar eigens darauf angelegt zu provozieren, um auf diese Weise in die Schlagzeilen zu kommen. Nacktbaden kann man auch nur am FKK-Strand und nicht überall. Für das Image des Islams halte ich den Burkini-Fanatismus mancher Glaubensschwestern nicht förderlich. I
26.08.16
10:04
Ute Fabel sagt:
Burkinis sind Religionsuniformen. Öffentliche Strände sind nicht zur Ausübung von Religion oder Weltanschauung da. Die anderen Badegäste müssen vor religiösen Belästigungen geschützt werden. Religionsausübung gehört - wie die Ausübung der sexuellen Orientierung, welche auch europarechtlich geschützt ist - ins Privatleben. Ich hätte auch großes Verständnis dafür, wenn politische Uniformen und Symbole von den Stränden der Mittelmeerküste verbannt werden - sollte irgendwann einmal auf die Idee kommen damit zu erscheinen.
26.08.16
11:07
Manuel sagt:
Sarkozy hat vollkommen recht, Burkinis sind eine Provokation gegenüber den säkularen Staat.
26.08.16
16:38
Karl sagt:
Wie in den News zu lesen ist, ist diese Frau gar nicht gezwungen worden. "Die Frau wollte zeigen, dass sie einen Badeanzug trägt - aber keiner hat sie dazu gezwungen, ihr Oberteil auszuziehen", sagte Erwann Le Hô, Sprecher der Stadt Nizza. Die Polizisten hätten ihr gesagt, dass sie nur ohne ihre Tunika am Strand bleiben dürfe, heißt es in dem Bericht weiter. Doch sie hätte sie wieder angezogen - und musste deshalb eine Strafe von 38 Euro zahlen. Kurze Zeit später habe sie den Strand friedlich verlassen. Auch ein Sprecher der Polizei äußerte sich gegenüber der "Deutschen Welle". "Bei einem einfachen Erlass dürfen wir Menschen gar nicht zu irgendetwas zwingen - außer, um die Identität von jemandem zu kontrollieren", sagte Philippe Steeve von der Gewerkschaft der Streifenpolizisten SDPM demnach. Sie habe das Oberteil aus freien Stücken ausgezogen....SPIEGEL ONLINE hat die Ursprungsmeldung inzwischen angepasst.
27.08.16
0:11
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel / @Manuel So, Burkinis sind "Religionsuniformen?" Die französische Justiz sieht das aber anders und hat das Burkini-Verbot gekippt. Es greife unzulässig in Grundfreiheiten ein. @Manuel Sie missverstehen das Prinzip der Säkularismus / Laizismus. Weltanschauliche Neutralität DES STAATES stellt sicher, dass der Bürger sein Leben ohne Eingriffe des Staates in Einklang mit seinen religiösen Überzeugungen leben darf. Der Staat muss weltanschaulich neutral bleiben, und NICHT der Bürger. lg Johannes Disch
28.08.16
12:01