Seit Wochen wird in Frankreich über ein Burkini-Verbot diskutiert. Mehrere Städte hatten ein Verbot eingeführt. Nun hat das französische Verwaltungsgericht das umstrittene Burkini-Verbot gekippt.
Das Oberste Verwaltungsgericht in Paris hat das Burkini-Verbot in der südfranzösischen Gemeinde Villeneuve-Loubet für ungültig erklärt. Das Verbot stelle eine ernsthafte und illegale Verletzung von Grundfreiheiten dar, urteilte das Verwaltungsgericht am Freitag in Paris.
In Villeneuve-Loubet ist es künftig wieder erlaubt, religiöse Kleidung am Strand zu tragen. Die Verbote in den anderen französischen Gemeinden sind solange gültig, bis sie vor Gericht angefochten werden. Die Gerichtsentscheidung gegen das Verbot sei jedoch generell und könnte auch auf andere Gemeinden angewandt werden, hieß es in französischen Medien.
Geklagt hatte die Nichtregierungsorganisationen „Menschenrechtsliga“ (Ligue des droits de l’homme) und „Komitee gegen Islamophobie in Frankreich“ (Comite contre l’islamophophie en France) gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts in Nizza, das das Burkini-Verbot für angemessen befunden hatte.
Der Präsident der französischen Organisation „Liga der Menschenrechte“, Michel Tubiana, lobt die Entscheidung des Obersten Verwaltungsgerichts in Paris, das Burkini-Verbot für ungültig zu erklären. „Das Gericht hat alle die gestoppt, die Muslime in Frankreich diskriminieren wollten“, sagte Tubiana der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Paris. Die Richter hätten klar gemacht, dass ein Verbot des Burkinis eine Gefährdung der Grundrechte wie der Gewissensfreiheit und der persönlichen Freiheit darstelle, so Tubiana. Zudem habe das Urteil gezeigt, dass die Trennung von Staat und Kirche nur staatliche Behörden betreffe und nicht den öffentlichen Raum, so Tubiana.
Das „Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich“ (CCIF) begrüßte, dass nun jeder im Kleidungsstück seiner Wahl zum Strand gehen kann. CCIF und LDH hatten gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Nizza geklagt, bei dem das Burkini-Verbot als angemessen erklärt wurde.
Aus Sicht des CCIF hat das Urteil eine starke symbolische Wirkung. Es könne die Welle der politischen Aussagen, die freiheitsbedrohend und stigmatisierend seien, stoppen. Außerdem werde das Recht der Frauen, frei zu entscheiden, wie sie mit ihrem Körper umgehen wollten, gestärkt.
Das Urteil sei eine Niederlage für jene Bürgermeister, die in den vergangenen Wochen ein Burkini-Verbot eingeführt hätten, weil sie die Befindlichkeiten einiger Badegäste über den nationalen Zusammenhalt gestellt hätten.
Das Burkini-Verbot hatte in den vergangenen Tagen für Diskussionen gesorgt. Während sich Ministerpräsident Manuel Valls für das Verbot ausgesprochen hatte, zeigten sich andere Minister ablehnend. (KNA, iQ)