Kurban

Allah ganz nah

Das Opfern ist nichts spezifisch Islamisches, es kommt in vielen Religionen und Traditionen vor. Warum es ein menschliches Bedürfnis ist, erklärt Ali Mete.

02
09
2016
Ramadan - spirituelle Nahrung für den Muslim
Symbolfoto: Spiritualität. Vor allem in der Kadr-Nacht von Bedeutung © by Jenny Poole auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Allah hat den Menschen erschaffen, damit er ihm diene, heißt es im Koran.[1] Die Hingabe zu Gott ist also etwas Angeborenes, Natürliches. Hingabe muss nicht gelernt, sondern (wieder)entdeckt werden. Denn sie ist Teil der menschlichen Natur (Fitra).[2]

In diesem Sinne ist die Geschichte der Menschheit die Geschichte einer Suche – nämlich der Suche nach Religion bzw. nach der Nähe zu Gott. Daher ist es nur allzu verständlich, dass diese Suche nicht nur im Koran, sondern auch in den Texten anderer Religionen ihren Niederschlag findet. Vor allem die Religionswissenschaften und die Anthropologie haben gezeigt, dass es keine Menschen gibt, die nicht glauben bzw. in irgendeiner Form religiös denken und handeln würden – angefangen von ‚primitivsten’ Völkern bis hin zu modernen Gesellschaften.[3] Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die vielbeschworene Entsakralisierung bzw. das Verschwinden alles Religiösen im Zuge von Aufklärung und Modernisierung nie stattgefunden hat. Der Versuch, Religion aus dem Leben zu verbannen, ist gründlich fehlgeschlagen.

Opfern als Annäherung

In vielen Religionen spielen Gottesdienste bzw. religiöse Traditionen eine wichtige, ja sogar essenzielle Rolle. Sie sind ein unentbehrlicher Teil des Glaubens. Einer dieser in nahezu allen Religionen anzutreffender Gottesdienst ist das Opfern (Kurbân). Der Koran bestätigt das: „Allen Völkern gaben wir Opferriten, damit sie Allahs Namen über dem Vieh aussprächen, mit dem wir sie versorgten. Und euer Gott ist ein einziger Gott. Darum seid ihm ergeben! Und verkünde denen frohe Botschaft, die sich (vor Allah) demütigen.“[4]

In den monotheistischen Religionen wird das erste Opfer Kain und Abel (Kâbîl und Hâbîl) zugeschrieben. Im Alten Testament wird berichtet, Gott habe das Opfer Abels, welches Abel aus den Erstgeborenen seiner Herde aussuchte, angenommen, während er Kains Opfergabe, die aus „Früchten des Ackerbodens“ bestand, nicht beachtete. Aus Neid tötete später Kain seinen Bruder Abel.[5]

Im Koran wird die Erzählung folgendermaßen wiedergegeben: „Und verkünde ihnen der Wahrheit gemäß die Geschichte der beiden Söhne Adams, als sie ein Opfer darbrachten. Angenommen wurde es von dem einen von ihnen, aber nicht von dem anderen. Er sprach: ‚Wahrlich, ich schlage dich tot!’ (Der andere) sprach: ‚Siehe, Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an.’“[6] Sowohl in der Bibel als auch im Koran wird das Opfer Abels angenommen, da er aus reinen Glauben und mit Gottesfurcht (Takwâ) opfert. Am deutlichsten kommt dies in folgendem Vers zum Ausdruck: „Weder ihr Fleisch noch ihr Blut erreicht Allah, jedoch erreicht Ihn eure Frömmigkeit/Takwâ…“[7]

Der Gedanke und die Praxis des Opferns sind jedoch nicht nur auf Religionen beschränkt, die einen göttlichen Ursprung haben. Schon im alten Mesopotamien wurde eine vielfältige Opfertradition gepflegt. Das kleinasiatische Volk der Hethiter opferten Tiere oder Nahrungsmittel, um die Götter um Hilfe zu bitten. Im Schintoismus wird geopfert, um die den Zorn der Verstorbenen zu besänftigen. Im Hinduismus hingegen ist das Opfern eines der Weg zur Errettung.[8] Ausgehend von diesen wenigen Beispielen lässt sich sagen, dass die Praxis des Opferns zugunsten eines höheren Wesen oder des Schöpfers, mit dem Ziel sich ihm zu nähern, einem religiösen/natürlichen Bedürfnis entspricht.[9]

Kurban: Einheit, Frömmigkeit und Hingabe

In den Religionen göttlichen Ursprungs ist das Opfern eine wichtige Form des Dienstes an Gott. Um die Vielgötterei (Schirk) zu unterbinden, ist es in diesen Religionen ausschließlich erlaubt, im Namen des einzigen Gottes zu opfern. Auch wenn es einen Wandel und Unterschiede in der Praxis gab und gibt, haben diese Religionen weitgehend gemeinsam, dass sie durch das Opfern dieselben Ziele verfolgen: die Bezeugung der Einheit Gottes (Tawhîd), die Förderung der Frömmigkeit (Takwâ) und der Beweis der Ergebenheit (Islâm).

Das Opfern lässt dem Menschen erneut bewusst werden, dass es nur Allah ist, der ihn versorgt und Herr über Leben und Tod ist. Alles, was gelebt hat, lebt und leben wird, wird zu ihm zurückkehren, wie es im Koran heißt: „Sprich: ‚Siehe, mein Gebet, mein Gottesdienst, mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten.’“[10]

Dies verdeutlicht am besten der Prophet Abraham (a). Zu Opfern bedeutet im islamischen Sinne deshalb auch, das Erbe des Propheten Abrahams (a) anzutreten. Er war es, der, nachdem es ihm im Traum befohlen wurde, bereit war, seinen einzigen Sohn Ismael (a) als Zeichen seiner Ergebenheit zu opfern. Im Koran heißt es zur Erzählung Abrahams (a): „Fürwahr, dies war eine offensichtliche Prüfung! So lösten Wir ihn durch ein großes Schlachtopfer aus und bewahrten sein Ansehen unter den nachfolgenden (Generationen). ‚Friede sei mit Abraham!’ So belohnen Wir die Rechtschaffenen.“[11]

 

[1] Sure Zâriyât, 51:56

[2] „So richte dein ganzes Wesen aufrichtig auf den wahren Glauben, gemäß der natürlichen Veranlagung (Fitra), mit der Allah die Menschen erschaffen hat. Es gibt keine Veränderung in der Schöpfung Allahs…“ (Sure Rûm, 30:30)

[3] Vgl. Mircea Eliade, vor allem: Das Heilige und das Profane. Vom Wesen des Religiösen. Anaconda Verlag, Köln 2008

[4] Sure Hadsch, 22:34

[5] Elberfelder Bibelübersetzung, Altes Testament, Genesis, 4,3-8

[6] Sure Mâida, 5:27

[7] Sure Hadsch, 22:37

[8] Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Ansiklopedisi (Islam-Enzyklopädie der Türkischen Diyanet Stiftung), “Kurban”, Ankara 2002, Bd. 26, S. 434

[9] S. G. F. Brandon, A Dictionary of Comparative Religion, London 1970, S. 545

[10] Sure An’âm, 6:162

[11] Sure Saffât, 37:106-110

Leserkommentare

Charley sagt:
Ali Mete spricht von der "Praxis des Opferns zugunsten eines höheren Wesen oder des Schöpfers, mit dem Ziel sich ihm zu nähern". Das ist noch zu kurz gegriffen. Opfern bedeutet, dass jemand seine selbstherrliche Macht über etwas (und sei es sich selbst) aufgibt und dieses "etwas" einem Höheren unterstellt. Das "Opfer" kann vom "Höheren" angenommen oder abgewiesen werden. So opfern sich die Engelmächte ständig den höheren Mächten. - Die Erklärung, dass Kain aus "Neid" den Abel erschlug, ist - sorry - dümmlich. Man lese bitte das Original: http://ww.bibleserver.com/text/ELB/1.Mose4 Dahinter steht ein Menschheitsmysterium. Denn es waren die Kinder des Kain, die sämtliche Erfindungen und Errungenschaften der modernen Menschheit erfanden. Kain ist der Urvater aller Erfinder und Künstler (während Abel/Seth das Urbild des Priesters ist). Mit Abel, der allein in der Unterwürfigkeit vor "Gott" und geradezu in einem Erstarren in Ehrfurcht vor der Schöpfung verbleibt, säßen wir heute noch als "nackte Affen auf dem Baum". Es ist sehr tiefsinnig, dass sie die Freimaurer eben auf Kain zurückführen, denn sie wollen bauen am großen Tempel der Menschheit. Und "Gott" könnte die ganze (!) Menschheit "einstampfen", wenn er Kain heutzutage nicht anerkennte, denn heutzutage sind wir alle Kainskinder. Der Egoismus ist nicht abschaffbar, das ist völlig absurd. Aber er bekommt einen tief religiösen Sinn, wenn man ihn über die ganze Welt ausbreitet, wenn man sich die ganze Welt zu Herzen nimmt, wenn man sich verantwortlich fühlt für alles (!), was auf der Welt passiert, wenn man sich als Glied der Menschheit begreift (letzteres ist gemeint mit dem mystischen Leib Christi (1.Korinther 12.12)). Der Egoismus ist ein vorläufiger Zustand des Ich, welches jeder Mensch und die Menschheit zu entwickeln und zu überwinden hat, und der Egoismus löst sich auf in seinem Endzustand, welcher ist die Kraft der Liebe als Krönung des Individualismus!
03.09.16
12:43
Charley sagt:
Warum konnte Jahwe Kains Opfer nicht anerkennen? Weil er es nicht kannte! Weil er es nicht (an-/wieder-) erkennen konnte! Denn es war nicht von ihm! Kain hatte bereits die Pflanzen umgestaltet (gezüchtet). Es steckte nicht mehr nur der Schöpfersinn darinnen, sondern schon der kreative Geist des Menschen. Das ist die Natur des Kain uns seiner Kinder! Und mit der Ablehnung der Kainswerke müsste "Gott"/Allah alle (!!!) Kulturleistung der Menschheit verdammen! Es ist immer dasselbe: Der Islam hat offenbar keinen Begriff von dem Eigenmenschlichen und vermag dieses nicht wert zu schätzen! Der Mensch ist etwas gegenüber (!) "Gott". Ansonsten wäre er nur dessen Marionette, die vorübergehend sich ein Eigensein einbildet, bis sie sich wieder vollständig (!) in Gott auflöste! Es bliebe nichts übrig als ein Traum, der eine Weile von sich selbst geträumt hat. Warum "Gott" sich diese Mühe macht, sich vor sich selbst (im Menschen) zu verstecken, wäre allerdings zu fragen. Spielt er mit sich selbst vor Langeweile? :-) Und falls Herr Mete wirklich dieses denkt, möge er das deutlich aussprechen oder aber den (auch spirituell!) berechtigten Ort und Daseinsform des Menschen-Selbst im (göttlichen) Kosmos benennen.
03.09.16
12:53
Das Bedenklichste sagt:
Herr Charley Das sind durchaus interessante Deutungen zu den Archtypen Kainisch und Abelisch, die Sie hier vortragen, allerdings treffen sie nicht den Kern der koranischen Aussage, die Herr Mete hier in seiner überaus klassisch, traditionellen Betrachtung zum Kurbanfest vorträgt. Leider werden und es sei seiner Jugend geschuldet, viele der kurbanrelevanten Textstellen formelhaft eher um Vollständigkeit als um Verständnis schaffend vorgetragen und damit ihr Bedeutunginhalt eingeebnet. Der hier maßgebliche Text gibt zu erkennen, weshalb Gott Opfer annimmt und weshalb nicht. Dass Gott das überhaupt tut ist bemerkenswert. Es heisst taqwa, hier im Text mit Frömmigkeit übersetzt, erreiche Gott, nicht hingegen das Geopferte selbst. Das legt die Vermutung nahe, dass es weder die Art, noch die Art der Darbietung, ja noch nicht einmal die Grösse des Opfers entscheident sind, sondern so etwas Eigenartiges wie Frömmigkeit also etwas was im Allergehemeisten Urprivaten stattfindet, nämlich in der Beziehung des Menschen mit Gott, die über die Werthaltigkeit des Opfers bestimmt. Damit kommt etwas ganz Erstaunliches zum Ausdruck, nämlich dass Gott vom Menschen das Erkennen seiner eigenen äußerst grossen Nähe zum Menschen fordert. Simpel formuliert Gott ist den Menschen nah nur der Mensch kümmert sich nicht darum. Der Mensch hingegen beschäftigt sich mit Äußerlichkeiten, hier im religiösen Kontext, der Grösse und Art des Opferns und der erkennbar huldvollen Darbietung. Und genau dem erteilt Gott im Koran eine Absage.
03.09.16
18:57
Charley sagt:
Die Nähe von Liebenden ist eigentlich keine Nähe mehr, denn wenn es "nur nah" ist, so ist es immer noch unendlich fremd. (Das erleben Menschen, die Sex ohne Liebe haben... es berüht sich nur die Haut, nicht die Herzen.) Liebende schauen sich in die Augen und erkennen sich im anderen. Erst in der Durchdringung, im Sich-im-anderen-finden, im Sich-in-den-anderen-Hineinverwandeln zeigt die Kraft der Liebe ihre Einzigartigkeit. Darum war auch immer die Liebe, die rückhaltlose Bejahung das Erkenntnismittel der wirklich Wissenden aller Kulturen und Religionen. Ein Kultus (der doch nur ein geistiger Vorgang ist, der ins Äußere projeziert ist um gemeinschaftlich vollzogen werden zu können, ein Kultus ist als äußere Handlung komplett unnütz und unsinnig) hat darum immer vier Stufen: 1.) die Verkündigung, die überhaupt das Ander-Ich ins Bewusstsein rückt. 2.) die Opferung (Offertorium), in der man sich nun diesem Ander-Ich ("Gott") unterstellt, anvertraut (nicht nur klug das Wasser studieren, sondern "baden gehen"!). Dann folgt aber die Wandlung, was ein geheimnisvoller Vorgang ist, in dem sich beide Pole ineinander verwandeln. 4.) dann die Kommunion (com-unio, "Zusammen-vereinigung"). So wird im christlichen Kultus erst in der 2.Stufe Brot und Wein ins Spiel gebracht, was nach der Wandlung als Leib und Blut konsumiert wird. Dabei geht es ja nicht um Brot und Wein. Eine jede richtig durchgeführte Meditation führt zum gleichen Ergebnis, allerdings ohne "Geschmackserlebnis". Nähe entsteht durch Anziehung, Sehnsucht, aber sie erfüllt sich innerlich in einer Durchdringung und Wechselidentifikation und gegenseitiger Befruchtung und Steigerung. Das ist schon in der Heiligkeit einer wahren Ehe zu erleben. Der Mensch glaubt an Gott. Woran glaubt Gott? An den Menschen! Das hierbei kein Persönchen-Ego zu einem "Göttlichen" hochstilisiert werden soll, sollte eigentlich schon sofort klar sein. Es geht um etwas anderes - im Menschen! Darum ist der obige Hinweis von "Das Bedenklichste" auf die Frömmigkeit so wunderbar. Kaum ein Mensch kennt Frömmigkeit heute noch. Heutige Kinder können mit dem Wort kaum noch etwas anfangen! Was ist Frömmigkeit? Es ist Ehr-furcht und Liebe zugleich. Verehrung des (einen selbst) Überragenden, verbunden mit dem Schauder des Zurückweichens vor dessen Größe und zugleich Liebe (Bejahung mit dem Wunsch, der Sehnsucht nach Wesenserkenntnis mittels Wesensdurchdringung).
05.09.16
10:44
Ute Fabel sagt:
"Allah hat den Menschen erschaffen, damit er ihm diene". Diese Sure wird wahrscheinlich vor allem autoritären politischen Führern wie gerufen kommen und ihnen sehr gefallen, denn diese Herrscher haben gebückte und unterwürfige Menschen ganz besonders gerne. Kein Wunder also, dass es soviele Diktaturen gibt, die sich auf den Islam berufen. Islam bedeutet auf Deutsch Unterwerfung, die Geisteshaltung einer bereitwilligen Unterordnung in der Bevölkerung brauchen totalitäre Systeme. Mir missfällt dieses Sure zutiefst. Menschen sollen selbstbewusst auf eigenen Beinen zu stehen lernen und sich nicht einem religiösen Unterwürfigkeitstraining hingeben
08.09.16
7:54
Kritika sagt:
Teile dieser Diskussion legen nahe, dass die Diskutanten von den wissenschaftlichen Erkenntnissen Darwins und dessen Nachfolger noch nichts vernommen haben. Kritika fühlt sich an mittelalterliche Diskussionen, zB über Engel auf der Nadelspitze, erinnert. Oder dass die Zahl der Planeten - Gott-gegeben - nur 7 sein kann. Als der 7te Planet dann gefunden war, hörte man auf zu suchen: sie waren ja nun alle da. Die Söhne Adams und Eva, Kain, Abel, vielleicht Set hat es natürlich nicht gegeben weil Adam und Eva selber Phantasiefiguren sind. Damit ist die Diskussion wer wen warum tot schlug gegenstandslos. Die Evolutionslehre gehört zu den gefestigten Wissenschaften; tausendfach und widerspruchslos durch praktische Beweise gesichert. So wie kein Wissenschaftler an a quadrat + b quadrat = c quadrat für das rechtwinklige Dreieck zweifelt, so wenig zweifelt die Wissenschaft an der Evolutions Lehre. Sogar moderne Päpste haben sich Seelen-sträubend damit abgefunden. Ein wenig mehr Realismus und Berücksichtigung der wissenschaftlichen Fakten über die diskutiert wird, würde das Niveau dieser Diskussionen auf islamiq.de sicher gut tun.
09.09.16
17:45
Charley sagt:
@Kritika: Du irrst, während der Satz des Pythagoras als reiner Gedanke völlig durchsichtig und darum auch 100% überzeugend sein kann, ist das bei der Evolutionslehre anders. Die Mathematik kennt tatsächlich keine Wahrheit, weil sie keine Realität hat. Darum kann sie auch - als reiner Gedanke - 100%ig richtig sein! Bei denjenigen Wissenschaften, die sich mit der gegebenen, sinnlichen Welt beschäftigen, ist zwar inzwischen auch keine Wahrheitsfrage mehr gestellt, insofern der Modelbegriff erfunden wurde, damit man diese lästige Wahrheitsfrage los war. Sodann begreifst du gar nicht, was ein Mythos ist. Genauso könntest du sagen, dass die Grimmschen Märchen alles Lüge sind! Ein Mythos will gar keine Wirklichkeit abbilden der Art, wie ein Reporter es wollte. In welcher äußeren (!) Wirklichkeit ein Mythos urständet, kann man zunächst offen lassen, wenn man erkennt, welch wunderbares Okular z.B. der Kain-und-Abel-MYTHOS auf die menschliche Wirklichkeit gibt. Natürlich wurde die Welt nicht in 6 Tagen erschaffen, vor allem, wenn die "zeit-messende" Sonne erst am 4 Tag erschaffen wurde,... wie "lang" waren dann die vorhergehenden Tage? Mythos (wie auch Märchen!) waren Erkenntnismitteilungen für Menschen, die ein anderes Bewusstsein und darum andere Fragebedürfnisse und andere Fragebefriedigungen hatten als wir es heutzutage haben. Und wenn du dich ein bisschen in dem heutigen "Wissen" auskennst, dass so ungemein praktisch ist und doch so viele Fragen offen lässt, ja offen lassen muss (z.B. die Frage nach dem Bewusstsein!), dann weißt du auch, wie "dumm" man mit dem heutigen Wissen doch sein kann! Denn allein der Modellbegriff ist schon Wirklichkeitsverlust, ja Wirklichkeitsabsage und der Mensch, der keine Wahrheitsfrage mehr stellt wird zum reinen Manipulator einer Welt, gegenüber deren - Achtung! - Realitätserkenntnis man mit dem Modelbegriff bereits resigniert hat!
12.09.16
1:06
Charley sagt:
@Kritika: Die Evolutionslehre ist ein Model, welches Zusammenhänge aufdeckt und zugleich Fragen offen lässt. Z.B. ist der Zeitbegriff durchaus nicht gesichert. - Vielleicht sind dir auch Forschungen bekannt, dass man heutzutage überlegt, ob nicht die Naturgesetze selbst (die man soweit als zeitlos gültig ansah) einer Evolution unterworfen sind. - Um noch ein Bild anzufügen zum Ursächlichkeitsbegriff der Evolution: Was das Treibende, Wirksame war, insofern man Entwicklung feststellt, wird nicht gefragt und zugleich - vor allem populärwissenchaftlich - um so naiver drauf porjeziert! - Da Denken mit dem Gehirn im Zusammenhang steht, sind viele bereit zu sagen: das Gehirn denkt! Aber das ist rätselhaft. Genauso könnte man sich wundern, warum sich der frisch gefallene Schnee an bestimmten Stellen so merkwürdig ballt.... anstatt auf den Gedanken zu kommen, dass da jemand drüber gegangen ist, der jetzt schon weiter fort ist. Und das Bild würde völlig greifen, wenn der Über-den-Schnee-Gehende selbst nicht sichtbar (z.B. nur geistig sichtibar) wäre. Das nur als eines von vielen möglichen Beispielen, um - bei allem Respekt vor der Evolutionsforschung - zu zeigen, wie philosophisch naiv die korrekt gesammelten wissenschaftlichen Daten dann interpretiert werden. - Ach ja, zu der gelobten Evolutionslehre: Der Faschismus der Nazis, deren Rassenlehre, die zig Millionen Tote gefordert hat, war nichts anderes als das Heben der Darwinschen Evolutionslehre über Nietzsche zu Hitler! Ja, das passiert, wenn man diese naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ins Soziale überträgt. Soviel also zur "Wahrheit" solcher Erkenntnisse!
12.09.16
1:16
Charley sagt:
@Ute: "Menschen sollen selbstbewusst auf eigenen Beinen zu stehen lernen und sich nicht einem religiösen Unterwürfigkeitstraining hingeben." Volle Zustimmung! Es geht heutzutage nicht mehr um einen Wettstreit, wer die am wenigsten eigensinnige Allah-Marionette ist, sondern es geht um die Übernahme von Eigenverantwortung, gegenüber dem Mitmenschen, gegenüber der Welt. Wer nicht im Menschen selbst einen nicht-auf-anderes-(z.B.Allah)-zurückführbares Eigenwesen anerkennt, kann diesem Menschen (den es ja dann nicht gibt) auch keine wirkliche Eigenverantwortung zusprechen. Den allgemeinen Menschenrechten (die die islamische Welt ja nicht anerkennt!) liegt dieser Gedanke eines dem Menschen eingeborenen Rechtes zu grunde. Ich habe bis heute keinen Begriff des Menschen, keine un-bedingte (d.h. nicht auf "anderes/Allah" zurück führbare) Bejahung des Menschen von islamischer Seite kennen gelernt. - Die abendländische Kultur beruht auf der Anerkenntnis der Individualität per se, philosophisch begründet in der Aufklärung und der idealistischen Philosophie: Der Mensch ist un-bedingt selbst-bestimmend frei! Und die Meinung eines "Allah" interessiert mich nicht. (Ich empfehle das Vorwort von Max Stirner zu seinem Buch "der Einzige und sein Eigentum", gibts im Netz). Und indem unsere Gesellschaft dieses Menschenbild hat ("die Würde des Menschen ist unantastbar") entwickelt sie ihre hohen Qualitäten und Tugenden. Anders herum kann man feststellen: Je weniger in einer Kultur, einer Religion, einem Staat die Individualität wert geschätzt wird, um so menschenverachtender ist dessen Gebaren! (@Kritika: die Evolutionslehre kennt übrigens auch keine Individualität! :-))
12.09.16
1:25