Auszeichnung

Soziologin erhält Höffmann-Wissenschaftspreis

Soziologin Naika Foroutan erhält den Höffmann-Wissenschaftspreis für interkulturelle Kompetenz der Universität Vechta. Anlass ist ihr umfangreiches Werk zum Thema Interkulturalität.

02
09
2016
Naika Foroutan © Heinrich-Böll-Stiftung auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.

Naika Foroutan (44), deutsche Soziologin an der Berliner Humboldt-Universität (HU), erhält den Höffmann-Wissenschaftspreis für interkulturelle Kompetenz der Universität Vechta. Die Preisträgerin beeindrucke durch ihr umfangreiches Werk zum Thema Interkulturalität, teilte die Hochschule am Donnerstag in Vechta zur Begründung mit.

Foroutan erziele mit kritischen Stellungnahmen zu aktuellen Debatten erhebliche gesellschaftspolitische Wirkung und schaffe „hohe mediale Aufmerksamkeit für den Kulturdialog“. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Foroutan wurde in Teheran geboren. 1983 musste ihre Familie den Iran verlassen. Sie promovierte beim Islamwissenschaftler Bassam Tibi in Göttingen und war dort Dozentin für Politikwissenschaft. Seit 2015 ist Foroutan Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der HU Berlin. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Migration und Integration, Islam- und Muslimbilder in Deutschland.

Kritik an Sarrazin

Zudem beschäftigt sie sich mit dem politischen Islam und der gesellschaftlichen Wandlung von Einwanderungsländern. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie durch ihre Kritik an den Thesen des ehemaligen SPD-Politikers Thilo Sarrazin in dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“ bekannt. Sie erhielt 2011 den Berliner Integrationspreis.

Der Preis soll Foroutan im Januar in Vechta verliehen werden. Die Laudatio übernimmt den Angaben zufolge der Leiter des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld, Andreas Zick.

Der Preis wird zum sechsten Mal vergeben. Er wird gestiftet von dem Vechtaer Reiseunternehmer Hans Höffmann. Ausgezeichnet werden Wissenschaftler, die mit ihrer Arbeit die interkulturelle Kompetenz fördern und so zu „einem friedlichen und konstruktiven Miteinander von Menschen verschiedener ethnischer, kultureller und religiöser Herkunft“ beitragen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Den Preis hat Naika Foroutan verdient. Schon alleine deshalb, weil Sie Sarrazins statistischen Dilettantismus aus "Deutschland schafft sich ab" in alle Einzelteile zerlegt hat. lg Johannes Disch
03.09.16
18:37
Ute Fabel sagt:
Fundierte Kritik an den Thesen von Sarrazin halte ich immer für sehr begrüßenswert. Ich bin auch nicht der Meinung, dass sich Deutschland durch Migration grundsätzlich abschafft. Ich wohne in Wien, das zu den zehn Städten in der EU mit höchstem Ausländeranteil gehört. Regelmäßig wird Wien jedoch in internationalen Untersuchungen weiterhin in Spitzenplätze gereiht, was die Lebensqualität betrifft. Um 1900 lebten mehr Tschechen in Wien als in Prag, was sich an den zahlreichen tschechischen Familiennamen der Wien auch heute noch ablesen lässt - dadurch haben wir auch keinen Schaden erlitten. Was mich an der Position von Frau Foroutan stört, ist jedoch ihre mitschwingende Annahme, dass alle Menschen aus dem Nahen Osten irgendwie muslimisch geprägt seien. Das stimmt genausowenig, wie wenn man behaupten würde, alle Österreicher seien katholisch geprägt. Ich halte es generell problematisch, wenn religiöse Dogmen fälschlicherweise zum Kulturgut einer ganzen Bevölkerung erklärt werden. Ich kenne viele Iraner, Türken und Araber, die entweder nur auf dem Papier Muslime sind, aber sich wenig darum kümmern oder sogar eine ausgeprägt antiislamische Einstellung aufgrund der Erfahrungen in ihren Heimatländern mit dieser Religion gemacht haben. Frau Foroutan neigt meiner Meinung nach doch etwas zu sehr dazu, ganze Einwohnerschaften pauschal für den Islam zu vereinnahmen und über einen Kamm zu scheren.
05.09.16
9:45