Opfern (Kurban) ist ein Gottesdienst im Islam. Zentrale Aspekte sind Hilfsbereitschaft, Solidarität und Geschwisterlichkeit. Dank muslimischer Hilfsorganisationen werden an den Kurbanfesttagen Millionen Bedürftige versorgt.
Im Koran wird die Geschichte von Kain und Abel, den Söhnen Adams (a), überliefert. Beide brachten Allah ein Opfer dar. Das Opfer Abels wurde angenommen, das seines Bruders Kains nicht. Denn „Siehe, Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an“[1], wie es in einem Koranvers heißt.
Opfern (türk. Kurban) bedeutet „sich annähern“ und ist ein Gottesdienst, der mit den finanziellen Möglichkeiten ausgeführt werden muss. Es darf nur mit der Absicht geopfert werden, Allah näherzukommen und sein Wohlwollen zu erlangen. Wer finanziell in der Lage dazu ist, soll an den Kurbanfesttagen ein Opfertier schächten bzw. schächten lassen. Das Fleisch wird an die Armen und Bedürftigen, aber auch an Nachbarn und Verwandte verteilt.
Das Opfern trägt zum sozialen Ausgleich bei. So wie die Muslime beim Ramadanfest die Bedürftigen finanziell unterstützen, so teilen sie beim Kurbanfest das Fleisch der Opfertiere mit den Bedürftigen. In den muslimischen Gemeinden herrscht eine Atmosphäre der Solidarität, Gemeinschaft und der Geschwisterlichkeit. Die verbindende Eigenschaft des Opferns ist es, die den religiösen Festtagen ihre besondere Stellung verleiht.
Indem der Muslim opfert, zeigt er seine Dienerschaft und seine Ergebenheit gegenüber Allah: „Weder ihr Fleisch noch ihr Blut erreicht Allah, jedoch erreicht ihn eure Frömmigkeit (Takwâ). So hat er sie euch dienstbar gemacht, damit ihr Allah dafür preist, dass er euch rechtgeleitet hat. Und verkünde den Rechtschaffenen frohe Botschaft!“[2] Das Opfern erinnert an die absolute Hingabe des Propheten Abraham (a). Die Geschichte Abrahams (a) ist den Buchreligionen weitestgehend bekannt: Abraham (a) bittet seinen Schöpfer um Nachkommenschaft und verspricht, dass er sein Kind für Allah opfern würde, sofern er eins bekäme. Seine Bitte bleibt nicht unbeantwortet. Durch einen Traum wird Abraham (a) an sein Versprechen erinnert. Er war bereit, für das Wohlgefallen Gottes das ihm Liebste zu opfern. In Anerkennung seiner Ergebenheit und Opferbereitschaft tauschte Allah Ismael (a) durch ein Opfertier aus. Die Haltung Abrahams (a) angesichts einer so schweren Prüfung gilt für alle Muslime als Vorbild.
Seit jeher opfern Muslime in Anlehnung an diese Tradition zum Abschluss der jährlichen Pilgerfahrt (Hadsch) Tiere und verteilen es an Nachbarn, Verwandte, Arme und Bedürftige.
An Festtagen spielt die Gemeinschaft und Solidarität eine große Rolle. Es gibt viele muslimische Organisationen, die Kurbanspenden sammeln und das Fleisch der damit gekauften Tiere in aller Welt verteilen. So werden Bedürftige etwa in Somalia, Sudan, China oder Palästina ebenso versorgt wie Menschen in Syrien, Afghanistan oder im Irak.
Die Wichtigkeit des Kurban-Gottesdienstes wird deutlich, wenn man den Worten des Propheten Muhammad (s) Gehör schenkt. Dieser wies auf Verantwortlichkeit der Wohlhabenden hin und sagte: „Wer in der Lage dazu ist, aber nicht opfert, soll sich unserem Gebetsplatz nicht nähern.“[3]
Das Opfern hilft den Reichen, ihren Geiz zu überwinden und ihren Besitz zu teilen. Sie erinnert die Muslime an ihre gesellschaftliche Verantwortung. Und die Armen danken ihrem Schöpfer für seine Gaben und dafür, dass es auch weiterhin Menschen gibt, die fern aller Grenzen mit dem Gedanken der Solidarität an sie denken und ihnen helfen.
Die Opfertierkampagnen der Hilfsorganisationen laufen bereits seit einigen Wochen. Auch in diesem Jahr organisieren Hilfsorganisationen wie der IGMG Hilfs- und Sozialverein Hasene, DITIB, Islamic Relief und Muslime Helfen eine Kurbankampagne. Mit großem Einsatz werden die Arbeiten fortgeführt, um die Kurbanspenden der Gemeindemitglieder entgegenzunehmen und an die Bedürftigen, Waisen, Benachteiligten und Hungernden zu überbringen.
Durch ihre Spenden kann man so die Freude anderer teilen und ihnen einen Augenblick der Freude ermöglichen. Wer noch keine Spende getätigt hat und dies nachholen möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf unsere kleine Auswahl an Organisationen. Das diesjährige Kurbanfest beginnt am 12. September 2016. Spenden sollten daher so schnell wie möglich getätigt werden.
IGMG Hilfs- und Sozialverein Hasene
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)
[1] Sure Mâida, 5:27
[2] Sure Hadsch, 22:37
[3] Ibn Mâdscha