Mecklenburg-Vorpommern.

„AfD-Wahlerfolg als Alarmsignal bewerten“

Der Wahlerfolg der AfD sorgt auch unter den Religionen für Unruhe. Religionsvertreter fordern weniger Polarisierung und mehr Zusammenhalt.

05
09
2016
Führende Politiker der AfD. © James Rea auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Als „Alarmsignal“ für die Politik und Herausforderung für die Gesellschaft haben Religionsvertreter den Erfolg der AfD bei den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern gewertet. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch und Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, es gelte die erkennbar gewordenen Ängste und Sorgen der Bürger ernst zu nehmen. Für sie müssten Lösungen gefunden werden. „Dabei brauchen wir aber weniger Polarisierungen und mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

Der Landesteil Mecklenburg gehört zum Erzbistum Hamburg, Vorpommern zum Erzbistum Berlin. Die AfD ist bei den Landtagswahlen zweitstärkste Kraft in Mecklenburg-Vorpommern geworden.

Der evangelische Landesbischof der Nordkirche, Gerhard Ulrich, äußerte seine Besorgnis darüber, „dass populistische und fremdenfeindliche Parolen in so hohem Maße verfangen haben“.

Nordkirchen-Bischof Hans-Jürgen Abromeit aus dem Sprengel Greifswald versicherte mit Blick auf das starke Abschneiden der AfD, dass die Kirchen nach ihren Kräften weiterhin für Menschen in Not eintreten werden – «seien es Einheimische oder Geflüchtete». Andreas von Maltzahn, Bischof im Sprengel Schwerin, sagte: „Wer in einem demokratischen Verfahren gewählt wurde, ist damit nicht automatisch schon ein Demokrat“.

„Armutszeugnis für Deutschland“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, offenbar sei vielen Wählern nicht klar oder sie nähmen es billigend in Kauf, dass sich die AfD weder in Mecklenburg-Vorpommern noch bundesweit klar vom rechtsextremen Spektrum abgrenze. „Die AfD ist keine Alternative für Deutschland, sondern ein Armutszeugnis für Deutschland“.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, twitterte eine „Warnung“ an die anderen Parteien: „Die Strategie ‚kopieren oder ignorieren‘ geht nicht auf. Am Ende wählt ‚man‘ das populistische Original“. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Arno sagt:
Wer für eine geregelte Zuwanderung ist, die unseren Sozialstaat nicht zerstört, ist auch nicht automatisch ein "Rechter"
05.09.16
15:01
Moritz sagt:
Muslime sollten sich eher über Polarisierung in den eigenen Reihen Gedanken machen, statt eine Polarisierung durch Nicht-Muslime zu erfinden. Wer, wenn nicht die AKP, polarisiert denn bis in die deutsche Gesellschaft hinein? Sich vor dem Islam zu fürchten, weil man seine grausamen Taten täglich in den Nachrichten verfolgen kann, ist absolut legitim.
05.09.16
17:43
chris sagt:
Lasst sie doch nur es war der Osten. Ich weiss im Westen haben sie auch gute Ergebnisse erzielen könne dennoch macht mir das keine Sorgen. ich habe Verwandtschaft und Freunde im Osten und da sind sehr viele dabei, die seit Jahren arbeitslos sind. Die haben noch nie einen Migranten gesehen und machen sich sorgen, dass sie es noch schlimmer haben werden. Aber nicht die Migranten sind schuld, dass sie keinen Job haben Nach der Wende fielen die ganzen staatlichen Konstrukte weg. Arbeitslosigkeit entstand und tatsächlich waren die meisten der Wähler arbeitslose oder einfache Arbeiter und meistens männlich mit geringer Bildung Die tun mir so leid, weil sie wieder enttäuscht werden Die AFD wäre wählbar, wenn sie Arbeitsplätze schaffen würde und aus dem Boden stampfen würde Doch migranten gibt es da kaum welche und da wird es auch keine geben. Also was soll das? Die arbeitslosen und arbeiter haben eine neoliberale Partei gewählt Herzlichen Glückwunsch
05.09.16
19:36
Johannes Disch sagt:
@Moritz Hier wird keine Polarisierung von Muslimen erfunden. Diese Polarisierung von Nicht-Muslimen gegen Muslime findet statt. Und die AfD unterfüttert diese Polarisierung pseudointellektuell. @Arno Es geht der AfD nicht um geregelte oder ungeregelte Zuwanderung. Ihr Programm hinsichtlich der Muslime und ihrer Religion, des Islam, ist rassistisch und verfassungswidrig. Die AfD will Muslime ihres Grundrechts der Religionsfreiheit berauben. @Chris Sie dürften den Nagel auf den Kopf treffen. Nun sollte man 1,5 Millionen Wahlberechtigte nicht zu hoch hängen. Aber verharmlosen darf man es auch nicht. Viele Menschen in den Neuen Bundesländern fühlen sich abgehängt und wählen deshalb Protest. Meck-Pom hat grade mal 2% der Flüchtlinge aufgenommen und im ganzen Land gibt es grade mal 4 Moscheen. Und trotzdem hat das Thema Flüchtlinge die Wahl entschieden. Das zeigt, wie irrational viele Menschen inzwischen reagieren. Viele Menschen in dieser Region fühlen sich nicht nur abgehängt, sondern sind es auch. Um diese wieder zu erreichen, muss die Politik Geld in die Hand nehmen. Das funktioniert aber nicht, wenn man-- wie Finanzminister Schäuble-- die "Schwarze Null" zum Fetisch macht. lg Johannes Disch
05.09.16
22:38
Johannes Disch sagt:
@Chris -- "Die Arbeitslosen und Arbeiter haben eine neoliberale Partei gewählt. Herzlichen Glückwunsch." (Chris) Da irren Sie. Die haben eine asoziale Partei gewählt. Das Wirtschaftsprogramm der AfD widerspricht den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft, die für dieses Land verbindlich sind. Das Wirtschaftsprogramm der AfD ist nicht neoliberal, sondern libertär. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Das gesamte Gesellschaft-und Menschenbild dieser Partei fußt auf dem Libertarismus. Und dieser ist asozial! Sozialdarwinismus, der sich in pseudoliberales Vokabular kleidet. Leider wird dieser zentrale ideologische Hintergrund der AfD noch viel zu wenig diskutiert. Die Arbeitslosen und Arbeiter, die AfD gewählt haben, wären die ersten, die bei einer AfD-Regierung auf der Strecke bleiben würden. lg Johannes Disch
05.09.16
23:47
Manuel sagt:
Seit Erdogan und seine AKP-Islamisten in der Türkei an der Macht sind wird hier auch stark polarisiert, früher war Atatürk und der Säkularismus wichtig, heute nur mehr Islam, Islam und Islam, die Kopftücher nehmen ständig zu, der politische Islam wird nach Deutschland getragen und um Erdogan ein Personenkult getrieben. Also kein Wunder, dass viele Deutschen sowas ablehnen, wir wollen hier nunmal keine islamische Gesellschaftsordnung.
06.09.16
12:12
Enail sagt:
Mal angenommen ich mag das Christentum nicht, bin ich dann auch rassistisch? Oder trifft das dann nur bei der Ablehnung vom Islam zu? Ich kenne einige Leute, die mit dem Christentum nichts am Hut haben. Mir würde im Traum nicht einfallen, diese dann als Rassisten zu verunglimpfen. Und nur weil ich den Islam nicht mag, bin ich kein Rassist. Rassist ist man, wenn man Menschen wegen seiner Herkunft ablehnt. Rasse mag ich in dem Zusammenhang gar nicht aufführen, denn das Wort Rasse bezieht sich in meinen Augen auf Tiere. Und Religionszugehörigkeit ist nun mal nicht von der Herkunft abhängig. Wie irrsinnig diese Bezeichnung ist, zeigt sich deshalb, weil es Muslime auf der ganzen Welt gibt, in jeder Nation, auch bei den Deutschen. Wenn ich den Islam nicht mag, bin ich dann gegenüber allen Nationen, auch gegen meine eigene Nation, rassistisch eingestellt? Also vergesst den Rassist im Zusammenhang mit Religon, irgendwie wird da der Begriff falsch angewandt. Welch hanebüchener Unsinn!
12.09.16
1:45
Das Bedenklichste sagt:
AfD?, mein t9 will sich die Schreibweise einfach nicht merken und macht stets "After" draus. Hat was, vornehmere Gemüter lesen das After mit British accent und entwickeln daraus eine vorübergehende gesellschaftliche Begleiterscheinung, geschuldet dem Popanz Internet, wo jeder mal anonymisiert seinen Unflat verbreiten darf. Im Grunde hatten wir das schon, nannte sich damals REP und hielt sich kaum 3 Jahre. Derjenige der beim Deutschen bleiben will, liest After und denkt, genau das ist es! Fragt sich dann nur wer das zur Politik untaugliche Gesäß wieder in die Hose packt, in das es ohne bessere Alternative bestimmungsgemäss hingehört.
12.10.16
10:32