In einem Positionspapier verlangt die CSU die Verschärfung der Flüchtlingspolitik. Religionsvertreter kritisieren diese Forderungen auf schärfste.
Der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, äußerte sich zu den CSU-Forderungen nach mehr Härte in der Zuwanderungspolitik. Für ihn sind diese Forderungen „diskriminierend und kontraproduktiv“. Deutschland sei schon lange multikulturell und multireligiös. „Wir sollten über Diskriminierung reden, über Integration und über gleiche Bildungschancen und auf diese Weise Integration erfolgreich angehen“, sagte Kesici.
Auch der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş, findet die Forderungen der CSU, christliche Einwanderer Vorrang zu gewähren, besorgniserregend. „Eine Partei, die Menschen nach ihrer Religionszugehörigkeit unterteilt und benachteiligt, bewegt sich nicht auf dem Boden unserer Verfassung“, erklärt Bekir Altaş. Mit solchen Forderungen begebe sich die CSU in einen gefährlichen Teufelskreis. Sie mache Rechtspopulismus und -extremismus salonfähig und damit die AfD wählbar. Altaş hoffe dass sich die „christsozialen“ besinnen und „weitsichtige Politik machen anstatt Effekthascherei vor Wahlen zu betreiben“.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg (CDU), hält den Forderungskatalog der CSU zur Flüchtlingspolitik für gefährlich. Anders als die AfD sei die CSU aber nicht auf einem Rechtstrip mit unchristlichen Elementen, sagte Sternberg am Samstag im Deutschlandfunk. Er sei allerdings „entsetzt“ darüber, dass das Papier Vorurteile bediene und politische Forderungen unsachgemäß vereinfache.
Gerade angesichts der Unsicherheit vieler Menschen halte er es für unverantwortlich, dass „eine so unsaubere Sprache in die politische Kommunikation eingeführt wird“. Statt Ängste zu bedienen, sei Sachlichkeit gefragt und nicht eine „verwilderte politische Diskussion“.
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki wirft der Partei eine Spaltung der Gesellschaft vor. Mit Forderungen nach Obergrenzen oder einer Bevorzugung von Zuwanderern aus dem „christlich-abendländischen Kulturkreis“ trage die Partei zur Polarisierung bei und betreibe das Geschäft der Rechtspopulisten von der AfD, sagte Kardinal Woelki dem “Kölner Stadt-Anzeiger“: Er halte nichts davon, „das nachzubeten, was andere falsch vorgedacht haben“.
Die CSU fordert mehr Härte in der Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik. Dies hat der CSU-Vorstand am Samstag einstimmig verabschiedet, allerdings zuvor die besonders umstrittene Vorrang-Regelung für Zuwanderer aus dem «christlich-abendländischen Kulturkreis» geändert. Diese solle nur für die klassische Einwanderung gelten, aber nicht für die Asyl- und Flüchtlingspolitik. (KNA, iQ)