Ursula von der Leyen über Auslandseinsätze

Ministerin: Muslime in der Bundeswehr unverzichtbar

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hält Soldaten mit muslimischem Hintergrund für „unverzichtbar“ für die Bundeswehr. Bei Auslandseinsätzen gebe es derzeit etwa 170 von ihnen.

17
09
2016
Waffen und Munition bei Bundeswehrsoldat gefunden, Rechtsextremisten© by John Morgan auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ
Rechtsextremisten, Waffen und Munition bei Bundeswehrsoldat gefunden© by John Morgan auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hält es für sehr wichtig, dass auch Muslime Dienst in der Bundeswehr tun. „Bei Auslandseinsätzen haben wir derzeit etwa 170 Soldaten mit muslimischem Hintergrund, sie sind unverzichtbar“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). „Mit ihren Sprach- und Kulturkenntnissen erleichtern sie uns den Zugang zur jeweiligen Bevölkerung.“

Bei der Bundeswehr gebe es Soldaten mit türkischer, afrikanischer oder arabischer Abstammung und sehr viele Russlanddeutsche, sagte von der Leyen. Den Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund bei der Bundeswehr bezifferte sie auf rund 15 Prozent.

Für den Einsatz in Afghanistan sieht die Verteidigungsministerin noch kein Ende gekommen. „Meine Prognose ist: Wir werden gemeinsam noch länger bleiben müssen“, sagte sie in dem Interview. Die Entwicklung werde gemeinsam mit den Verbündeten beurteilt. „Früher war das Land eine Brutstätte des Terrorismus. Heute liegt immer noch vieles im Argen, aber es gibt auch etliche hoffnungsvolle Entwicklungen“, so die Ministerin.

Trotz politischer Differenzen mit der Türkei sprach sich von der Leyen für den weiteren Verbleib deutscher Soldaten im Luftwaffenstützpunkt Incirlik aus: „Ein Abzug von der Nato-Basis hätte den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus geschwächt.“ Auf die Frage, warum die Soldaten nicht abgezogen worden seien, sagte sie: 2Weil nur der IS davon etwas gehabt hätte.“ Dieser Auftrag der Bundeswehr habe – „bei aller Verstimmung“ – oberste Priorität. (dpa,iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Es sollte besser gesagt werden, dass Soldaten mit türkischer, afrikanischer oder arabischer Abstammung und Soldaten russlanddeutscher Abstammung für die Bundeswehr sehr wichtig sind. Woher kann denn die Verteidigungsministerin so genau wissen, ob die genannte 170 Soldaten aus den genannten Religionen praktizierende oder nicht praktizierende Muslime, Agnostiker, Atheisten oder Angehörige anderer religiöser Gruppen (Jesiden, Zoroaster etc.) sind. Die Gleichsetzung der gegraphischer Herkunft mit religiöser Identität erscheint höchst problematisch.
19.09.16
7:59
Enail sagt:
Kürzlich habe ich einen Artikel zu diesem Thema gelesen. Der MAD hat in den vergangenen fünf Jahren bereits 18 radikale Islamisten bei der Bundeswehr ausgemacht. Teilweise kam der Abschirmdienst ihnen nach Hinweisen des Verfassungsschutzes auf die Spur, in anderen Fällen nach eigenen Ermittlungen. Die Betroffenen Soldaten seien daraufhin entlassen worden, heißt es in einer aktuellen Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion. Die Islamisten könnten sich durch die "professionelle militärische Ausbildung" regelrecht von der Bundeswehr angezogen fühlen, heißt es in dem Papier. Aus Sicht von Experten ist die zwar kurze, aber vielseitige Grundausbildung der Bundeswehr für bereits radikalisierte Einzeltäter durchaus attraktiv. Gerade "Schulungen im Orts- und Häuserkampf sowie im Umgang unter anderem mit Maschinenwaffen, Panzerfäusten und Sprengmitteln" seien ein ideales Terror-Training heißt es dort. Aus Sicht des MAD ist diese Verschärfung unumgänglich - doch bisher kommt die Initiative nicht voran. Zum einen wäre ein solcher "Islamisten-Check" aufwendig und teuer. Zum anderen regt sich im Innenressort Widerstand, da eine solche Verschärfung ähnliche Regeln für alle Polizisten, die mit schweren Waffen zu tun haben, nach sich ziehen würde. Darum sollte bei der Bundeswehr Religion überhaupt keine Rolle spielen.
06.11.16
22:54