UN-Sonderbeauftragter Heiner Bielefeldt, kritisiert die einseitige Auseinandersetzung mit dem Islam. Die Darstellung alle Muslime seien gewaltbereit sei ungerecht.
Der UN-Sonderbeauftragter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, wirbt für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Islam. Es gebe berechtigte Kritik, aber pauschale oder verächtliche Begriffe brächten die Debatte nicht weiter, so der Experte am Montag im Deutschlandfunk. Juristisch gesehen sei in der Religionskritik viel erlaubt. Ob Häme sinnvoll sei, „ist eine völlig andere Frage“.
Zugleich wandte Bielefeldt sich gegen den „apologetischen Reflex“, zu erklären, dass Gewalt nichts mit Religion beziehungsweise dem Islam zu tun habe. Diese Reaktion sei menschlich verständlich, führe aber nicht weiter. „Wir müssen uns diesen beunruhigenden Tatsachen stellen, dass jedenfalls manche Menschen wirklich glauben, in solchen Akten der Gewalt ein Werk Gottes zu verrichten.“
Der Theologe warnte vor Fatalismus in der Debatte. Die Darstellung, „wonach Muslime angeblich von Hause aus alle irgendwie Gewalt getrimmt seien, die ist falsch, die ist ungerecht und sie ist völlig hoffnungslos.“ Wer sich ernsthaft über Religion unterhalten wolle, müsse die einzelnen Gläubigen und „die innere Vielfalt der Religion“ ernst nehmen.
Einen Bedarf an Selbstkritik sieht Bielefeldt unterdessen auch im Bezug auf das Christentum. Etwa beim Geschlechterverhältnis sei „einiges zu tun“, erklärte er. In Europa gebe es „massiven Widerspruch gegen Gender, Emanzipation im Namen christlicher Familienwerte.“ In Ländern wie den USA oder Uganda sei die Lage noch ernster. Das Thema Gewalt im Christentum sei insofern „nicht nur eine Sache des Mittelalters.“ (KNA, iQ)