UN-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit

„Pauschale Kritik am Islam ist falsch“

UN-Sonderbeauftragter Heiner Bielefeldt, kritisiert die einseitige Auseinandersetzung mit dem Islam. Die Darstellung alle Muslime seien gewaltbereit sei ungerecht.

19
09
2016
Symbolbild: Muslimische Frau demonstriert gegen Gewalt in ihrem Namen © Shutterstock

Der UN-Sonderbeauftragter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, wirbt für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Islam. Es gebe berechtigte Kritik, aber pauschale oder verächtliche Begriffe brächten die Debatte nicht weiter, so der Experte am Montag im Deutschlandfunk. Juristisch gesehen sei in der Religionskritik viel erlaubt. Ob Häme sinnvoll sei, „ist eine völlig andere Frage“.

Zugleich wandte Bielefeldt sich gegen den „apologetischen Reflex“, zu erklären, dass Gewalt nichts mit Religion beziehungsweise dem Islam zu tun habe. Diese Reaktion sei menschlich verständlich, führe aber nicht weiter. „Wir müssen uns diesen beunruhigenden Tatsachen stellen, dass jedenfalls manche Menschen wirklich glauben, in solchen Akten der Gewalt ein Werk Gottes zu verrichten.“

Innere Vielfalt der Religionen beachten

Der Theologe warnte vor Fatalismus in der Debatte. Die Darstellung, „wonach Muslime angeblich von Hause aus alle irgendwie Gewalt getrimmt seien, die ist falsch, die ist ungerecht und sie ist völlig hoffnungslos.“ Wer sich ernsthaft über Religion unterhalten wolle, müsse die einzelnen Gläubigen und „die innere Vielfalt der Religion“ ernst nehmen.

Einen Bedarf an Selbstkritik sieht Bielefeldt unterdessen auch im Bezug auf das Christentum. Etwa beim Geschlechterverhältnis sei „einiges zu tun“, erklärte er. In Europa gebe es „massiven Widerspruch gegen Gender, Emanzipation im Namen christlicher Familienwerte.“ In Ländern wie den USA oder Uganda sei die Lage noch ernster. Das Thema Gewalt im Christentum sei insofern „nicht nur eine Sache des Mittelalters.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
In keinen mehrheitlich christlichen Land, wird man gesteinigt, wenn man Sex vor der Ehe hat, das alleine zeigt schon das Problem mit dem Islam auf!
19.09.16
17:13
Ute Fabel sagt:
Auch die pauschale Ablehnung des Islam ist legitim, genauso wie die pauschale Ablehnung beispielweise der mormonischen Religion völlig legitim ist. Wenn jemand daran glaubt, dass der Engel Gabriel dem Propheten Mohammed vor 1.400 Jahren den Koran diktiert hat (Islam), halte ich das für einen ebensolchen großen Unsinn, wie wenn jemand daran glaubt, dass der Engel Moron dem Propheten Joseph Smith das Buch des Mormon vor 200 Jahren übermittelt hat (Mormonen). Für mich ist Ehrlichkeit ein großes Ideal. Wenn ich den Islam ebenso wie die mormonische Religion in Wahrheit für einen völlig unplausiblen Aberglauben halte, der den Verstand trübt, warum ich soll ich den Änhängern dieser Religionen vormachen ich hätte vor ihrem Glauben tiefen Respekt, wenn das iüberhaupt nicht zutrifft. Ich denke Heuchelei ist eine schlimme Untugend. Es ist immer besser die Dinge beim Namen zu nennen, auch wenn das vielleicht nicht immer charmant scheint.
19.09.16
17:50
Manuel sagt:
@Ute Fabel: Und offenbar verstand der gute Allah nur arabisch, schon komisch für einen Allmächtigen?
20.09.16
11:40