Nachgefragt

„Wertschätzung für den Islam zeigen“

Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Klaus von Stosch und sein Buch „Herausforderung Islam“.

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2016
Das Buch von Klaus von Stosch: "Herausforderung Islam - Christliche Annäherungen".

IslamiQ: Wem würden Sie ihr Buch „Herausforderung Islam“ gerne schenken und warum?

Klaus von Stosch: Papst Franziskus, um ihn in seiner dialogischen und wertschätzenden Haltung gegenüber Muslimen zu bestärken, aber auch so manchem christlichen Islamkritiker und Bedenkenträger, um ihn oder sie zu mehr Neugierde und liebevoller Aufmerksamkeit einzuladen.

IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?

von Stosch: Das Buch kann helfen, den Islam als Teil Deutschlands und Europas zu verstehen. Es bemüht sich um eine Klärung des Verhältnisses des Christentums und damit ja auch unseres viel beschworenen christlichen Abendlandes zum Islam und zeigt, welchen enormen Reichtum der Islam unserer Kultur zu geben vermag.

Klaus von Stosch
„Herausforderung Islam – Christliche Annäherungen“
ISBN-10: 3506784943
Verlag Schöningh
2016

IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?

von Stosch: Das Buch will zeigen, dass die Unterschiede zwischen unseren Religionen etwas Gutes und Spannendes sind. Da wo man normalerweise Apologetik erwartet, zeigt es Wege zu theologisch gut begründeter Wertschätzung. Wem der Reichtum des Islams auf diese Weise bewusst wird, wird innerlich wachsen und auch in der eigenen Religion reicher werden. Zumindest ist das mein Eindruck aus meinen Begegnungen mit Muslimen bisher. Muslime und Christen haben sich wechselseitig viel zu geben.

IslamiQ: Ihr Buch „Herausforderung Islam“ in drei Wörtern zusammengefasst?

von Stosch: Andersheit lieben lernen.

IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Ist das Buch ein Aufruf an die christliche Gesellschaft den Islam zu würdigen und zu verstehen?

von Stosch: Ja, ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir unser Misstrauen und unsere Angst überwinden und die Seiten des Islams an uns heranlassen, die diese Religion faszinierend und wertvoll machen. Je mehr wir unsere Wertschätzung für diese Seiten des Islams zeigen, desto mehr stärken wir den eigentlichen Islam gegen das Zerrbild von ihm, das uns gerade von Terroristen vorgeführt wird und niemanden so sehr gefährdet wie dem Islam selbst.

Leserkommentare

Manuel sagt:
@Johannes Disch: Wie bitte, seit wann kann man Verfassungen nicht mehr ändern? Dann muss es halt eine Art Verfassungszusatz geben, sonst fürchte ich wird unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit bald eine mittelalterlich-islamische Gesellschaftsordnung in Deutschland Realität werden, wollen Sie das wirklich?
03.11.16
11:46
Johannes Disch sagt:
@Manuel Ich habe nicht gesagt, dass man Verfassungen nicht ändern kann. Was nicht geändert werden darf in der deutschen Verfassung-- genannt "Grundgesetz"--. das sind die Grundrechte. Die Artikel 1 bis 20 GG. Diese unterliegen der "Ewigkeitsgarantie" ("Ewigkeitsklausel", Art. 79, Abs. 3 GG). Dort heißt es im Wortlaut: -- "Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welches die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 bis 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig." Und zu den Grundrechten der Artikel ´1 bis 20 GG gehört nun mal auch die Religionsfreiheit (Art. 4 GG). Diese gilt auch für Muslime und ihre Religion, genannt Islam. Dieses Grundrecht ist unantastbar und darf nicht geändert werden.
03.11.16
15:56
Johannes Disch sagt:
@Manuel -- Nachtrag zu meinem letzten P: Dass unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit nach Art. 4 GG undemokratische Zustände eintreten, das muss man nicht befürchten. Auch die Grundrechte sind-- mit Ausnahme von $ 1-- nicht schrankenlos. Der ehemalige Verfassungsrichter Dieter Grimm hat das einmal auf die prägnante Formel gebracht: "Kein Glaube muss mit dem Grundgesetz vereinbar sein. Aber nicht alles, was ein Glaube fordert, darf unter dem Grundgesetz verwirklicht werden." Machen wir es praktisch: So würde beispielsweise die Forderung, im Namen des Grundrechts der Religionsfreiheit nach Art. 4 GG die Scharia einzuführen nicht mehr unter Religionsfreiheit fallen. -- "Die Bundesrepublik ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat." (Art. 20 GG). Auch dieser Grundrechte-Paragraf hat "Ewigkeitscharakter" und darf nicht geändert werden. Die Scharia ist also nicht angesagt! Auch nicht unter Berufung auf die Religionsfreiheit nach Art. 4 GG. Vor einigen Jahren berief sich ein Muslim, der seine Frau schlug, vor Gericht auf die Religionsfreiheit. Der Koran würde es erlauben, seine Frau zu schlagen, und da in Deutschland Religionsfreiheit herrscht, würde er richtig handeln. Das Gericht sah das erfreulicherweise völlig anders. Grundrechte können dann eingeschränkt werden, wenn sie mit anderen Grundrechten kollidieren. Dann wird eine sogenannte "Rechtsgüterabwägung" vorgenommen. Und sie können beschnitten werden, wenn sie die Grundrechte anderer verletzen. In diesem Fall verletzte der Ehemann das Grundrecht der Frau auf körperliche Unversehrtheit nach Art. 2 GG. Das Handeln des Mannes fiel also nicht mehr unter Religionsfreiheit nach Art. 4 GG Ganz abgesehen davon, dass der Koran es nicht erlaubt, seine Frau zu schlagen... Aber das nur nebenbei, das es darum bei dem Thema nicht geht. Also: Das Grundrecht auf Religionsfreiheit nach Art. 4 GG bedeutet keineswegs einen Persilschein, um jeden Unfug umsetzen zu können.
03.11.16
16:29
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Aber es begünstigt leider auch die Ausbreitung des Islamismus bzw. der erzkonservativen Islams, sieht man immer wieder wie schwierig es ist, gegen radikale und extremistische Moscheen vorzugehen.
03.11.16
20:22
Johannes Disch sagt:
@Manuel Gegen diese extremistischen Tendenzen gibt es doch Gesetze. Und diese werden auch angewendet. Man kann wegen einiger Spinner nicht einfach die Grundechte schleifen.
05.11.16
20:02
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Fragen Sie mal den Verfassungsschutz, wie schwierig es ist, gegen extremistische Moscheen vorzugehen, weil ständig auf die Religionsfreiheit gepocht wird.
07.11.16
18:00
Kritika sagt:
L.S. @ Johannes Disch In der Tat, verehrter Herr Johannes Disch, Sie haben einige abschreckende Eigenschaften des Islam zusammengefasst : "Dadurch bleibt es bei . . angstbesetzten Schlagworten wie "Kopftuch", "Djihad", "Fatwa", "Scharia"," Sie und Kritika kennen noch eine Reihe andere Stichworte, weshalb die Bewohner Deuschlands den Islam mit Mehrheit abgelehnen - in Ismamiq wird 56 bis 60% Ablehnung erwähnt. Schon die meist negative Diskussion über Koptuchfrauen, woimmer sie auftauchen, in's Besondere in Betrieben und vor Gericht zeigt eine grundtiefe Ablehnung. Dies wäre Grund genug, den Frauen eher zu raten normal durch die (Deutsche) Welt zu gehen, und nicht mit dem Kopftuch zu provozieren und dabei zu jammern, dass sie deutlich geringere Berufschancen haben als normal gekleidete Frauen. Es kommt Kritika so vor, als würde Allah das auch so sehen: Er verhärtet die Herzen derer die Personal einstellen und Bewerber aussuchen so, dass Kopftuchfrauen nur ein Fünftel der Chance haben, eingestellt zu werden gegenüber normal gekleidete Frauen. (Quelle: Islamiq) Die Gegenprobe : sobald ehemalige Kopftuchfrauen sich normal kleiden belohnt ihnen der Allwissende mit einer fünffach höhere Chance eingestellt zu werden. Von den weiteren von Ihnen genannten Günden, den Islam abzulehnen, Herr Johannes Disch, reden wir ein anderes Mal. Gruss, Kritika
14.11.16
16:14
Johannes Disch sagt:
@Manuel Der Rechtsstaat funktioniert. Grade heute hat das Innenministerium ein islamistisches Netzwerk verboten, und zwar die sogenannte "Wahre Religion." Die sind bekannt geworden mit ihrer Koran-Verteilaktion.
15.11.16
11:57
grege sagt:
@ Herr Disch dieses Verbot hat auch sehr lange gedauert. Bedauerlich ist wieder einmal, dass die Islamverbände auf Ihren Homepage wenn überhaupt nur sehr verhalten Kritik an dem Treiben des islamischen Staates geäußert haben. Zivilcourage sieht anders aus.
15.11.16
19:57
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Und wie lange hat es gedauert und wieviel islamistische Propaganda wurde in dieser Zeit verbreitet, nur weil man sich immer auf die alles schützenden Religionsfreiheit beziehen kann.
16.11.16
12:21
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