Wissenschaftler fordern angesichts steigender rechtsextremistischer Vergehen, ein umfassenderes und effizienteres Konzept gegen Rechtsextremismus.
Wissenschaftler fordern ein neues, umfassenderes Konzept des Freistaats zur Bekämpfung des Rechtsextremismus. In einer Expertenanhörung im Innenausschuss des Landtags am Mittwoch kritisierten mehrere Experten das bisherige Handlungskonzept: Der Schwerpunkt liege zu sehr auf Angeboten des Verfassungsschutzes und der Polizei und zu wenig auf zivilgesellschaftlichen Akteuren. Diese seien finanziell stärker zu fördern. Ein Anti-Rechts-Konzept müsse nicht nur auf offenen Rechtsextremismus abzielen, sondern auch auf das Unterstützerumfeld.
Die vielen Präventionsmaßnahmen wirkten recht wahllos zusammengestellt, argumentierte beispielsweise der Dortmunder Sozialwissenschaftler Dierk Borstel. Ob viel wirklich viel helfe, sei offen. Unter anderem sei ein pädagogischer Einsatz des Verfassungsschutzes an Schulen kritisch zu hinterfragen.
Borstel sprach sich dafür aus, eine Ausstiegsberatung für Rechtsextremisten nicht beim Verfassungsschutz anzusiedeln, sondern bei zivilgesellschaftlichen Stellen. „Aussteiger melden sich nicht beim Verfassungsschutz und den Sicherheitsbehörden“, betonte er.
Auch die Münchner Wissenschaftlerin Britta Schellenberg sagte, das bayerische Konzept gegen Rechtsextremismus sei zu sehr auf die staatlichen Akteure der inneren Sicherheit fokussiert. Es mangele an einem umfassenden Konzept, einer staatlichen Gesamtstrategie.
Dies sei vor allem vor dem Hintergrund steigender rechtsextremistischer, aber auch islamfeindlicher Straftaten und Gewaltverbrechen. (dpa/iQ)