500 Jahre Reformation

Religionen müssen zum Frieden beitragen

Die führenden Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland finden es entsetzlich, dass der Islam und alle Muslime als Bedrohung dargestellt werden. Sie rufen alle Religionen zum Frieden auf.

20
10
2016
Symbolfoto: interreligiöses Weltfriedenstreffen, Kirchen, Moscheen, Synagogen © by murdelta auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ
Symbolfoto: interreligiöses Weltfriedenstreffen, Kirchen, Moscheen, Synagogen © by murdelta auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Die führenden Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland rufen alle Religionen zum stärkeren Einsatz für den Frieden auf. „Religionen sind keine Privatsache, sie haben öffentliche Bedeutung. Und ich wünsche mir für alle Religionen, auch für die Muslime, dass wir Kräfte des Friedens und der Versöhnung in der Gesellschaft werden“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in München.

Jede Religion müsse dabei selbstkritisch auf ihre eigene Geschichte schauen. In der Vergangenheit habe sich die Frage nach dem Verhältnis zur Gewalt häufig an die Christen gerichtet, betonte der bayerische Landesbischof: „Im Moment sind die Schauplätze, an denen sich diese Frage stellt, stärker aufseiten des Islam. Aber man kann das nicht einer Religion zuordnen“.

Es sei in der aktuellen Situation „entsetzlich, den Islam insgesamt und alle Muslime als Bedrohung darzustellen“, ergänzte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx: „Damit wird Stimmung gemacht!“

Wenn er sein Bild vom Islam nur aus dem Fernsehen beziehen würde, wo Berichte dominierten über IS-Kämpfer, die Menschen ermorden und sich dabei auf Gott berufen, dann hätte er auch Angst vor dem Islam, erklärte Bedford-Strohm: „Doch das ist ein sehr kleiner Ausschnitt. Viele Millionen Muslime wollen nichts anderes als friedlich mit anderen Menschen zusammenleben. Das muss man immer wieder deutlich machen“.

Marx und Bedford-Strohm äußerten sich in einem gemeinsamen Doppelinterview zum Start des Gedenk- und Jubiläumsjahres zu 500 Jahre Reformation Ende Oktober.

Ob die rund vier Millionen Muslime in Deutschland eine Anerkennung des Islam als Körperschaft ähnlich dem Status der Kirchen anstreben sollten, müssten diese selbst entscheiden und anstoßen, so Bedford-Strohm: „Da brauchen wir von außen keine Ratschläge zu geben“.

Aus der Sicht von Marx hat man sich in Deutschland zu lange über Integration zu wenig Gedanken gemacht, „auch die Kirche nicht. Jetzt gehören die Muslime in unser Land, die meisten leben hier über Jahrzehnte. Sollten wir jetzt sagen: Ihr gehört nicht dazu?“ Daher könne man sich nur wünschen, „dass sie auch in ihrer religiösen Tradition in Deutschland ihre Heimat finden“. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Unverdienter Respekt vo Religionen ist schädlich. Deshalb ist es ganz wichtig, Religionen nicht als etwas Unantastbares zu betrachten. Beim Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Herrn Heinrich Bedford-Strohm, besteht eine starke Tendenz Religionen pauschal schön zu reden und Defizite, die bereits in den religiösen Lehren selbst zu finden sind, einfach unter den Teppich zu kehren. Das bringt uns nicht weiter. Da halte ich den Ansatz von Hamed Abdel-Samad in seinem neuen Buch über den Koran für ehrlicher und wesentlich treffender: "Man findet dort fast alles: Mitgefühl und Hass; Frieden und Gewalt; Toleranz und Intoleranz; Vergebung und Rache; Zusammenleben und Vertreibung von Andersgläubigen. Der Koran ist ein Supermarkt mit vielen Produkten und jeder kann sich darin bedienen, wie er möchte. Auch im Koran findet man alles. Allerdings sind dort die Beschriftungen, die Zutaten und das Verfallsdatum nicht klar gekennzeichnet und die Regale sind durcheinander."
21.10.16
9:02
Manuel sagt:
Islamische Werte und Traditionen, wie Kopftuch, Niqab/Burka, islamisches Frauenbild, Scharia, Dschihad, usw. brauchen wir sicher nicht in Europa!
21.10.16
11:41
MaMaBo sagt:
@ Ute Fabel: ... auch die Bibel ist ein Supermarkt - mit 2 Abteilungen, dem Neuen + dem Alten Testament. Suchen wir uns da nicht auch das raus, was wir zum Leben brauchen? @ Manuel: ob wir Kopftuch, Burka ... islamische Kultur in Europa brauchen ist nicht die Frage. Es gibt sie. Auch die Toleranz dafür? Welche Werte schützen wir denn, wenn wir Ausländer/Muslime raus sagen oder "Die gehören nicht zu uns!" Die des christlichen Abendlandes und/oder der Aufklärung? Mit ein bisschen Gottvertrauen können wir doch ganz einfach sagen: "Wir schaffen das!" - wenn wir wollen! Ich will!
25.10.16
13:26
Holger Berger sagt:
Toleranz ist gegenüber intoleranten Islam-Kultur-Anhängern einfach fehl am Platz und kontraproduktiv. Und wenn wir uns schon einig sind, daß letztlich Bibel und Koran wie Supermärkte zu benutzen sind, dann wissen wir doch sehr genau, wie wachsam jeder Mensch sein muß, wenn ihm autoritäre Prediger in Kirchen oder Moscheen als absolute Wahrheitsverkünder ewige Vorschriften und Denkverbote schmackhaft machen wollen.
26.10.16
0:13
Enail sagt:
@MaMaBo: Wenn es sich nicht um Menschen handeln, bei denen ihre Religion, nämlich der Islam, an erster Stelle steht, könnte ich Ihnen zustimmen und einfach sagen, ja, wir schaffen das. Mit dem Islam ist das aber nicht zu schaffen. Der Islam hat einen Auftrag den es zu erfüllen gilt. Ständig werden Forderungen an die Mehrheitsgesellschaft gestellt, um diese Lebensweise, die für mich wenig mit Religion zu tun hat, hier zu installieren. Und er gibt sich nur so lange gemäßigt, solange er in der Minderheit ist. Dies war schon bei der Entstehung des Islam so und hat sich seit seiner Verbreitung durch Gewalt so fortgesetzt. Was passiert, wenn der Islam seinen Einfluss in der Politik geltend macht, sehen wir an den islamischen Ländern. Ich jedenfalls, würde nie in ein islamischen Land auswandern und möchte auch in Zukunft nicht in einem islamisch geprägten Land leben. Zuletzt noch die Frage: Warum gehen viele Muslime nach Europa und nicht in ein muslimisches Land? Davon gäbe es doch genügend.
07.11.16
0:12