Mit Salim Abdullah ist ein Pionier des Islams in Deutschland gestorben. Für viele war er ein Vertrauter und Weggefährte. In einem Nachruf ehrt der ehemalige Vorsitzende des Islamrats, Ali Kızılkaya, seinen langjährigen Freund.
Muhammad Salim Abdullah ist von uns gegangen und mit ihm ein Pionier des Islams in Deutschland. Er war Journalist, Buchautor, Brückenbauer und bis zu seinem Lebensende Seniordirektor des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland. Er war mein Freund und Begleiter und ein Mann der ersten Stunde.
Es gibt nur wenige Menschen, die die Entwicklung des Islams in Deutschland in dem Maße geprägt haben, wie Salim Abdullah es getan hat. Er hat in vielen verschiedenen islamischen Gemeinschaften beratend mitgewirkt und hinterlässt daher nicht nur eine trauernde Familie, sondern viele Freunde, die ihn stets in guter Erinnerung halten werden. Sein Ziel war es, dass Muslime in Deutschland heimisch werden. Mit seiner streitbaren und aufrichtigen Art galt er als ihr Lotse. Mitunter deswegen war er 1986 Mitbegründer des Islamrats und sein Ehrenvorsitzender.
Salim Abdullah hat schon früh verstanden, dass die Institutionalisierung des islamischen Lebens in Deutschland zur Gleichberechtigung der Muslime unausweichlich ist. Er hat auch früh verstanden, dass die Zukunft der Muslime nur durch die Miteinbeziehung ihrer Geschichte in Deutschland geebnet werden kann. Deshalb hat er das Islam-Archiv, das im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und als älteste noch bestehende islamische Institution gilt, wideraufgebaut und als solches geprägt. Mit dem Archiv hinterlässt er den Muslimen in Deutschland eine Institution, dessen Zukunft seine große Sorge war. Bis zuletzt hat er am Aufbau des Stiftungsrates gearbeitet, dessen Vorsitzender ich bin.
Salim Abdullah war ein „Marathon-Läufer“ des interreligiösen Dialogs. Anfang der 80er zählte er zu den Mitbegründern der Christlich-Islamischen Gesellschaft und leitete fortwährend diverse Dialogforen. Salim hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Dialog und den Muslimen in Deutschland und ihren Bedürfnissen zu dienen.
Jede seiner Lebensstationen bestreitete er mit einer Souveränität, dass er vielen ein Vorbild ist. Als Architekt des islamischen Religionsunterrichts – damals noch religiöse Unterweisung – hat er auch in diesem Bereich seinen wertvollen Stempel aufgedrückt. Er wirkte bei der Entstehung des Lehrplans für religiöse Unterweisung in Nordrhein-Westfalen mit.
Salim Abdullah war einer der führenden Vertreter des Islams in Deutschland. Es ist ein kleiner Trost, dass er im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit, u. a. bei der Deutschen Welle und der Frankfurter Rundschau und als Herausgeber der Moslemischen Revue seine Gedanken für die Nachwelt zu Papier brachte. Mit diesen Texten wird er auch in Zukunft Menschen erreichen.
Salim Abdullah hat in meinem Leben eine große Rolle gespielt. Uns hat eine enge Freundschaft verbunden. Er lässt uns in tiefer Trauer zurück. Mich trösten die schönen Erinnerungen und die Freude darüber, dass er so viel Gutes in Bewegung gesetzt hat und dass ich an seiner Seite stehend, sein Wirken und Engagement hautnah miterleben und begleiten durfte – als Vertrauter, Wegbegleiter, Freund und zuletzt im Stiftungsrat des Islam-Archivs, für das er bis zuletzt mit Leidenschaft gearbeitet hat.
Sein Engagement wäre nicht möglich gewesen, ohne seine größte Stütze und Kraftquelle, seiner 2007 verstorbenen Frau Amina. Deshalb war es auch sein Wunsch, bei ihr in Hamm auf dem islamischen Friedhof beigesetzt zu werden, obwohl er gern in Bosnien beigesetzt werden wollte, dessen Staatsangehörigkeit er neben der deutschen mit Stolz angenommen hatte.
„Zu Allah gehören wir und zu ihm kehren wir zurück“. Der Mann der ersten Stunde hat sich zu seiner letzten Reise verabschiedet. Allah möge ihm barmherzig sein ihn für sein Werk reichlich belohnen.
Das Dschanaza-Gebet (Totengebet) findet am Mittwoch, den 2.11.2016 im Anschluss an das Mittagsgebet (12:18 Uhr) in der IGMG-Moschee in Hamm (Albert-Funk-Straße 118, 59077 Hamm) statt. Die Beisetzung findet um 14.00 Uhr auf dem muslimischen Gräberfeld im Parkfriedhof (Zechenweg) in Hamm statt.