Altdorf

Hunderte Menschen gegen Islamfeindlichkeit

Schon im Vorfeld hatte die Feier zum Reformationstag in Altdorf für Wirbel gesorgt. Vor der Veranstaltung demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 400 Menschen gegen Islamfeindlichkeit.

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2016
Symbolbild: Menschenkette © flickr/Daikrieg el Jevi/ C.C. 2.0, bearbeite by IslamiQ

Nach islamkritischen Äußerungen des dritten Bürgermeisters haben im mittelfränkischen Altdorf bei Nürnberg mehrere hundert Menschen für Toleranz und gegen Islamfeindlichkeit demonstriert. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, bekam am Montagabend bei einer Feier zum Reformationstag in der voll besetzten evangelischen Stadtkirche viel Applaus – die meisten Zuhörer erhoben sich dafür sogar von ihren Sitzen. Mazyek forderte die etablierten Parteien in seiner Rede auf, im Kampf um Wählerstimmen keine „gefährlichen rechtspopulistischen Parolen“ zu kopieren.

Um die Veranstaltung hatte es zuvor heftige Diskussionen gegeben. Der dritte Bürgermeister der Gemeinde, Johann Pöllot (CSU), hatte den Termin als „Islamschweinerei am Reformationstag“ bezeichnet. Später distanzierte er sich von der „verheerenden“ Formulierung und entschuldigte sich beim evangelischen Dekan Jörg Breu sowie bei den Muslimen in seiner Gemeinde. Er sei kein Islamfeind und habe „keineswegs den Islam verunglimpfen“ wollen. Die SPD in Altdorf forderte dennoch Pöllots Rücktritt.

Vor der Veranstaltung demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 400 Menschen vor der Kirche. Der erste Bürgermeister Altdorfs, Erich Odörfer (CSU), sagte bei der Demonstration, die Formulierungen seines Stellvertreters seien „falsch und nicht angebracht“ gewesen. „Altdorf ist bunt und soll es auch bleiben“, sagte Odörfer unter dem lauten Jubel der Demonstranten. Ihnen gegenüber standen etwa 20 Teilnehmer einer der islamfeindlichen Pegida-Bewegung nahestehenden Gruppe.

„Gestalten statt spalten“

Vor der Veranstaltung sagte Mazyek, er nehme Pöllots Entschuldigung an. „Was bleibt ist, dass diese Hasssprache weiter salonfähig gemacht wurde. Sie hat viel Gift rein gebracht“.

Mazyek appellierte in seiner Ansprache „insbesondere an die konservativen (Parteien) und hier in Bayern ganz besonders an die CSU“. Das Konzept von Sündenbockdiskussionen und Abwertungen von Minderheiten gehe nicht auf – „das sehen wir in Österreich, in Frankreich, in England oder Ungarn“. Stattdessen sollten sich die Parteien mit den Rechten klar auseinandersetzen. „Gestalten statt spalten – das muss unser Credo sein“, sagte Mazyek.

Erleichtert zeigte sich nach der Veranstaltung Dekan Breu. „Ich bin froh, dass viele Menschen da waren, dass sie ruhig waren und nicht gestört haben“. Mit Herrn Pöllot stehe er in Kontakt. „Wir haben uns gegenseitig die schlimmsten Hass-Mails gezeigt, die wir jemals bekommen haben. Wir haben uns sozusagen gegenseitig in die Hölle schauen lassen“.(dpa, iQ)

Leserkommentare

Ali Simirliogliu sagt:
Aufklärung über den Islam ist sinnnvoller als Islamfeindlichkeit bzw. Islamismuskritik: : "Diejenigen aber, welche unsere Botschaft der Lüge zeihen und sich in Hochmut davon abwenden, sind Bewohner des Feuers und sollen ewig darin verweilen." - Sure: 7 Verse: 36 -
01.11.16
18:40