Wirbel um Talkshow-Auftritt von Muslima

Eine nikabtragende Muslima preist bei Anne Will die Rolle der Frau im Islam. Am Tag danach richtet sich die Kritik nicht nur gegen die Muslimin, sondern auch gegen die ARD.

08
11
2016
Anne Will mit Nora Illi © Facebook Carolus Magnus . Protector Christianitatis - blog

Der Auftritt einer vollverschleierten Muslima in der ARD-Talkshow „Anne Will“ hat scharfe Kritik hervorgerufen. Zuschauer und Politiker hielten Will vor, sie habe dem radikalen Islam damit in der Sendung eine breite Plattform geboten.

Im Zentrum der Empörung stand Nora Illi (32), muslimische Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrates der Schweiz, die am Sonntagabend mit einem Nikab auftrat, der nur einen schmalen Sehschlitz freiließ. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach und der Autor Ahmad Mansour warfen der jungen Frau vor, sie verherrliche den Krieg und verharmlose den IS-Terror.

Sie bezogen sich dabei auf einen Essay Illis, in dem sie Verständnis für junge Muslime äußert, die sich diskriminiert fühlen und deshalb in den Krieg nach Syrien ziehen. Eine solche Überzeugung müsse „als Zivilcourage“ gelobt werden, schrieb Illi 2014. In Syrien selbst werde Teenagern jedoch bald klar, dass der Krieg „eine bitter harte Langzeitprüfung mit ständigen Hochs und Tiefs“ sei.

ARD verteidigt die Einladung

Die Zitate wurden in der Sendung von der Redaktion eingeblendet. Mansour kritisierte die Ausstrahlung: „Das kann man in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht machen. Das ist offene Kriegspropaganda“. Auch Bosbach sagte: „Das geht gar nicht“. Illi schrieb am Montag bei Facebook, es sei ihr mit ihrem Essay 2014 keinesfalls darum gegangen, auf irgendeine Art für Reisen in den Dschihad zu werben.

Die ARD verteidigte die Einladung der Frau in die Talkshow. Sie sei sorgfältig abgewogen worden, teilte die verantwortliche NDR-Redakteurin Juliane von Schwerin mit. „Die umstrittene Haltung von Frau Illi zum Beispiel zur Problematik der Ausreise von Jugendlichen nach Syrien ist deutlich zutage getreten und heftig debattiert worden“. Die Zusammensetzung der Diskussionsrunde habe zu einer „angemessenen wie notwendigen Auseinandersetzung“ geführt.

Bereits am 29. Mai 2013 war Illi schon mal bei „Anne Will“ – damals noch Mittwochs-Talkshow – zu Gast. Das Thema lautete vor dreieinhalb Jahren „Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime?“.

Illi verteidigte in der Sendung vom Sonntag ihren Nikab. „Für mich bedeutet das erstens Selbstbestimmung und zweitens auch Freiheit“, sagte sie. Frauen hätten im Islam viele Möglichkeiten, sich auszuleben. „Wir müssen den Spagat zwischen Karriere-Frau und Familien-Frau, dem andere Frauen ausgesetzt sind, weniger machen“. Im Islam könne sie selbst bestimmen, ob sie ein Kopftuch trage, das Gesicht verschleiere oder wie sie leben wolle. Mit Verboten wie einem Verschleierungsverbot würden Muslime aus der Gesellschaft ausgeschlossen und in die Radikalisierung getrieben. „Sie tragen ein politisches Symbol“, konterte Mansour.

Bosbach verteidigte am Montag seine Teilnahme an der Sendung. „Sitzen bleiben und argumentieren ist die bessere Form des Protests“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. In der „Welt“ forderte Bosbach, Sympathie-Werbung für Terror wieder unter Strafe zu stellen. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der CDU-Politiker: „Dass ganz Deutschland Muslime ausgrenzt, ist weit entfernt von unserer Lebenswirklichkeit“.

„Plattform für radikalen Islam“

CDU-Generalsekretär Peter Tauber stufte den Auftritt von Illi in der Talkshow als schweren Fehler der ARD ein. „Wenn eine Frau mit Nikab in der Sendung einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt als Frauenbeauftragte präsentiert wird, dann habe ich die Sorge, dass man demnächst im deutschen Fernsehen Herrn Assad als Menschenrechtsbeauftragten ankündigt“, sagte Tauber.

CDU-Vize Julia Klöckner twitterte, wer einen Nikab trage, mache Werbung für den fundamentalistischen Islam. „Und der sollte nicht vom Öffentlich-Rechtlichen eine Plattform bekommen“.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Sebastian Steineke twitterte nach der Sendung: „Dass man im Fernsehen dem radikalen Islam eine solche Plattform bietet, finde ich abenteuerlich“! Und die frühere baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) kommentierte: „Zustimmung. Provokation. Und Quote. Morgen redet jeder darüber. Medienkrise zu Zeiten von Talkshow-Overkill…“

Leserkommentare

Manuel sagt:
@Fabian: Salafisten sind Islamisten und der Islamismus ist der Faschismus des 21. Jahrhunderts!
12.11.16
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