Der Essener Bischof Overbeck lehnt den populistischen Kampfbegriff „Politischer Islam“ ab und reagiert damit auf einen Leitantrag der CSU mit diesem Titel.
Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck hat sich gegen eine plakative Verwendung des Begriffs „Politischer Islam“ gewandt. Es handele sich um ein „auf Populismus zielendes Sprachspiel“, kritisierte Overbeck am Mittwoch in der Berliner Katholischen Akademie. Es mache ihn „sprachpolitisch sehr besorgt“, wenn darunter „die Themenfelder Terrorismus und Krieg, Totalitarismus und kulturelle Dominanz zusammengefasst werden“, betonte der Bischof. Darin verwies er auf den CSU-Parteitag vom vergangenen Wochenende, dessen Leitantrag unter dem Titel „Politischer Islam“ stand.
Der Bischof räumte ein, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam und „Fundamentalismen aller Art“ sei nötig und dringend. Religiös-politische Kampfbegriffe wie „Politischer Islam“ steigerten aber nur die Emotionalität und Unversöhnlichkeit der Debatten. Ihr Gebrauch sei „einer seriös-konstruktiven Auseinandersetzung höchst unzuträglich“, so Overbeck. Dies sei eine Lehre aus den früheren „Kulturkämpfen“ in Deutschland, in denen der Begriff des „Politischen Katholizismus“ in den Auseinandersetzungen mit der Kirche verwendet wurde. Der politische Katholizismus sei bis heute ein Reservoir für „christlich-soziale Ideen und für politische Motivationen“, betonte der Bischof.
Overbeck sprach bei einer Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen der Fachzeitschrift „Herder Korrespondenz“. Er würdigte die Monatszeitschrift als „Spiegel der intellektuellen Entwicklung des (west-)deutschen Nachkriegskatholizismus“. (KNA/iQ)