Anne Will

Zielstrebige Provokation der ARD

Anne Will lud zu ihrer Talkshow die Schweizer Muslimin Nora Illi ein und es folgte ein Shitstorm. Warum der Fokus nicht bei dem Nikab-tragenden Gast liegen sollte und was die Talkrunde bewirken sollte, erklärt Veysel Pountso.

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2016
Anne Will mit Nora Illi © Facebook Carolus Magnus . Protector Christianitatis - blog

„Muslime müssen in der Gesellschaft akzeptiert werden“, verteidigte Frau Illi, Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats der Schweiz, am vergangenen Sonntag bei der Talkshow von Anne Will auf ARD.

Aufgetreten in der Talkshow ist sie mit ihrem Nikab, einem Vollschleier, bei dem man nur die Augen sehen kann. Ungefähr eine Stunde lang hat sie ihre ruhige Haltung beibehalten und ging auf jede Frage ein, die ihr gestellt wurde.

Bis hierhin scheint alles in Ordnung zu sein. Jeder genießt einen besonderen Schutz des Grundgesetzes, nämlich das Recht auf die freie Meinungsäußerung. Auch Frau Illi machte von diesem Recht Gebrauch, nahm die Einladung der ARD herzlich an, nutzte die Gelegenheit und tat ihre Ideologie im öffentlich-rechtlichen Sender kund.

Allerdings hat der Auftritt von Frau Illi bei Anne Will zur öffentlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen geführt. Und das zu Recht. Es hagelte Kritik aus jeder Ecke. Politiker äußerten sich zum Thema, Frau Will und der Fernsehsender ARD wurden kritisiert. Frau Illi wird vorgeworfen, „islamistisch“ zu sein und eine „faschistische Ideologie“ zu vertreten.

Erfolgreich war die Sendung am Sonntag. Denn genau das war das Ziel. Mit dieser wollte man provokativ die Aufmerksamkeit der Bevölkerung erlangen. Im Voraus wusste man, welche Auswirkungen das Übertragen dieser Sendung haben wird. Mit den Diskussionen, Auseinandersetzungen und der Kritik war zweifellos zu rechnen. Trotzdem wurde sie ausgestrahlt. So wird ARD künftig sonntags höhere Einschaltquoten erzielen.

Das ist aber das geringste Problem. Durch die Ausstrahlung solcher Sendungen, wie die am Sonntag, möchte man im Unterbewusstsein ein neues, leider ein beängstigendes Islambild schaffen. Die Begriffe Islam, Dschihad und Terror werden so in unmittelbare Relation gesetzt. Zugleich werden islamisch theologische Begriffe manipuliert.

Das ist der Beginn einer neuen Hetzkampagne gegen Muslime.

Fehlentscheidung

Das Auftreten Frau Illis bei Anne Will am vergangenen Sonntag war fehl am Platz.

Zunächst muss man die Einladung an Frau Illi hinterfragen. Wieso wurde eine muslimische Frau als Vertreterin der Muslime aus der Schweiz zu einer deutschen Sendung eingeladen, wenn wir doch in Deutschland große islamische Religionsgemeinschaften, wie die IGMG, DITIB, VIKZ und ZMD, haben, die gewiss eine Mehrheit der Muslime repräsentieren.

Außerdem muss man sich die Frage stellen, wie viele muslimische Frauen denn in Deutschland einen Nikab tragen. Dass es äußerst wenige Frauen sind, ist unumstritten. Die Frage, wieso man den Bedarf hatte, eine Frau mit einem Vollschleier, die sowieso nur für eine kleine Gruppe muslimischer Frauen steht, als Repräsentantin der Muslime einzuladen, unbeantwortet.

Des Weiteren ist fraglich, wie viele muslimische Frauen, die einen Nikab tragen, überhaupt die Ideologie Frau Illis unterstützen. Also ist eindeutig festzustellen, dass Frau Illi keineswegs die Mehrheit der Muslime in Deutschland vertreten hat, sondern nur eine Mindermeinung einer Mindermeinung.

Für Muslime herrscht in Deutschland ein Rechtfertigungsgrundsatz für jede Art von globalen Anschlägen oder für das Fehlverhalten „muslimischer“ Staatsoberhäupter. Dies zeigte sich auch in der Talkshow. Es wurde versucht seitens des CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach, Frau Illi für die Saudi-arabischen Gesetze verantwortlich zu machen, obwohl sie nicht Bürgerin Saudi-Arabiens ist oder eine unmittelbare Beziehung zu diesem Land hat.

Zuletzt sollte der Fokus nicht so sehr auf Frau Illi gelegt werden, sie stellt nur einen Einzelfall dar. Vielmehr sollte man sich hier mit der Sendung von Frau Will beschäftigen, denn Frau Will trägt zur öffentlichen Meinungsbildung bei. Auch wird Ihre Sendung im öffentlich-rechtlichen Sender übertragen. Daher bedarf eine solche Sendung einer besonderen Sorgsamkeit.

 

Leserkommentare

Manuel sagt:
@Johannes Disch: Also sind Sie für ein Niqab-Verbot?
17.11.16
20:00
Johannes Disch sagt:
@Manuel Ich bin dafür, das am konkreten Einzelfall zu entscheiden. Man kann Menschen keine Vorschriften machen, wie sie sich privat kleiden. Man kann aber sagen: Bei Behörden, beim Arzt, etc. ist es nötig, das Gesicht zu sehen, um die Identität einwandfrei feststellen zu können. Und genau so ist bei uns auch die Rechtslage.
19.11.16
20:19
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Da hat sicher aber Ihr vorhergehendes Kommentar etwas anders angehört! Dort sagen Sie wörtlich: "Hier im Westen und in Deutschland und überhaupt in offenen Gesellschaften zeigt man Gesicht! Wenn ich mit jemandem rede, dann möchte ich sein Gesicht sehen! Wenn er oder sie das Gesicht nicht zeigt, dann ist diese Person für mich INDISKUTABEL im wahrsten Sinne des Wortes!" Also ich verstehe das schon als Befürworten eines Niqab-Verbot!
21.11.16
11:06
Ute Fabel sagt:
Also ich bin klar für ein allgemeines Vermummungsverbot in der Öffentlichkeit, genauso wie ich ich auch für das bereits bestehende Nacktheitsverbot Verständnis habe - ganz egal, ob sich jemand aus religiöser Motivation vermummen oder nackt ausziehen möchte oder aus anderen Gründen Zwischenmenschliches Zusammenleben braucht Spielregeln und die hat der Staat festzulegen.
22.11.16
12:23
Johannes Disch sagt:
@Manuel Das Problem ist: Ein generelles Burka-und/oder Nikab-Verbot ist schwer mit unserer Verfassung zu vereinbaren, weshalb auch Innenminister de Maiziere davon Abstand nimmt. -- "Nicht alles, was einem missfällt, kann man verbieten." (De Maiziere). Damit liegt er richtig. Ich würde es aber klug finden, würde man Leute wie Frau Ille nicht mehr in solche Sendungen einladen.
22.11.16
14:13
Moritz sagt:
Wieso kommen immer wieder Leute mit dem Vermummungsverbot? Eine Vollverschleierung hat nichts mit Vermummung zu tun. Ich kann sie mögen oder nicht, verwerflich ist sie jedenfalls nicht. Beim Vermummungsverbot ging es um Randalierer bei Demonstrationen, die Straftaten begehen und dabei nicht erkannt werden wollen. Bei der Vollverschleierung geht es hingegen darum, wie viel ihres Körpers eine Frau öffentlich zu Schau stellt.
22.11.16
15:54
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Ich darf Sie nochmals zitieren: "Hier im Westen und in Deutschland und überhaupt in offenen Gesellschaften zeigt man Gesicht!" Also wie wollen Sie das bewerkstelligen, wenn Sie nicht für ein Niqab-Verbot sind?
23.11.16
12:17
Johannes Disch sagt:
@Manuel Moritz hat den Unterschied zwischen Vermummung und Burka / Nikab doch deutlich gemacht. Und wie ich selbst schon ausgeführt habe, ist ein generelles Burka / Nijab-Verbot in Deutschland kaum durchsetzbar. Die Gründe haben wir schon öfters erörtert. Wir können niemandem vorschreiben, was er privat anzieht. Wenn ich sage, hier in Deutschland hat man Gesicht zu zeigen, dann meine ich: Ich für mich entscheide, ob ich mich mit einer Burka-Trägerin unterhalte oder nicht. Ich persönlich würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht tun, da ich erwarte, dass ich das Gesicht meines Gegenüber sehe, wenn ich mit ihm unterhalte. Aber ich kann diesen meinen eigenen Maßstab nicht zum Dogma erheben. Dagegen steht die Verfassung. Ich kann es nur für mich selbst entscheiden.
23.11.16
19:59
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Ich fürchte nur, wenn es so weiter geht, wird bald dank der Verfassung dem politischen und erzkonservativen Islam Tür und Tor geöffnet werden. Es muss her bald zu einer Änderung kommen, sonst sehe ich schwarz für unsere (Ur)Enkel, ich wil jedenfalls nicht, dass meine Enkel bzw. Urenkel unter der Knute des Islams leben müssen, wie in den islamischen Ländern, ich will nicht das aus Deutschland ein islamisches Land wird, sorry!
25.11.16
11:14
Andreas sagt:
@Manuel: Es ist doch die Entscheidung Ihrer Enkel und Urenkel (und nicht Ihre), in welcher Gesellschaft sie leben wollen. Abgesehen davon frage ich mich, wie Sie darauf kommen, dass in absehbarer Zeit plötzlich alle Frauen Burka oder Niqab tragen wollen, wenn wir das nicht verbieten. Was stören uns ein paar erzkonservative Muslime (wie Sie sie gerne nennen)? Sie selbst scheinen mir doch auch eher erzkonservativ zu sein, kennen Sie doch nichts anderes als Verbote, vorzugsweise zum Nachteil von Muslimen.
25.11.16
15:12
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