Religionsunterricht

Schavan: Religion nicht aus Schule verbannen

Auf einem Podium warnt die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan davor Religion von Schulen und Universitäten zu verbannen. Sie hebt die gesellschaftliche Bedeutung von Religionsunterricht hervor.

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2016
Annette Schavan © by Thomas Kohler auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet iQ.

Die deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, hat sich für den konfessionell gebundenen Religionsunterricht an deutschen Schulen ausgesprochen.  Im Religionsunterricht gehe es um die Entdeckung der eigenen Identität und um das Kennenlernen der eigenen und anderen Religionen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es falsch ist, Religion aus den Schulen und Universitäten herauszuhalten“, sagte die ehemalige baden-württembergische Kultusministerin.

Religion kann Ausgrenzung fördern

Der Vorsitzende der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, widersprach Schavan. Schüler dürften nicht „religiös ghettoisiert“ werden und müssten stattdessen „gemeinsam überlegen, wie ein Zusammenleben in der Gesellschaft möglich ist“. Religion dagegen stärke das Individuum und schwäche das Zusammenleben. „Aus Nächstenliebe kann auch schnell Fremdenhass entstehen, wenn der Nächste nur der ist, der zur eigenen Gruppe gehört“, so der Philosoph. Dennoch gehöre auch Religion zur Bildung. „Ohne Religionsgeschichte kann man die Welt nicht verstehen“, sagte Schmidt-Salomon. Der Bekenntnisunterricht sei aber der falsche Weg.

Weiter warnte Schmidt-Salamon vor einem Missbrauch von Religion. Religion bedrohe die offene Gesellschaft, wie Anschläge durch radikale Muslime und christliche Fundamentalisten zeigten.

Religion nicht Schuld an Radikalisierung

Laut Schavan ist dagegen nicht der Glaube Grund von Radikalisierung, sondern kulturelle und politische Strömungen. Der Glaube fördere keine Gewalt, sondern die Freiheit des Menschen, so Schavan. „Ich würde mich eingeengt fühlen, wenn ich glauben würde, dass nach dem Tod alles aus ist.“ Nicht an Gott zu glauben sei eine Selbstbegrenzung, die sich nur noch mit dem beschäftige, was offensichtlich sei.

Schavan und Schmidt-Salomon diskutierten bei den „Konstanzer Kontroversen“, einer Veranstaltungsreihe zum 600-Jahr-Jubiläum des Konstanzer Konzils. Das Treffen in den Jahren 1414-1418 war eine der wichtigsten politischen und religiösen Versammlungen des Mittelalters. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Die Entdeckung der eigenen Identität und um das Kennenlernen der eigenen und anderen Religionen, von welcher Annette Schavan spricht, geht wesentlich besser in einem religions- und weltanschaungsübergreifenden Unterrichtsfach "Ethik und Religionskunde". Warum religionsunmündige Kinder nach den Religionsbekenntnis ihre Eltern auseinanderdividieren und in den Religionsunterricht einer Konfession stecken, die sie sich nicht ausgesucht haben sondern in welche sie halt hineinboren wurden. Ein "Erfolgsrezept" der abrahamitischen Religionen ist die Frühkindindoktrination, weshalb ich gut verstehe, dass christliche, islamische und jüdische Religionsvertreter Lobbyinginteressen an einem konfessionsgebundenen Religionsunterricht haben. Abgesehen davon spricht nichts für konfessionsgebundenen Religionsunterricht. Eltern, die Wert auf eine religiöse Erziehung ihrer Kinder legen, können diese ja in ihrer Freizeit in die Jugendgruppen der Religionsgemeinschaften schicken.
17.11.16
7:41
Manuel sagt:
Religion ist eine Privatangelegenheit, was hat sowas in den Schulen zu suchen?
17.11.16
12:28