US-Wahlen 2016

Muslime fürchten um ihre Sicherheit

Die Zahl gewaltsamer Übergriffe gegen Muslime in den USA ist nach der Wahl deutlich angestiegen. Beobachter sorgen sich zudem um die ersten Personalentscheidungen des künftigen Präsidenten.

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Muslime demonstrieren © Marcela auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet iQ.

Unter Muslimen in den USA geht die Angst um. Und das laut aktuellen Zahlen nicht ganz ohne Grund: Seit der Republikaner Donald Trump Anfang November ins Weiße Haus gewählt wurde, hat das „Southern Poverty Law Center“, eine gemeinnützige Organisation gegen Rassismus, landesweit mehr als 700 Fälle „hasserfüllter Belästigung und Bedrohung“ registriert. Zu den aus Berichten in Presse und sozialen Medien gesammelten Vorfällen gehören etwa Trump-Anhänger, die Frauen mit Kopftuch attackierten.

Zaineb Abdulla beschloss, dass sie etwas gegen solche Taten unternehmen müsse. Die Vizepräsidentin der Organisation „Deaf Planet Soul“ in Chicago drehte ein Video: Darin zeigt sie, wie Frauen sich verteidigen können, wenn jemand versucht, ihnen von hinten das Kopftuch wegzureißen. Innerhalb weniger Tage erzielte das Selbstverteidigungs-Video auf Youtube mehr als 3,5 Millionen Klicks. Die Plätze für ihre beiden im Dezember geplanten Seminare zum Thema hätte die zierliche 24-Jährige mit irakischen Wurzeln gleich mehrfach vergeben können.

Zunahme antimuslimischer Straftaten

Die beachtliche Resonanz auf das Video geht einher mit neuen Zahlen der US-Bundespolizei FBI. Die registrierte bereits für das Jahr 2015 eine Zunahme „antimuslimischer“ Straftaten. So habe es im vergangenen Jahr landesweit 257 einschlägige Fälle gegeben, ein Anstieg von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Zareena Grewal, Religionsexpertin der Elite-Universität Yale, wirft sich vor, die Ausfälle Trumps im Wahlkampf „nicht ernst genug“ genommen zu haben. Leider sei nun unübersehbar, dass „Leute vom äußersten Rand der amerikanischen Politik ins Zentrum vorrücken“.

Der Islam sei, wie ein bösartiger Krebs

Die ersten Personalentscheidungen Trumps bei der Regierungsbildung tragen dazu bei, die Angst unter Muslimen zu schüren. So etwa der Entschluss des künftigen Präsidenten, den ehemaligen Chef des Militär-Geheimdienstes Michael Flynn zum Nationalen Sicherheitsberater zu machen. Dessen islamkritische Äußerungen haben ihm unter Kollegen einen zweifelhaften Ruf eingebracht. Anfang des Jahres twitterte Flynn, es sei „rational“, Angst vor Muslimen zu haben. „Der Islam ist eine politische Ideologie“, so Flynn, „wie ein bösartiger Krebs“.

Der künftige Direktor der CIA, Mike Pompeo aus Kansas, machte mit ähnlichen Äußerungen auf sich aufmerksam. Er hielt den muslimischen Funktionären der USA vor, „sich mitschuldig an Terrorattacken zu machen“, weil sie diese nicht ausreichend verurteilten.

Trumps künftiger Chef-Berater im Weißen Haus, Stephen Bannon, machte sich als Geschäftsführer von „Breitbart“ einen Namen als Sprachrohr der „alternativen Rechten“. Der Anwärter auf den Posten des Justizministers, Jeff Sessions, derzeit Senator von Alabama, befürwortet einen Einreise-Stopp für Muslime.

Muslime sind nicht mehr sicher

Der Leiter des Rats für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR), Nihad Awad, zeigt sich besorgt über diese Weichenstellungen.
„Personalentscheidungen sagen etwas über die künftige Politik aus“, sagt er. „Wir dürfen gespannt sein, was als Nächstes kommt“. Die muslimische Gemeinschaft sei von Trumps Gnade abhängig.

Besonders beunruhigt die Vertreter der Muslime, dass die neue US-Regierung womöglich erwägt, muslimische Gläubige zur Terrorabwehr in einem speziellen Register zu erfassen. Trumps künftiger Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, widersprach zwar derartigen Meldungen, wollte aber auch nichts definitiv ausschließen.

Yale-Professorin Grewal sagt, sie erhalte inzwischen jeden Tag Anrufe von Menschen, die ihr von Übergriffen berichteten: „Die Leute sorgen sich um ihre Sicherheit“. Eine ähnliche Erfahrung machte auch Zaineb Abdulla, nachdem sie ihr Video im Internet hochgeladen hatte. Sie versucht dennoch, der Wahl Trumps eine positive Seite abzugewinnen: „Die gute Nachricht ist, dass er ganz verschiedene Gruppen zusammengebracht hat“. Es gebe viele Verbündete bei der Abwehr von Übergriffen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Holger Berger sagt:
Auf dem Foto zu diesem Artikel sehen wir eine Demonstrantin, die sich bis auf das Gesicht voll verhüllt hat und ein Schild trägt mit der Aufschrift "WE CAN'T BREATHE". Es gibt islamisch orientierte & gelenkte Länder, in denen niemals Frauen öffentlich auftreten dürften und ein solches Schild in die Höhe halten dürften. In all diesen Ländern müssen alle nicht islamisch angedockten Menschen sowieso ständig um ihre Sicherheit fürchten. Und für diese galt und gilt schon immer "WE REALLY CAN'T BREATHE". Da es ja streng genommen den 'Islam' so nicht gibt, sondern nur unterschiedliche Islam-Auffassungen bzw. Islam-Interpretations-Varianten, wäre es sehr begrüßenswert, wenn Menschen, die sich als Muslime bezeichnen, jeweils klar und verständlich definieren, was sie jeweils individuell damit konkret meinen.
23.11.16
18:59
Manuel sagt:
In fast allen islamischen Länder leben religiöse Minderheiten in ständiger Angst vor Verfolgung oder werden bis auf's Äußerste diskriminiert, darüber sollten sich die lieben hier Aufgebrachten einmal Gedanken machen, statt ständig mit dem Fimger auf den Westen zu zeigen. Räumt mal in Eurem eigenen Haus auf, dann könnt Ihr mitreden, liebe Moslems.
24.11.16
11:36
Moritz sagt:
Die hier Aufgebrachten leben nicht in einem muslimischen Land, für dessen Politik sie nicht haftbar gemacht werden können, sondern in einem Musterland der Demokratie und der Freiheit. Wenn die gelebte Realität in den USA dem behaupteten Ideal widerspricht, dann ist es folgerichtig, auf diesen Mangel hinzuweisen.
24.11.16
12:13
Johannes Disch sagt:
@Moritz Völlig richtig. Man kann Fehlentwicklungen in einem Land nicht mit den noch schlimmeren Fehlern in anderen Ländern entschuldigen. Wie sehr die beiden fremdenfeindlichen Kampagnen ("Brexit" in GB und Trumps Wahlkampf in den USA) die Stimmung gegen "Ausländer" aufgeheizt haben, ist unübersehbar. In London wurde Anfang November in einem Park ein Pole gar totgeschlagen von einer Meute, die ihm klarmachen wollte, dass er nach dem "Brexit" nun nichts mehr in GB zu suchen hätte. Vor der Tat steht immer die verbale Verunglimpfung. Dadurch werden sukzessive Hemmungen abgebaut. Und führen solche Kampagnen zum Erfolg-- wie leider in GB und den USA geschehen-- dann fühlen sich viele zur Gewalt legitimiert, da das fremdenfeindliche Programm doch gewählt wurde. Sowohl die "Brexiteers" wie auch Trump haben sich unverantwortlich verhalten! Und Trump hat mit Steve Bannon nun auch noch einen Sicherheitsberater, der früher der "Alt Right-Bewegung" angehörte; eine Bewegung von Neonazis, die ein rein weißes Amerika anstreben und deren Sprecher inzwischen dazu auffordert, Hitler doch bitte endlich "realistisch" zu betrachten... Was er darunter versteht, das wurde gestern in einem Beitrag des "auslandjournal" eindrucksvoll und erschreckend deutlich. Das Problem sind nicht die Muslime. Das Problem sind europäische Populisten und Rassisten.
24.11.16
14:55
Manuel sagt:
@Moritz: Fast alle Islamverbände werden aus dem islamischen Ausland finanziert, also welche Interessen verfolgen die? Sie wollen genau die selbe mittelalterlich-islamische Gesellschaftsordnung hier bei uns etablieren, das ist deren Ziel. Und ich habe etwas dagegen wenn von den Islam-Verbänden ständig mit den Finger auf uns gezeigt wird, aber man nicht bereit ist mal über die Zustände in Herkunftländer zu diskutieren, siehe DITIB beispielsweise, keine einzige Kritik an der Islamisierung der Türkei durch Erdogan und seiner AKP-Islamisten.
25.11.16
11:19
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Das Problem sind auch Moslems, die meinen sich nicht anpassen zu müssen und meinen hier in Deutschland unter dem Deckmantel der alles entschuldigen Religionsfreiheit die mittelalterlich-islamische Gesellschaftsordung etablieren zu müssen.
25.11.16
11:21
Kritika sagt:
L.S. Am gefährlichsten leben Moslems in einem vom Islam beherrschten Land. Dort werden falsch denkende Moslems von richtig denkend Moslems bei Anschlägen umgebracht. Gruss, Kritika
27.11.16
13:49