„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen die Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute mit Architekt Kamil Ertürk.
IslamiQ: Kannst Du Dich vorstellen?
Kamil Ertürk: Ich heiße Kamil Ertürk, lebe und arbeite in Köln und Bielefeld. Architektur und Innenarchitektur sind meine Profession und gleichzeitig meine größte Passion. Mein Arbeitsfeld weitet sich zwischen Kommunikation -und Produktdesign aus und unter dem Namen “Kalem” beschäftige ich mich mit Kalligrafie, Lettering, Hat und Typografie.
IslamiQ: Was möchtest Du mit deiner Arbeit bewirken?
Ertürk: Nachhaltigkeit. In erster Linie ist der Grund meines Schaffens, die der Kommunikation. Ich empfinde das was ich tue als eine Art Dialog, die ich durch meine Arbeit und den Menschen die Sie begleiten, eingehe. Es ist ein Weg des Austausches.
IslamiQ: Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Ertürk: Spontan würde ich sagen Ja. Wobei ich Kultur und Religion nicht gleichsetze. Beides sind sehr weite Begriffe, die für jeden anders aufgefasst werden können. Für mich sind diese sehr stark mit Erlebtem und Erinnerungen aus meiner Kindheit verbunden. Wie die Zeit bei meinen Großeltern in der Türkei. Diese persönlichen Erinnerungen bilden einen großen Teil von mir und formen mein Leben.
IslamiQ: Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?
Ertürk: Ich glaube viel wichtiger als ein Einfluss im Schaffen ist die bewusste Auseinandersetzung mit der Geschichte. Erst durch diesen Einblick in die Materie erreicht man die nötige Verbundenheit und Tiefe, die einen dazu veranlasst mehr in Erfahrung zu bringen als ein reinen künstlerischen Akt zu reproduzieren. Erst dadurch wird einem klar, das Wissen die Bereicherung ist die man anstreben sollte und nicht das erlernte Handwerk.
IslamiQ: Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?
Ertürk: Eine Steigerung würde ich es nicht nennen. Meines Erachtens ist die mediale Präsenz zu diesem Thema ein Grund dafür, dass es wieder an Aktualität gewonnen hat. In der jetzigen Debatte muss ich mit Bedauern feststellen, dass kein Versuch nach Lösungen, sondern vielmehr der Status Quo aufrecht erhalten wird. Entweder sieht man die Emotionen von Betroffen, oder die Angst und das Unverständnis der Menschen vor dem Fremden.
Meine Erfahrung mit Diskriminierung hat mir eine Sache gezeigt: Wenn Menschen sich in einem Dialog auf Augenhöhe begegnen, kommen meist die Ursachen, die zu ihrer negativen Haltung geführt haben, schnell zum Vorschein. Und man merkt selbst, ob man diesen Menschen erreichen kann oder aber auch nicht.
IslamiQ: Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?
Ertürk: Ich finde, die Frage ist irrelevant. Meiner Meinung nach hat der Islam keine geografische Zugehörigkeit, sondern vielmehr ihren Ursprung in den Herzen der Menschen, wo man sich begegnen sollte, wo Barrieren wie Sprache oder Herkunft keine große Rolle spielen und man Menschen willkommen heißt.