Dönhoff-Preis

Kermani für Verständigung ausgezeichnet

Der muslimische Schriftsteller Navid Kermani wurde mit dem Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet.

05
12
2016
Navid Kermani
Navid Kermani

Der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani (48) ist am Sonntag in Hamburg mit dem Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet worden. Er werde als „ein Brückenbauer zwischen Islam und Christentum, ein kritischer Geist und zugleich ein Versöhner zwischen den Kulturen“ geehrt, sagte Matthias Naß. Naß ist Juryvorsitzender und Korrespondent der Wochenzeitung „Die Zeit“, die den mit 20.000 Euro dotierten Preis mit vergibt. Kermani sei in einer politisch und gesellschaftlich schwierigen Situation zu einer moralischen Instanz geworden.

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, sagte in seiner Laudatio, in einer Zeit, in der „unsere so tief gespaltenen Gesellschaften vor enormen Herausforderungen stehen“, nehme Kermani „als Versöhner und moralische Instanz eine Sonderstellung ein“. Er würdigte ihn außerdem als „Symbol“ für das Gelingen, „Gräben in unseren Gesellschaften zu schließen“.

In seiner Dankesrede betonte Kermani die Rolle Europas in den aktuellen gesellschaftlichen Konflikten: „Europa ist und bleibt die positive Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung, der Einwanderung, des religiösen und nationalen Extremismus.“

Der ebenfalls mit 20.000 Euro ausgestattete Förderpreis geht an den gemeinnützigen Verein Hanseatic Help, der sich für die Versorgung von Flüchtlingen einsetzt. Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özuguz (SPD), bezeichnete den Verein als „würdigen und hochverdienten Preisträger, der sich für Menschlichkeit und Zusammenhalt in der Stadt“ einsetze. Die Verleihung fand bei einer Festveranstaltung im Deutschen Schauspielhaus Hamburg statt. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Navid Kermani ist sicher ein Versöhner zwischen Christentum und Islam, wobei seine Versöhnungsaktivitäten hauptsächlich auf bloßes Schönreden des Islams und Christentums aufbauen. Ist das wirklich ein so großes Verdienst? Bei der Beschneidungsdebatte hat Herr Kermani jedoch deutlich gemacht, dass er absolut kein kritischr Geist ist. Als "Triumph des Vulgärrationalismus" hat er das Kölner Urteil bezeichnet, mit welcher die Strafrechtsrelevanz dieser irreversiblen Amputationshandlung an Religionsunmündigen festgestellt wurde. Mal eben so im Handstreich sollen viertausend Jahre Religionsgeschichte für obsolet erklärt werden, meinte Navid Kermani damals abschätzig. Religiöse Dogmen aus der Antike scheinen für ihn den Charakter von unabänderlichen Naturgesetzen zu haben. In der Lutherbibel steht unter Sprüche 13:24: Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald. In Deutschland wurde im Jahr 2000 (durch eine Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) das Recht der Eltern auf die Körperstrafe ersatzlos abgeschafft: durch die Verschärfung des § 1631 BGB (Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung) haben Kinder nun das ausdrückliche „Recht auf gewaltfreie Erziehung“: „Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“. Mich würde wirklich interessieren, ob dieses Gesetz für Herrn Kermani auch "Vulgärrationalismus" und einen Anschlag des säkulären Staats jahrtausendalte religiöse Traditionen darstellt.
05.12.16
13:15
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Kermani redet den Islam nicht schön, sondern ist in der Lage zu differenzieren. Das gelingt ihm mit beiden Religionen: Mit dem Islam und dem Christentum. In Zeiten eines pauschalen Islam-Basing ist das sehr wohl ein Verdienst und die Auszeichnung mehr als gerechtfertigt. Übrigens ist auch die Ehefrau von Navid Kermani-- die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur--eine Stimme der Vernunft.
06.12.16
14:03