Imame

DITIB-Imame unter Verdacht

DITIB-Imame werden mit Spionagevorwürfen unter Druck gesetzt. Die DITIB weist den Vorwurf der Bespitzelung von Gemeindemitgliedern durch ihre Imame zurück. Moscheen sind für alle offen. Andere Religionsgemeinschaften pflichten ihr bei.

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DITIB Zentralmoschee
DITIB Zentralmoschee in Köln (Januar 2013) © Pappnaas666 (CC BY-SA 3.0), bearbeitet islamiQ

Laut diversen Medienberichten fühlen sich die etwa 150.000 Gülen-Anhänger in Deutschland  in den bundesweit über 900 DITIB-Moscheen und deren Imamen seit einigen Monaten schikaniert und ausgespäht. Die DITIB-Imame fungierten derzeit gleichzeitig als Spitzel für die Türkei. Wer nicht mitmacht, riskiere seinen Job. So die schweren Vorwürfe.

Die islamische Religionsgemeinschaft DITIB weist den Vorwurf einer Bespitzelung von Gülen-Anhängern zurück. An alle Moscheen sei „klare Weisung gegangen, dass unsere Moscheen und das Gebet offen sind für jeden und dass unsere Moscheen Orte der Spiritualität, nicht der Politik/Polemik sind“, heißt es in der Pressemitteilung. DITIB sei überparteilich und habe „immer nach diesem Prinzip gehandelt“. Weder der DITIB-Bundesverband noch seine Landesverbände oder Gemeinden hätten eine entsprechende Anweisung erhalten oder gegeben, so DITIB.

Die islamische Religionsgemeinschaft beklagt, dass seit einiger Zeit „immer wieder manipulativ und unwahr“ berichtet werde, um den Ruf von DITIB zu schädigen. Die „neuerlichen Unterstellungen“ seien „fern der Wirklichkeit“.

Imame seien besondere Vertrauenspersonen mit der Aufgabe der religiösen Betreuung. „Fehlerhaftes Verhalten Einzelner darf nicht zur Beeinträchtigung der religiösen, sozialen und friedensstiftenden Tätigkeit der Imame führen“, heißt es weiter.

Die DITIB kündigt an die schwerwiegenden Vorwürfe zu untersuchen, und „zwar sauber und transparent“. Wer sein Amt missbrauche, habe mit Konsequenzen zu rechnen. Als Bundesverband werde man entsprechende Maßnahmen und weitere Schritte beraten.

Vorwürfe sind kontraproduktiv

Auch der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş, äußert sich anlässlich der Vorwürfe gegenüber der DITIB und ihren Imamen. „Die pauschalen Diskreditierungen von Imamen, die vom Präsidium für Religionsangelegenheiten in der Türkei (Diyanet) nach Deutschland entsandt werden, sowie der DITIB sind äußerst irritierend und kontraproduktiv. Sie stellen alle Imame sowie die DITIB als Institution unter Generalverdacht“, erklärt Altaş.

Die DITIB habe sich zum Sachverhalt geäußert und die Vorwürfe zurückgewiesen. Es bestehe kein Grund, diese Aussage in Zweifel zu ziehen. „DITIB-Imame leisten seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag für Deutschland und haben sich bereits mehrfach bewährt. Sie verdienen Respekt und Anerkennung“, so Altaş weiter.

Es wäre ein großer Schritt zurück, ihnen dieses Vertrauen aufgrund vager Vermutungen zu entziehen. „Voreilige Entscheidungen werfen den Gesamtprozess politisch und gesellschaftlich um viele Jahre zurück“, findet Altaş. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Charley sagt:
Die Botschaft hör ich gern, allein mir fehlt der Glaube (Faust). Steht doch im Artikel: "Imamen, die vom Präsidium für Religionsangelegenheiten in der Türkei (Diyanet) nach Deutschland entsandt werden" und wenn man im Netz sich den kurzen Bericht in der ardmediathek, Hessenschau anguckt, so wird da auch erzählt, dass sie von dort bezahlt werden. "Wes Brot ich es, des´ Lied ich sing?" Der Bericht steht als zweite Meinung neben obiger des Artikels.
15.12.16
20:53
Andreas sagt:
Und ich dachte, wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat, in dem zunächst die Unschuldsvermutung gilt. Solange den Imamen der DİTİB kein Fehlverhalten nachgewisen wird, kann man doch nicht einfach Rufmord an ihnen begehen.
16.12.16
16:56
Manuel sagt:
@Andreas: DITIB findet nicht ein kritisches Wort zu den Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, jetzt denken Sie mal nach warum wohl? DITIB hat Comics herausgeben, in den der islamische Märtyrer-Tod verherrlicht wird, eindeutig islamistische Propaganda. Außerdem wird über DITIB zunehmend der türkische politische Islam in Deutschland verbreitet und auch noch von einigen gegen Kurden gehetzt, wie der ARD-Bericht von Beckmann aufgezeigt hat.
18.12.16
12:41
Charley sagt:
@Andreas: die Unschuldsvermutung beinhaltet nicht, dass nicht ein begründeter (!) Verdacht ausgesprochen werden kann. Der wird dann Anlass für Ermittlungen. Davon die Öffentlichkeit zu unterrichten ist legitim und kein Rufmord. Wenn ein Verdacht sich erhärtet wird Anklage erhoben und ggf. ein Gerichtsverfahren eingeleitet. Diese Offenheit, unter Verdacht zu stehen, muss man eben in einem demokratischen Rechtsstaat aushalten können. Dennoch besteht immer noch die ganze Zeit über für so jemanden die Unschuldsvermutung. Diese ist erst nach einer Verurteilung vorbei. Dann ist die Schuld festgestellt oder bei Freispruch der Verdacht aufgelöst. - Das Problem ist doch eher, dass mit einem Verdacht schon eine Verurteilung vorweg genommen scheint. Was das bedeutet kann man gerade in der Türkei gut beobachten, wo sogar mit einem von Regierungsseite gewünschten Denunziationssystem Verdacht und Verurteilung (z.B. dann "Entlassung" aus dem Arbeitsverhältnis aufgrund alleiniger Anschwärzung und Verdächtigung) zusammen geworfen wird. Also Gemach! Bei uns in dem "demokratischen Rechtsstaat" ist das nicht so. Zum Glück sind wir hier nicht in der Türkei! - Ansonsten lies mal genau: Die DITIB spricht selbst von "Fehlerhaftes Verhalten Einzelner"... d.h. es gab wohl so was, aber "die Organisation" ist davon frei! Naja, wär ja nett, wenns so ist. - "Focus" spricht von Dokumenten: Die Nachrichtenseite „Die Welt“ zitierte nun aus Dokumenten, die die Vorwürfe bestätigen. "Dabei handelt sich demnach um interne Berichte der türkischen Generalkonsulate Köln, Düsseldorf und München. Die Vertretungen hätten darin die Informationen zusammengefasst, die von den Imamen der Ditib-Moscheen über Gülen-Anhänger und Oppositionelle gesammelt wurden." Die Gülen-Bewegung selbst sagt: "„Jeder Imam fungiert derzeit gleichzeitig als Spitzel für die Türkei“, sagt deren Vorsitzender Ercan Karakoyun. Wer nicht mitmache, werden selbst als Gülen-Anhänger abgesägt." - Dass die türkische Regierung jegliches Maß verloren hat, lässt sich auch aus der Tatsachen erkennen, dass Gülen-Imane an die Türkei ausgeliefert werden sollen! Wer auch nur einen Hauch von der Rechtstaatlichkeit Europas hat, kann über diese juristische Perspektiven nur den Kopf schütteln: "Der türkische Europaminister Ömer Celik hat von Deutschland die Ausweisung von Predigern gefordert, die Mitglied der Gülen-Bewegung sind. “Es gibt Imame in Deutschland, die mit der Bewegung in Verbindung stehen. Wir fordern deren sofortige Ausweisung in die Türkei”, sagte Celik in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der “Wirtschaftswoche”."
18.12.16
15:43
Moritz sagt:
Es läßt sich nicht wegdiskutieren, dass die DITIB der staatlichen türkischen Religionsbehörde untersteht, dass der Vorsitzende von dieser Religionsbehörde kommt und dass sämtliche Imame aus der Türkei entsendet und bezahlt weren. Damit steht die DITIB natürlich eindeutig unter dem Einfluß der AKP und Erdogans. Da ist es denn auch naheliegend, dass die Imame ihre Gläubigen bespitzeln und Abweichler den türkischen Behörden melden. Die Religionsfreiheit, die die DITIB für sich in Deutschland immer einfordert, läßt übrigens die Türkei, dr die DITIB untersteht, immer wieder vermissen. Jüngst mit dem Weihnachtsverbot an einem Gymnasium in Istanbul, an dem immerhin 35 Lehrer aus Deutschland kommen und von hier ihr Gehalt beziehen. Die Absolventen dieses Gymnasiums erhalten immerhin so ganz nebenbei auch das international anerkannte deutsche Abitur. Über eine der wichtigsten deutschen Traditionen sollen sie aber nichts erfahren? Keine Toleranz gegenüber denjenigen, die selbst intolerant sind! Dieses Prinzip muß in Deutschland auch gegenüber der DITIB Anwendung finden.
19.12.16
8:21
Charley sagt:
Man lese doch einfach nur, was Spiegel-online unter "Spitzenpolitiker empört über Weihnachtsverbot" über den Vorgang berichtet. In einem andere Artikel steht über diese Schule: "1915 traten die ersten vier Lehrer aus Deutschland dort ihren Dienst an. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Entsendung lange unterbrochen. Erst das Kulturabkommen zwischen Deutschland und der Türkei von 1957 legte den Grundstein dafür, wieder deutsche Lehrer an türkische Gymnasien zu schicken. Das Weihnachtsverbot dürfte nur schwer in Einklang mit diesem Abkommen zu bringen sein. Der Vertrag besagt in Artikel zwölf: "Die Vertragsparteien werden bemüht sein, sich gegenseitig dabei zu unterstützen, ihren Völkern die Kenntnis der Kulturgüter des anderen Landes zu vermitteln."" Interessant ist, wie nun die AKP-Anhänger darauf reagieren. Da unterbieten sie im Niveau durchaus noch die höhnende AFD. Aber jeder türkische Muslim, der hier in Deutschland immer laut auf die "Religionsfreiheit" pocht, hat da die Möglichkeit, sich dazu zu äußern und dabei, und sei es durch Schweigen dazu, sein Gesicht zu verlieren. Wer Religionsfreiheit wirklich schätzt, der kann nicht mit zweierlei Maß messen! Freiheit ist Freiheit, auch wenn sie dem Islam nicht passt!
19.12.16
12:04
Manuel sagt:
Viele Moslems fordern immer Toleranz, wo ist den ihre Toleranz gegenüber anderen??????
19.12.16
12:36
Manuel sagt:
Es müsste ein Islamgesetz nach österreichischen Vorbild her, der den Einfluss des islamisch-politischen Auslands stoppt.
19.12.16
18:07
Johannes Disch sagt:
@Charley Es gibt einen Unterschied zwischen einem begründeten Verdacht und Rufmord. Und die immer wieder gebetsmühlenartig wiederholte Verbindung der DITIB zur Türkei wird in einer Art geschildert, die dem Rufmord sehr nahe kommt. Die Katholische Deutschlands orientiert sich am Vatikan, was aber keinen auf die Idee bringt zu behaupten, die Katholische Kirche wolle hier einen christlichen Gottesstaat errichten. Der Islam der AKP ist nicht mit dem fundamentalistisch-djihadistischen Islam(ismus) des IS zu vergleichen und der türkische Präsident Erdogan ist nicht der IS-Bhagdadi, sondern ein demokratisch gewählter Präsident. Und die Türkei ist noch immer eine Demokratie und keine Religionsdiktatur.
22.12.16
5:54
Charley sagt:
@Johannes Disch: die katholische Kirche hat keinen weltlichen "Arm" (mehr). Der Islam hat heute noch machtpolitische Interessen, ja sieht seinen religiösen Erfolg durch/in politischer Macht gesichert. Allerdings hat die katholische Kirche nach wie vor das (wenn auch subtile) Ziel, "ideell zu Leuten". Die 12 Sterne u d EU Flagge sind "katholisch", stellen dar die Sternekrone der "Jungfrau a d Offenbarung d Johannes".
04.01.17
19:15
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