Weihnachten ist das Fest des Friedens. Doch gerade in diesen Tagen herrschen vor allem Krieg und Gewalt. Religionsvertreter rufen zu mehr Besinnung und Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft auf.
Nach dem Terroranschlag von Berlin haben Religionsvertreter in ihren Weihnachtsbotschaften dazu aufgerufen, nicht mit Hass und Misstrauen zu reagieren. Angst und Unversöhnlichkeit dürfe die Gesellschaft nicht zulassen, forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. „Denn dann hätten die Mächte des Bösen, die sich auch im menschenverachtenden Terrorismus zeigen, gewonnen“, sagte Marx in seiner Predigt bei der Christmette im Münchner Liebfrauendom.
Die Realitäten der Welt, zu denen auch der Terrorismus zähle, seien nicht einfach unveränderlich. „Wir können etwas tun durch unser Reden und Handeln“, sagte Marx. Entscheidend sei dabei, ob das Handeln von Mut, Zuversicht und Hoffnung geprägt sei oder von Hass, Angst, Ressentiments und Egoismus.
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief angesichts der aktuellen Sicherheitsdebatte zu mehr Gelassenheit und Vertrauen auf. „Weihnachten lädt ein, sich nicht von der verbreiteten Nervosität und Gereiztheit anstecken zu lassen, sondern der Weihnachtsgeschichte zu vertrauen“, sagte der bayerische Landesbischof in seiner Weihnachtsbotschaft.
Jeder Mensch könne entscheiden, welcher Geschichte er vertrauen wolle, so Bedford-Strohm: „Der Geschichte von einer gnadenlosen Welt, die irgendwann in einem dunklen Loch verschwindet – oder der Geschichte von Weihnachten, der Geschichte von dem liebenden Gott.“ Weihnachten sei gerade in diesen Tagen voller Hiobsbotschaften die große Einladung, der Weihnachtsgeschichte zu vertrauen.
„Feiertage zu begehen ist ein Zeichen von Normalität“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş. Es zeige, dass wir uns trotz der Gewalt und der Versuche verschiedener Gruppen Hass zu stiften, uns nicht einschüchtern lassen. „Als Gesellschaft der Vielfalt nehmen wir Anteil in Freude und Leid. So sind wir geeint in unserer Vielfalt und lassen uns nicht spalten.“ In diesem Sinne wünsche er „allen Christinnen und Christen ein fröhliches Weihnachtsfest.“
Auch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) wünscht den christlichen Gemeinden und ihren Nachbarn ein gesegnetes Weihnachtsfest. „In der Weihnachtszeit erleben wir in Deutschland einen spirituellen Höhepunkt. Nächstenliebe, Freundschaft, Nachbarschaft, Solidarität, Teilen, Toleranz und Begegnungen werden greifbar und erlebbar“, heißt es in der veröffentlichenden Grußbotschaft.
All diese Werte seien von großer Bedeutung, um sich den Herausforderungen zu stellen und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Der Terrorakt in Berlin habe die Verletzlichkeit des Menschen und der Gesellschaft allzu deutlich gemacht. „Möge dieses Fest des Miteinanders uns allen Anlass sein, uns der Würde der Schöpfung bewusst zu werden und dabei helfen, uns noch stärker für Frieden, Freundschaft und Glückseligkeit auf der ganzen Welt und für die Menschheit einzusetzen.“ (dpa, iQ)