"Nafri"

Rassismus-Debatte nach Kölner Silvesternacht

Nach der Kölner Silvesternacht werfen einige Politiker der Polizei vor, Menschen allein aufgrund ihres Aussehens kontrolliert zu haben. Ein Tweet der Polizei schlägt hohe Wellen.

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Köln - Silvesternacht © by Marco Verch auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Das gezielte Kontrollieren von Nordafrikanern durch die Kölner Polizei in der Silvesternacht hat eine Rassismus-Debatte ausgelöst. Während die Grünen-Vorsitzende Simone Peter die Polizei kritisierte, nahmen viele andere Politiker von CDU, CSU, SPD und auch Grünen die Beamten in Schutz. Der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies bedauerte am Montag die Verwendung der Bezeichnung „Nafris“ für Nordafrikaner in einem Tweet der Polizei, verteidigte die Kontrollen aber als absolut notwendig.

Die Kölner Polizei hatte am Silvesterabend via Twitter mitgeteilt: „Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft. Infos folgen.“ Dies wurde in den sozialen Netzwerken vielfach als diskriminierend verurteilt. Mathies sagte dazu im WDR: „Den Begriff finde ich sehr unglücklich verwendet hier in der Situation. (…) Das bedauere ich außerordentlich.“ Auch das Bundesinnenministerium distanzierte sich von dem Begriff.

Der Begriff „Nafri“ werde keineswegs benutzt, um Menschen aus Nordafrika pauschal abzuwerten, sagte Ernst Walter, der Vorsitzende der Deutschen Bundespolizeigewerkschaft (DPolG). „Das ist lediglich eine Abkürzung für nordafrikanische Intensivtäter und ist keinesfalls rassistisch oder als Schimpfwort gemeint.“

Polizeipräsident Mathies betonte, man habe die Nordafrikaner nicht einfach so kontrolliert, vielmehr habe die Bundespolizei zuvor schon aus den Zügen gemeldet, dass „hochaggressive“ Gruppen nach Köln unterwegs seien. Natürlich habe die Polizei auch die Erkenntnisse zu den Tätern der vergangenen Silvesternacht berücksichtigt: „Es waren keine grauhaarigen älteren Männer oder blondhaarigen jungen Frauen.“

In der Silvesternacht vor einem Jahr war es am Kölner Hauptbahnhof zu zahlreichen Diebstählen und sexuellen Übergriffen gekommen. Die Verdächtigen und Verurteilten waren überwiegend Nordafrikaner. Diesmal kam es nicht zu solchen massenhaften Straftaten – nach Einschätzung der Polizei lag dies an ihrem konsequenten Einschreiten.

Grünen-Chefin Simone Peter hatte sich zuvor kritisch über den Kölner Einsatz geäußert. Es stelle sich die Frage nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, „wenn insgesamt knapp 1000 Personen alleine aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt“ worden seien, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Völlig inakzeptabel“ sei der Begriff „Nafris“.

Konsequentes Einschreiten der Kölner Polizei

Allerdings ist Peters Position auch innerparteilich bei den Grünen nicht unumstritten. Sowohl Bundestags-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckhardt als auch der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer distanzierten sich von ihrer Kritik an den Polizei-Kontrollen. Göring-Eckhardt sagte den „Ruhr Nachrichten“, die Kölner Polizei habe „umsichtig“ gehandelt.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der Wochenzeitung „Junge Freiheit“: „Das ist eben der Unterschied zwischen einem sprachwissenschaftlichen Grünen-Seminar und einem Polizeieinsatz.“

Scharfe Kritik an den Grünen kam von CDU und CSU. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte, man dürfe nicht zulassen, „dass blauäugige Multikulti-Duselei zum Sicherheitsrisiko für unsere Bevölkerung wird“.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte: „Leider wird die gute Polizeiarbeit heute durch die Diskussion um einen Tweet der Kölner Polizei überlagert.“ Auch die Bundesregierung zeigte sich mit dem Verlauf der Silvesternacht zufrieden. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte zu dem Vorwurf der Diskriminierung, man werde «sehr genau schauen müssen, ob an dieser Behauptung etwas dran ist». (dpa, iQ)

Leserkommentare

Marek sagt:
Klar kann man sich über einen Tweed der Polizei aufregen, wenn dort von "Nafris" die Rede ist. Das ändert aber nichts an der Faktenlage, dass es nun einmal Nordafrikaner waren, die in der Silvesternacht wieder einmal durch besonders aggressives Verhalten aufgefallen sind. Dass die betroffenen Nordafrikaner die Rassismuskarte ziehen überrascht auch nicht wirklich. Sie wollen so von ihrer Schuld ablenken. Und das funktioniert ja auch sehr gut. Keiner schaut auf das aggressive Verhalten der Nordafrikaner, alle schauen auf das vermeintliche Fehlverhalten der Polizei.
02.01.17
18:01
Johannes Disch sagt:
Diese Rassismus-Debatte ist lächerlich. "Nafri"-- für Nordafrikaner-- ist eine gebräuchliche Abkürzung bei der Polizei und bezeichnet eine geografisch genau abgrenzbare Bevölkerung. Es waren schließlich hauptsächlich Tunesier, Algerier und Marokkaner, die Silvester 2015 für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt haben. Egal, welchen kulturellen Hintergrund man haben mag: Es gibt Grundlagen zwischenmenschlichen Verhaltens, die jedem Menschen klar sind, egal, aus welchem Kulturkreis er kommt. Dafür braucht es keinen Integrationskurs. Diese Grundlagen wurden Silvester 2015 hauptsächlich von Menschen aus dem nordafrikanischen Raum verletzt. Dass diese Silvester 2016 unter verschärfter Beobachtung standen muss nicht wundern. Wer in unser Land kommt, der hat sich anständig aufzuführen. Falls ihm das zu schwer fällt, dann soll er einfach wieder gehen.
03.01.17
2:57
Holger Berger sagt:
In diesem Fall erzeugt der Tweet der Polizei zu Unrecht größere Beachtung. Die reißerische Überschrift zum obigen Bericht passt nicht ganz zum nachfolgenden Inhalt. Selbstverständlich müssen Polizeibehörden auch nordafrikanischen Intensivstraftätern (NAFRIS) Grenzen setzen. Genauso auch islamistischen Intensivstraftätern (ISTIS). Man könnte dann noch folgende Kürzel verwenden: 'HOSTIS' für homosexuelle Intensivstraftäter und 'HESTIS' für heterosexuelle Intensivstraftäter oder 'BISTIS' für bisexuelle Intensivstraftäter. Gleiches Recht für alle.
03.01.17
11:59
Johannes Disch sagt:
@Winterhude: Abgelehnter Asylbewerber vergewaltigt 14jähriges Mädchen! Erst Anis Amri-- der längst hätte in Abschiebehaft sitzen müssen-- und nun das! In einer Flüchtlingsunterkunft hat ein 25jähriger Ägypter, der das Land schon seit 4 Jahren hätte verlassen müssen, ein 14jähriges Mädchen vergewaltigt. Er ist aber "nur" ein Kleinkrimineller bzw. war das bisher, d.h. bis zur heutigen Tat. Für "Kleinkriminelle" -- darunter fällt bei erwähnter Person jahrelanger regelmäßiger Drogenhandel-- sieht der ach so liberale deutsche Rechtsstaat aber keine Abschiebhaft vor. Es reicht in diesem Land, keine Papiere zu haben, um geduldet zu werden, und zwar über Jahre. Selbst wenn man die Identität ermittelt-- wie im Fall des Ägypters--, wenn der Statt ihn nicht zurücknimmt, na dann eben Pech gehabt... Das sind Dinge, die können nicht sein! Und sie dürfen nicht sein! Der deutsche Rechtsstaat bringt es 4 lange Jahre nicht fertig, einen abgelehnten und straffällig gewordenen abgelehnten Asylbewerber aus dem Land zu bringen! Stattdessen kann der weiter kriminell handeln und es eskaliert in der Vergewaltigung ein 14Jährigen! Das zieht einem die Schuhe aus! Wahrscheinlich wird der zuständige Innensenator wieder im Brustton der Überzeugung die volle Verantwortung auf sich nehmen, aber keinen Anlass für einen Rücktritt sehen. Wie beim Fall Amri. Noch einmal: Der Asylbewerber hätte das Land seit 4 Jahren verlassen müssen. Deutschland hat es bis heute nicht geschafft, diesen Mann loszuwerden. Stattdessen kann er ein 14jähriges Mädchen vergewaltigen. In einer Flüchtlingsunterkunft... Da muss man sich nicht wundern, wenn das Vertrauen in den deutschen Rechtsstaat immer mehr schwindet und viele Leute anfällig werden für die Parolen von Rechtspopulisten. Wie wäre es, wenn "IslamiQ" sich mal Gedanken macht, wie man abgelehnte Asylbewerber schneller aus Landes bringen kann, statt wegen eines harmlosen Tweeds der Kölner Polizei über angeblichen Rassismus zu schwadronieren???
03.01.17
19:39
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Wow, so kenne ich Sie ja gar nicht, wieso auf einmal so kritisch???????
09.01.17
11:00
Johannes Disch sagt:
@Manuel Ich war diesen Dingen gegenüber nie unkritisch. Ich bin nur gegen Pauschalierungen.
16.01.17
13:08