Papst Franziskus hat sich gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen und vor einer „übertriebenen Laizität“ in Frankreich gewarnt. Zugleich betonte er, dass Europa nicht nur christliche Wurzeln habe und andere Kulturen und Religionen berücksichtigt werden müssen, damit Europa vorankommen kann.
Im Interview mit der französischen Zeitung „La Croix“ hat sich Papst Franziskus gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen, wie „ORF.at“ berichtet. „Wenn eine muslimische Frau ein Kopftuch tragen will, muss sie das tun können, ebenso wie ein Katholik, der ein Kreuz tragen will“, sagte er der Zeitung. Jeder, egal ob muslimisch, katholisch oder jüdisch, müsse die Freiheit haben, seinen Glauben zum Ausdruck bringen zu können, sagte der Papst mit Blick auf das Kopftuchverbot in Frankreich. Auch kritisierte er das Land wegen einer „übertriebenen Laizität“. Dadurch würden Religionen wie „eine Subkultur“ betrachtet und nicht wie eine „echte und eigene Kultur“, so der Papst, der Frankreich sonst sehr schätze.
Zugleich sei es wichtig zu betonen, dass Europa nicht nur christliche Wurzel habe. Das katholische Oberhaupt ist außerdem der Meinung, dass der Ton, „triumphalistisch oder rachsüchtig“ sein könne, wenn von einem Europa mit rein christlichen Wurzeln die Rede ist. Zwar habe Europa zweifellos christliche Wurzeln, dennoch dürfe man es nicht in „kolonialistischer Manier“ nur für das Christentum einnehmen.
Ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen sei möglich. Positive Beispiele hierfür seien, unter anderem sein Heimatland Argentinien, die Zentralafrikanische Republik und der Libanon, so der Papst.
Auf die Frage, ob die Furcht vor dem Islam in Europa aus seiner Sicht gerechtfertigt sei, forderte er eine differenzierte Sicht auf den Islam und dessen Verhältnis zur Gewalt, denn auch in der Geschichte des Christentums habe es gewalttätige Ausschreitungen gegeben, die bis zur Zeit Jesu zu beobachten seien.
Den „islamistischen Terror“ stellte Franziskus in einem Zusammenhang mit den westlichen Militärinterventionen im Irak und in Libyen. Angesichts des Terrors in Europa, solle der Westen eher die Art und Weise hinterfragen, wie er sein Modell von Demokratie in diese Länder exportiert habe, so der Papst. „Wir können hier nicht vorankommen, wenn wir die Kulturen nicht berücksichtigen.“