Der Vorschlag des österreichischen Integrationsministers, das Kopftuch im öffentlichen Dienst zu verbieten, stößt bei den Muslimen und Religionsgemeinschaften in Österreich auf scharfe Kritik.
Der Vorschlag des österreichischen Integrationsministers Sebastian Kurz, ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst durchzusetzen und ins geplante Integrationsgesetz aufzunehmen, stößt bei österreichischen Muslimen auf Kritik und Empörung.
Das Netzwerk „Musliminmen und solidarische Nichtmusliminnen“ hat als Protest gegen dieses Vorhaben bei facebook unter den Hashtags #MeinHijabMeinRecht #SolidaritätKopftuch #FreiheitSelbstbestimmung eine Fotoaktion gestartet und dazu aufgerufen, ein Foto mit einer Botschaft an den Integrationsminister hochzuladen. An dieser Aktion sollen alle teilnehmen, die der Meinung sind, dass „Männer nicht entscheiden sollen, was Frauen zu tragen haben. Auch nicht wenn es der Minister ist!“, so das Netzwerk.
Verschiedene Teilnehmer sendeten u.a. die Botschaften „Ich entscheide, was ich trage, Herr Minister!“, „Mein Kopf, mein Eigentum! Weder Kurz noch Lang entscheidet, was ich trage!“ und „Mal unter uns Männern, Herr Minister: Wollen Sie ernsthaft Frauen vorschreiben, was sie zu tragen haben und was nicht?“.
Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) bezeichnet ein solches Kopftuchverbot als „anti-integrativ“. „Bedienstete des öffentlichen Dienstes haben eine positive Grundeinstellung zum Staat nicht nur verinnerlicht, sondern sind Multiplikatorinnen der Rechtsstaatlichkeit und Loyalität zu Österreich. Kopftuchtragenden Musliminnen will man die Eignung für genau diesen äußerst positiven Beitrag prinzipiell absprechen? Das ist ein Signal in die völlig falsche Richtung“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der Religionsgemeinschaft.
Der Präsident der IGGiÖ, Ibrahim Olgun, fordert deshalb: „Wir appellieren dringend, diesen Vorstoß zurück zu nehmen, der einer weiteren Zusammenarbeit zwischen der IGGÖ und dem Integrationsministerium den Boden unter den Füßen zu entziehen droht. Aus dem geplanten Integrationspaket würde sonst ein Diskriminierungspaket.“
Die Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ) erwägt ebenfalls die Zusammenarbeit mit dem Integrationsministerium aufgrund wiederholter Agitation gegen Muslime auszusetzen. Vorstandsmitglied Omar Al-Rawi, sagte am Freitag gegenüber der Kronen Zeitung „Kurz gefällt anscheinend seine Rolle, sich auf dem Rücken der Musliminnen und Muslime politisch profilieren zu wollen.“ Er kündigte an, mit dem Integrationsminister „endlich Tacheles zu reden“. Kooperationen mit dem Ministerium werde er nun „evaluieren und auf ihren Sinn prüfen.“ „Immer über Medien uns Muslimen auszurichten, was er von uns denkt, ist nicht mehr tragbar“, so Al-Rawi weiter.