Integrationsministerin Özoğuz fordert eine entspanntere Debatte um religiösen Symbole. Es gehe es nicht um Sieger und Besiegte, sondern um tragfähige Regelungen.
Mehr Gelassenheit im Streit um religiöse Symbole und Bräuche in der Öffentlichkeit hat die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz (SPD), gefordert. In der Diskussion um Verschleierung, Kruzifixe oder Gebetsräume gehe es nicht um Sieger und Besiegte, erklärte die Staatsministerin am Donnerstag in Berlin. Vielmehr müsse es in einer freiheitlichen und offenen Gesellschaft „intelligente Wege“ geben, auch in solchen Fragen tragfähige Regelungen auszuhandeln.
Als Beispiel erinnerte Özoguz an eine unproblematisch praktizierte Toleranz gegenüber Veganern. So wie Veganern auch in öffentlichen Kantinen Angebote gemacht würden, müsse es auch möglich sein, Muslimen Essen anzubieten, das ihren religiösen Regeln entspreche. Die Debatte um Bratwurst auf dem Speiseplan solle nicht ideologisch geführt werden. Wichtig sei vielmehr eine gesunde Ernährung.
Özoguz äußerte sich bei einer Veranstaltung der CIVIS-Medienstiftung für Integration in Berlin zum Thema „Das neue deutsche WIR. German Angst“.
Bei derselben Veranstaltung forderte die Eichstätter Medienwissenschaftlerin Friederike Herrmann, Medien und Politik sollten sich von der oft unbewussten Macht öffentlicher „Narrative“ befreien. Gerade die Migrationsdebatte der beiden vergangenen Jahre sei von solchen Narrativen beherrscht worden, in denen ein gefühlter Zusammenhang von Flüchtlingszuzug und Kriminalität immer mehr zu einem nicht mehr hinterfragten Mythos geronnen sei.
Die Berichterstattung in den Wochen nach der Kölner Silvesternacht 2015 und dem Sexualmord von Freiburg 2016 hätten das eindrucksvoll gezeigt. Medien hätten die Aufgabe, über die Dynamik solcher Meinungsbildungsprozesse kritisch zu berichten und sich von der suggestiven Macht der Narrative zu lösen, sagte Herrmann. (KNA, iQ)