In einer Moschee in der kanadischen Stadt Québec fielen während des Abendgebets plötzlich Schüsse. Mindestens sechs Menschen sterben. Islamische Vertreter verurteilen den Anschlag und erfahren Unterstützung weltweit.
Mutmaßliche Terroristen haben während des Abendgebets eine Moschee in der ostkanadischen Stadt Québec gestürmt und auf die Gläubigen geschossen. Sechs Menschen seien dabei getötet und acht weitere verletzt worden, sagte Polizeisprecherin Christine Coulombe in der Nacht zum Montag. Zwei Menschen seien festgenommen worden.
Kanadas Premier Justin Trudeau bezeichnete die Bluttat als „Terroranschlag auf Muslime“ und versprach, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Nach Angaben der Zeitung „Le Soleil“ war einer der Festgenommenen mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr bewaffnet. Der Premierminister der französischsprachigen Provinz Québec, Philippe Couillard, sagte am Sonntagabend, es gebe bisher sehr wenige Informationen über die mutmaßlichen Täter.
Radio Canada zufolge hielten sich zum Tatzeitpunkt gegen 20 Uhr (Ortszeit) Dutzende Menschen in der Moschee im Viertel Sainte-Foy auf. Ein Augenzeuge sagte dem Sender, zwei maskierte Männer hätten das Gebäude gestürmt, das Feuer auf die Betenden eröffnet und dabei „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen. Auch mehrere Kinder hätten den Angriff miterlebt.
„Es ist entsetzlich“, sagte der Moschee-Vorsitzende Mohammed Yangui der Nachrichtenagentur dpa. „Diese Menschen kommen jeden Tag friedlich zum Beten, aber jetzt werden einige von ihnen nie wieder vom Gebet nach Hause zurückkehren. Ich bin schockiert, mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich fühle.“ Yangui wies darauf hin, dass seine Moschee in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel von Angriffen gewesen sei. Im Juni wurde etwa ein abgetrennter Schweinekopf im Eingangsbereich der Moschee abgelegt.
Québecs Premierminister Couillard betonte nach dem Anschlag die Solidarität mit der muslimischen Gemeinschaft. „Ihr seid willkommen bei uns. Wir alle sind Québecer“, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bürgermeister Regis Labeaume und seinem Sicherheitsminister Martin Coiteux. Labeaume sagte, die „Mitbürger und Mitbürgerinnen“ seien «unsere Nachbarn». Coiteux versicherte, es werde alles getan, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag als „verachtenswerte Tat“ bezeichnet. Die Kanzlerin habe „mit Erschütterung“ von dem «mörderischen Angriff auf Gläubige“ erfahren, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Sie bekunde allen Betroffenen ihr tiefes Mitgefühl, Deutschland stehe an der Seite der Trauernden in Quebec. Wenn die Mörder es darauf angelegt hätten, Menschen unterschiedlichen Glaubens gegeneinander aufzubringen, „so wird ihnen das nicht gelingen“.
Außenminister Sigmar Gabriel verurteilte das „grausame Attentat auf betende Muslime“ auf das Schärfste. „Der Angriff zielt ins Herz einer Nation, die für religiöse Toleranz und Vielfalt bekannt ist“, sagte er. „Wir stehen in dieser schweren Stunde Seite an Seite mit unseren kanadischen Freunden und Partnern. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen und Familien der Opfer. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung“, so Gabriel.
Muslime und islamische Religionsgemeinschaften reagieren entsetzt auf den Anschlag und zeigen sich äußerst besorgt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) Aiman Mazyek schreibt auf seiner facebook-Seite: „Wir sind entsetzt über diese menschenverachtende brutale Tat und verurteilen diese aufs Schärfste. Unsere Gebete und Gedanken sind jetzt bei den Opfern und Hinterbliebenen, denen wir unser tiefempfundenes Mitleid aussprechen“
Auch die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) verurteilt „den feigen Anschlag auf die Moschee in Québec aufs Schärfste“ und bekundet. „Wir sind in Gedanken und unseren Gebeten bei den Opfern.“
In einer Stellungnahme bedauert die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) den Anschlag und verweist darauf, dass die „stark zunehmende Feindlichkeit gegenüber Muslimen auf eine klare Konjunktur von Übergriffen hindeutet. Auch die Relativierung von Angriffen auf Moscheen als Kleindelikt zeigt, dass jene Hassausdrücke der Täter unterschätzt wurde. Gotteshäuser dürfen nie zur Zielscheibe von Übergriffen werden, da die Reichweite des Gefährdungspotenzials nicht vorab erkannt werden kann. Die Moschee in Quebec hatte schon mehrere Angriffe in letzter Zeit.“ (dpa/KNA/iQ)