In Wuppertal soll nächstes Jahr der bundesweit erste muslimische Friedhof ohne Liegezeit-Frist entstehen.
Der bundesweit erste eigenständige muslimische Friedhof ohne Beschränkung der Liegezeit soll 2018 in Wuppertal eröffnet werden. Architekturstudenten der Universität Wuppertal hatten im Auftrag des örtlichen muslimischen Friedhofsvereins acht Entwürfe erstellt, die am Dienstagabend der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollten, wie der WDR in Wuppertal mitteilte.
Möglicherweise fällt schon bei der Veranstaltung mit Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) eine Entscheidung für den Entwurf, der am Ende umgesetzt wird.
Auf Friedhöfen in Deutschland gilt in der Regel eine Verweildauer der Gräber von 20 bis 25 Jahren. Nach muslimischem Bestattungsritus soll ein Toter jedoch in bislang nicht als Grab genutztem Boden und „für die Ewigkeit“ beigesetzt werden, wie der Vorsitzende des Vereins „Muslimische Friedhöfe Wuppertal“, Mustafa Temizer, dem WDR erklärte.
Dies soll auf dem neuen Friedhof möglich sein. Das Gebiet, das Platz für rund 3.000 Gräber bietet, war zunächst als evangelisches Friedhofsgelände ausgewiesen. Doch werde die Fläche aufgrund der steigenden Zahl von Urnenbestattungen nicht benötigt.
Bislang hätten die meisten Muslime ihre Toten in ihren Herkunftsländern bestatten lassen, sagte Temizer. „Wir gehen davon aus, dass sich das ändert, wenn der Friedhof fertig ist.“ Das Projekt werde komplett über Spenden finanziert, die in den Wuppertaler Moschee-Gemeinden gesammelt würden. Der muslimische Friedhof werde in unmittelbarer Nähe eines evangelischen und jüdischen Begräbnis-Areals liegen.
Die Umsetzung der Idee eines muslimischen Friedhofs ist erst nach einer Änderung des nordrhein-westfälischen Bestattungsgesetzes im Oktober 2014 möglich geworden. Zuvor durften nur Körperschaften öffentlichen Rechts Friedhöfe betreiben, zu denen etwa die Kirchen, nicht aber die Muslime zählen. Die Kommunen haben nun die Möglichkeit, über eine „Beleihung“ den Friedhofsbetrieb an „gemeinnützige Religionsgemeinschaften oder religiöse Vereine“ zu übertragen. Die Trägerschaft für den Friedhof bleibt weiterhin bei der Kommune.
Nach Angaben der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas gibt es bundesweit zwar eine Vielzahl von muslimischen Grabfeldern auf Friedhöfen, jedoch keine eigene Begräbnisstätte. Einzige historische Ausnahme sei der 150 Jahre alte türkische Friedhof in Berlin, der jedoch seit 1989 nicht mehr genutzt werde, sagte Aeternitas-Sprecher Alexander Helbach auf Anfrage. (KNA/iQ)