Das Gutachten des Beratungsrates der IGGiÖ über die Verhüllung im Islam reizt die Gemüter. Wie aber die Glaubenslehre auszulegen sei, sei keine Aufgabe der Politik, sondern die der Islamischen Glaubensgemeinschaft selbst, so der Vorsitzende.
Mitte Februar hat der theologische Beratungsrat der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sein Gutachten zum Thema „Stellung der Verhüllung im Islam“ veröffentlicht. Das theologische Gutachten, welches von Mufti Mustafa Mullaoğlu verfasst wurde, thematisiert die Verhüllungsgebote im Islam.
Sowohl für Frauen als auch für Männer gebe es religiöse Kleidungsvorschriften. „Für weibliche Muslime ab der Pubertät ist in der Öffentlichkeit die Bedeckung des Körpers, mit Ausnahme von Gesicht, Händen und nach manchen Rechtsgelehrten Füßen, ein religiöses Gebot und damit Teil der Glaubenspraxis“, heißt es im Gutachten des Rates.
In Bezug auf die Gesichtsbedeckung lege der Rat der muslimischen Frau aber nahe, die österreichische Kultur zu berücksichtigen und vom Tragen einer Gesichtsbedeckung abzulassen. Jedoch unterstreiche der Rat die Freiheit der Frau, so dass auch abweichende Auffassungen möglich seien und „keinesfalls von anderen abgewertet werden dürfen“.
Eine politische Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar lehne eine Verpflichtung zum Kopftuch klar ab. „Eine solche Positionierung ist ein Angriff auf die Freiheit und Selbstbestimmung der Frauen“, wird Duzdar im Kurier zitiert. Es sei nicht akzeptabel, dass Frauen und Mädchen in ihrer Freiheit eingeschränkt würden.
Auch Ibrahim Olgun, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), äußerte sich zum Beschluss des Beratungsrates. „Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich verkennt nicht das Recht des österreichischen Parlaments, innerhalb des verfassungsrechtlichen Rahmens Regeln für das tägliche Zusammenleben aufzustellen, die auch die Kopfbedeckung betreffen können“, heißt es in der Stellungnahme Olguns auf der Internetseite der IGGiÖ. Wie aber die Glaubenslehre auszulegen sei, sei keine Aufgabe der Politik oder der Medien, sondern die der Islamischen Glaubensgemeinschaft selbst.
„Diese Stellungnahme wurde in der medialen Aufarbeitung ihres eigentlichen Inhalts beraubt und insofern völlig verkehrt wiedergegeben“, so Olgun weiter. Der Öffentlichkeit werde der Eindruck vermittelt, dass die Islamische Glaubensgemeinschaft ihre Mitglieder zur Verhüllung zwinge. „Dieser Versuch, die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich zum Spielball der Politik zu machen, wird auf das Schärfste verurteilt und wird unsere Gemeinschaft nicht beirren, weiterhin den wahren – von Freiwilligkeit und Überzeugung geleiteten – Islam zu predigen“, erklärt Olgun.