Was für Menschen werden heute noch Priester, Rabbi oder Imam? Das ZDF hat in einer „37 Grad“-Doku (28. März) drei Anwärter auf ihren letzten Schritten in den Beruf begleitet.
Treffen sich ein katholischer Priester, ein Imam und ein Rabbi… Diese Situation ist nicht der Anfang eines Witzes, sondern das Ende eines Films: In der Doku-Reihe „37 Grad“ zeigt das ZDF am Dienstag den entscheidenden, letzten Schritt dreier zukünftiger Gottesmänner auf ihrem Weg in ihren ungewöhnlichen Beruf.
„Wer will heute noch Priester werden?“ Die Frage begegnet diesen drei jungen Männern häufig: Benjamin möchte Rabbiner sein, Sadiq lässt sich zum Imam ausbilden und Claudius wird katholischer Priester. Der Weg zur Kanzel war für alle drei lang. Zwischen fünf und sieben Jahren Studium haben die angehenden Priester absolviert. Die große Zeitspanne lässt genügend Raum für Zweifel am eingeschlagenen Weg.
„Was erzählt man da eigentlich?“, fragt sich etwa Claudius manchmal, wenn er am Altar einen Bibeltext vorliest. Ähnliches berichtet Sadiq von seinem Studium des Islams: „Je mehr man erfährt, desto mehr merkt man, dass man eigentlich nichts weiß.“ Auch für Benjamin sind solche Gedanken in seiner Religion verankert: Judentum bedeutet für ihn auch ein „Verständnis davon, dass man vielleicht nicht alles weiß“.
Es gibt aber auch deutliche Unterschiede: Während Sadiq bereits verheiratet ist, wird diese Tür für Claudius immer verschlossen
bleiben. „Ein großer Verzicht“, sagt der 28-jährige. Sein Blick geht dabei ins Leere. Benjamin dagegen wohnt bereits mit Frau und zwei Kindern zusammen: „Ein Rabbiner ohne eigene Familie ist unvollkommen“, sagt er.
Vor dem ersten Treffen am Ende des Films werden die drei jungen Männer einzeln begleitet. Dabei zoomt der Blick auch tief ins Privatleben. Während Benjamin eine Schaltuhr programmiert, weil am Sabbat auch das Anzünden elektronischer Lichter untersagt ist, trifft sich Claudius in geselliger Runde zum Bier. Sadiq findet beim Badminton einen Ausgleich für die 13 anstehenden Prüfungen auf dem Weg zum Imam.
Die Kamera ist den Protagonisten der Dokumentation aber auch während der Ausbildung ganz nah: Etwa, wenn Claudius gemeinsam mit anderen Pastoralanwärtern den tückischen liturgischen Gesang einüben muss. Auch das synchrone Kreuzzeichen will geübt sein: „La-Ola-Optik2 will der Dozent nicht sehen – gleich noch einmal. Sadiq erklärt bei einer Infoveranstaltung, wie im Islam außerirdisches Leben eingeordnet wird. Benjamin feilt an der Abschlussrede, die er vor hochrangigen Rabbinern halten wird.
Trotz gelegentlicher Zweifel sind sich alle drei sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Während bei Claudius die Familie schon lange insgeheim ahnte, dass er einmal Priester werden würde, war der Weg bei Benjamin und Sadiq weniger vorgezeichnet. Mittlerweile haben aber alle drei ein gemeinsames Ziel: Als fertig ausgebildete Prediger wollen sie für ein friedliches Zusammenleben der Religionen arbeiten. (KNA, iQ)