Das Buch „Inside Islam“ und die dazugehörige Sendereihe „Moscheereport“ ist bei Muslimen und Nichtmuslimen auf große Kritik gestoßen. Cemil Şahinöz gibt einen kritischen Einblick in das Buch.
Eigentlich hatte ich vor, eine ausführliche Analyse des Reports vorzunehmen, doch nach den ersten 70-80 Seiten des Buches erübrigte sich dies.
Der Moscheereport geht nach folgendem Muster vor. Erst wird kurz berichtet, was weltweit in der Woche der Freitagspredigten passierte. Dann wird die jeweilige Moschee vorgestellt, es folgt eine Transkription der Freitagspredigt und danach eine Diskussion/Interview über diese Predigt.
Die Predigten behandeln theologische Phänomene. Sie sind in einem theologischen Kontext zu verstehen. Sie geben keine aktuellen politischen Debatten wider. Doch genau dies wird in der Interpretation der Predigten gemacht. Wenn z. B. der Imam von unmoralischen Verhaltensformen spricht (so wie in der Kirche, Synagoge oder jeder Ethik-Konferenz auch), wird dies so interpretiert, als sei hier die deutsche Gesellschaft gemeint. Dies sei dann ein Zeichen für Desintegration.
Leider hält das Buch bis zum Ende dieses Format bei. Dementsprechend sind die Ergebnisse. Theologische Aussagen werden vom Kontext gerissen und in aktuell politische Statements umgewandelt. Ein fataler Fehler. Von Wissenschaftlichkeit und Neutralität zeugt das nicht gerade.
Hier ein Beispiel: An einer Stelle spricht ein Imam von der „Verwerflichkeit von allem Neuen“. In der islamischen Theologie nennt man dies Bid’a. Gemeint ist damit, dass es theologisch nicht erlaubt ist, neue islamische Rituale in den Islam einzuführen. Dieses „Neue“ gilt als „verwerflich“. Es geht hier also nur um neue Rituale, Aberglauben usw. Der Autor jedoch interpretiert diesen theologischen Begriff als einen gesellschaftlichen Begriff und glaubt, dass damit alles Neue aus der Gesellschaft verwerflich sei. Das führt dann zu dem Ergebnis der Integrationsverweigerung.
Anderes Beispiel: Ein Imam spricht von Yazid. Einem Tyrannen aus der Geschichte. Der Autor versteht hier aber Jesiden und interpretiert, dass der Imam gegen Jesiden hetzt. Ein schwerwiegender Fehler.
Umso erstaunlicher ist es, dass Constantin Schreiber an mehreren Stellen den Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung, welches wissenschaftlich methodisch sauber vorangegangen ist und vor allem repräsentativ ist, kritisiert und seine eigenen wenigen Moscheebesuche als repräsentativ darstellt.
Selbstverständlich hat das Buch keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Dem „Durchschnittsleser“ wird dies aber nicht viel interessieren. Die Wirkung des Buches ist daher nicht gut. Immerhin geht es hier um eine Community, der mehr als 4 Millionen Menschen in Deutschland angehören. Da hätte man viel genauer hingucken und theologische Texte in ihrem Kontext sehen müssen.